Kfz-Markt : Rückgang von 10 Prozent bei Pkw-Neuzulassungen

Tabelle mit Absatzzahlen für Pkw, Zweiräder und Lastkraftwagen im Jahr 2022 in Österreich im Jahresvergleich 2018 bis 2022

Absatzzahlen für Pkw, Zweiräder und Lastkraftwagen (N1, N2, N3) im Jahr 2022 in Österreich im Jahresvergleich 2018 bis 2022

- © Quelle: Statistik Austria

Mit 215.050 Pkw ist die Zahl der Pkw-Neuzulassungen im Jahr 2022 so niedrig wie zuletzt vor 43 Jahren (1979: 214.297 Pkw). Gegenüber dem Vorjahr betrug der Rückgang 10,3 Prozent, ein Minus von 24.753 Pkw. Die Gründe dafür waren einerseits die teilweise massiven Lieferschwierigkeiten der Hersteller aufgrund gestörter Lieferketten, insbesondere bei Halbleiterbauteilen. In der zweiten Jahreshälfte 2022 machte sich dann auch zunehmend eine Kaufzurückhaltung aufgrund der starken Inflation bemerkbar.

Noch drastischer sieht der Rückgang aus, wenn man die Absatzzahlen 2022 mit dem Vorkrisenjahr 2019 vergleicht. Demgegenüber sind die Neuzulassungen um mehr als ein Drittel zurückgegangen (−34,7 %) und der österreichische Kfz-Markt ist seit Ausbruch der Corona-Krise um über einhunderttausend Autos geschrumpft. Exakt 114.313 Neufahrzeuge wurden im letzten Jahr weniger verkauft, als noch vor der Krise. Auch die Jahre 2020 und 2021 waren schwache Autojahre. Zusammen genommen hat der Automobilmarkt in Österreich damit in den vergangenen drei Jahren rund 300.000 Neufahrzeuge verloren, sagt Günther Kerle, Sprecher der Automobilimporteure in der Österreichischen Industriellenvereinigung.

Günther Kerle
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Günther Kerle ist Sprecher der Automobilimporteure in der österreichischen Industriellenvereinigung - © Österreichische Automobilimporteure
Der österreichische Kfz-Markt ist seit Ausbruch der Corona-Krise um über einhunderttausend Autos geschrumpft"

Auf den ersten Blick sieht auch der Absatzrückgang bei Lastkraftwagen dramatisch aus: So ist etwa der Markt für Transporter um 62,5 Prozent eingebrochen. Dies ist jedoch auf die Einführung der NoVA für leichte Nutzfahrzeuge Mitte des Jahres 2021 zurückzuführen, was zu entsprechenden Vorzieheffekten und einem Rekordabsatz im Jahr 2021 geführt hatte. Bei den Lastwagen über 3,5 Tonnen kam es ebenfalls zu einem Absatzrückgang, allerdings bei weitem nicht so stark. Lediglich der Markt für schwere Lkw-Fahrgestelle schwächelte 2022 deutlich mit einem Minus von 18,3 Prozent. Dies konnte die Nutzfahrzeugindustrie jedoch mit einem Absatzplus bei Sattelzugmaschinen von über 10,5 Prozent ausgleichen.

Pkw-Neuzulassungen nach Krafstoffart und Bundesländern 2022

- © Quelle: Statistik Austria

Antriebsmix im Jahr 2022: Elektrofahrzeuge im Aufwind

Besonders stark macht sich der Rückgang bei Diesel-Pkw bemerkbar: Wurden im Jahr 2019 noch 126.311 Dieselautos verkauft, so waren es im Jahr 2022 nur noch 48.155. Das ist ein Minus von 61,9 Prozent. Aber auch der Absatz von Benzinfahrzeugen ging um 55,5 Prozent zurück, von 176.706 Fahrzeugen vor Corona auf 78.567 in 2022. Drastisch zugenommen hat dafür der Absatz von Elektro- und Hybridfahrzeugen, insgesamt liegt der Anteil von alternativ angetriebenen Pkw nun bei über 40 Prozent. So wurden zuletzt 34.165 rein elektrische Pkw zugelassen, ein Plus von 269,7 Prozent gegenüber dem Vorkrisenjahr 2019.

Gegenüber 2019 mehr als verdoppelt hat sich auch der Absatz von Benzin-Hybrid-Pkw auf 40.704 (+229,6 %) und Diesel-Hybrid-Pkw auf 13.422 (+222,9 %). Diese Fahrzeuge werden zwar nicht direkt gefördert, profitieren aber von der geltenden Formel zur NoVA-Berechnung: Diese richtet sich nämlich nach dem Normverbrauch (WLTP). Nachdem dafür nur der Verbrauch der ersten 100 Kilometer herangezogen wird, sind sogenannte Plug-in-Hybride auf dem Papier besonders sparsam: Die Batterie reduziert den Kraftstoffverbrauch auf den ersten 50 Kilometern auf Null. Somit liegt der Normverbrauch von Plug-in-Hybridfahrzeugen selbst bei schweren SUVs meist deutlich unter 4 Litern und somit fällt auch keine NoVA an.

Weiterhin auf hohem Niveau waren 2022 übrigens auch die Neuzulassungen von Wohnmobilen mit einem Plus von 3.077 Fahrzeuge (+180,6 %) und Motorrädern mit einem Plus von 5.233 Stück (+18,9 %) gegenüber dem Jahr 2019.

Von allen Pkw-Neuzulassungen im Jahr 2022 entfielen 66 Prozent auf juristischen Personen, Firmen und Gebietskörperschaften"

Neuwagenkäufer sind hauptsächlich Unternehmen und Gebietskörperschaften

Von allen Pkw-Neuzulassungen im Jahr 2022 entfielen 66 Prozent auf juristischen Personen, Firmen und Gebietskörperschaften. Nur 34 Prozent der Käufer waren Privatkunden. Das trifft besonders auf Diesel-Pkw und rein elektrisch betriebenen Pkw zu, hier entfielen jeweils knapp 79 Prozent auf juristische Personen, Firmen bzw. Gebietskörperschaften. Im Bereich der E-Fahrzeuge sind ein Grund dafür die Steuererleichterungen, wie etwa der Wegfall des Sachbezugs für Firmenwagennutzer und die Vorsteuerabzugsberechtigung für Unternehmer. Diese Steuererleichterungen werden auch in 2023 bestehen bleiben, eine direkte Ankaufsförderung von E-Autos für Betriebe gibt es aber nicht mehr, was die Automobilimporteure scharf kritisieren. Für Privatkunden gibt es in Österreich allerdings weiterhin eine Förderung von 5.000 Euro beim Kauf eines Stromers.

Abgesehen von fehlenden oder unzureichenden Förderungen, sei die größte Hürde für den großflächigen Verkauf von Elektrofahrzeugen die Ladeinfrastruktur: „Wenn jemand nicht zu Hause, sondern nur öffentlich laden kann, dann muss man eigentlich vom Kauf eines E-Autos abraten“, sagt Günter Kerle. Die Kosten für das Laden an öffentlichen Ladesäulen seien nicht nur viel zu hoch, sondern zumeist auch extrem intransparent. Hier fordern sowohl die Automobilimporteure als auch der Fahrzeughandel mehr Transparenz, faire Tarifmodelle und vor allem eine unkomplizierte Bezahlmöglichkeit, etwa mittels eines Bankomat- und Kreditkartenterminals.

Vorsichtiger Optimismus

Es gäbe Grund zur Annahme, dass im Jahr 2023 „die Talsohle durchschritten“ werde, gibt sich Kerle von den Automobilimporteuren vorsichtig optimistisch, dass die Neuzulassungszahlen wieder langsam steigen. Es gäbe stabile Signale, dass sich die Lieferengpässe in der Zulieferindustrie in den nächsten Monaten wesentlich verbessern und mit einer stabilen Produktion in den Herstellerwerken gerechnet werden könne. Mit allzu großen Sprüngen rechnet man aber auch in diesem Jahr nicht, ebenso wenig wie der Handel. Hier ist vor allem die fortschreitende Digitalisierung und die Umstellung des Vertriebs bei einigen Herstellern auf ein Agenturmodell zentrales Thema. Der harte Wettbewerb bei gleichzeitig schwachen Gesamtabsatzzahlen setzt außerdem vor allem kleineren Betrieben stark zu. Etwa 15 Prozent der Händler werden in den nächsten zwei bis drei Jahren schließen, schätzt Klaus Edelsbrunner, Obmann des Bundesgremiums Fahrzeughandel in der Wirtschaftskammer Österreich. Ebenso wie die Importeure sorgt sich auch der Kfz-Handel um die zunehmend autofeindliche Stimmung im Land. Ebenfalls kritisiert wird die hohe Steuerlast: „Dass die Einführung einer neuen CO2-Steuer im zweiten Halbjahr 2022 die Situation im Automobilhandel weiter verschärft hat, braucht nicht extra betont zu werden. Österreich ist nun hinter Belgien das zweitteuerste Land in Europa in Bezug auf die Besteuerung von Pkw“, so Kerle. Mit Jahresbeginn 2023 wurde die NoVA neuerlich angehoben.

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