Forschung und Entwicklung : Mit automatisierter Mobilität zur Klimaneutralität
Als Virtual Vehicle vor 20 Jahren gegründet wurde, waren Themen wie das Coronavirus und der Ukraine-Krieg lange nicht in unserer Lebenswelt präsent. Es gab auch keine Smartphones und bis zu automatisierten Fahrprozessen war es noch ein langer Weg. Dennoch ist das Grazer Forschungszentrum mit einer Vision angetreten. Diese nimmt nun in Form eines Fünf-Säulen-Modells konkretere Formen an. In einer Pressekonferenz im Palais Mollard-Clary im Inneren Bezirk Wiens wurde auf diese näher eingegangen. Unterstützung, etwa hinsichtlich der Moderation, gab es von A3PS – Austrian Association for Advanced Propulsion Systems. Durch das Ziel der Klimaneutralität bis 2040 wird die Mobilitätswende eine der Schlüsselfaktoren sein, um dieses ambitionierte Ziel zu erreichen. Der "Mobilitätsmasterplan 2030" zur Erfüllung des Pariser Klimaabkommens läutet eine komplette Neuausrichtung des Mobilitätssektors ein. Für Virtuel Vehicle steht fest, dass Wissenschaft und Forschung nun gefordert sind, Schlüsseltechnologien zur Erreichung der Ziele zu liefern –Virtual Vehicle will Teil davon sein. Unterstützung gibt es bei den Forschungs- und Entwicklungsbestrebungen von finanzkräftigen Shareholdern, wie dem Halbleiterhersteller Infineon oder der Voest Alpine.
Automatisierte Fahrprozesse sollen jedoch nicht nur auf der Straße erfolgen, sondern auch auf der Schiene. Hier würde es in den kommenden Jahren vor allem ein Mangel an Zugführern sein, der dazu führe, dass stattdessen automatisierte Züge auf den Routen verkehren – so zumindest die Forschervision. Im Forschungsprogramm von Virtual Vehicle befindet sich auch eine digital automatisierte Kupplung (DAC) für den Schienenverkehr. Wohl einer der größten Herausforderungen liegt darin, die bereits vorhandene Infrastruktur zu verwenden, statt weiter Fläche zu verbauen. Andererseits gilt es zu klären, wie der Strom künftig effizient für Mobilitätsanwendungen genutzt werden kann, da mit einem enormen Anstieg des Verbrauchs durch die Elektromobilität gerechnet wird. "Wie bringt man die komplexen Systeme am besten zusammen?“, fragte Dr. Jost Bernasch, Geschäftsführer von Virtual Vehicle in die Runde.
"Die Mobilität der Zukunft ist nachhaltig, digital und multimodal. Um hochkomplexe Mechanismen und deren Auswirkungen auf Verkehr und Mobilität besser verstehen sowie vorhersagen zu können, erforschen wir das Systemverhalten komplexer Systeme mittels realistischer Digital Twin Networks", so Bernasch. Das zu klären, sei Ziel der Forschungsbemühungen. Es sollen komplexe Themen wie Nutzerverhalten, vorhandene Infrastruktur, Netzlast und Stromladen für Elektroautos zusammengebracht werden. Es helfen hierbei sogenannte "digitale Zwillinge", in einem "Digital Twin Networks“" Diese ermöglichen einen kontinuierlichen Abgleich mit realen Systemen und damit eine laufend aktualisierte Bewertungsgrundlage verschiedenster Komponentenzustände und Betriebsprozesse.
Dr. Rupert Pichler vom BMK sprach im Anschluss über die Fördersituation für die sogenannten "COMET"-Zentren, von denen das Virtual Vehicle ein besonders Wichtiges sei. Im Anschluss übernahm Stefan Rohringer von Infineon Technologies Austria das Wort und bekundete mit Virtual Vehicle einen Forschungspartner „auf Augenhöhe“ gefunden zu haben. Danach gratulierte Dr. Emmanuel Glenck von der FFG zum 20-jährigen-Jubiläum. Die Grazer Forschungseinrichtung habe sich dank strategischer Forschung und moderner Schlüsseltechnologien wie "Credible System Simulation" zu einem gefragten Technologie-Trendsetter bei Global Playern wie BMW, Siemens oder VW sowie Zulieferern wie AVL, Bosch, Infineon, Magna, voestalpine und Betreibern wie der ÖBB, DB, SBB entwickelt. Am anschließenden „Round Table“ nahmen Angela Berger (Geschäftsführerin, Verband der Bahnindustrie), Horst Bischof (Vizerektor, TU Graz), Jochen Holzfeind (Chief Technical Officer, voestalpine Railway Systems), Jaqueline Matijevic (Abteilungsleiterin Mobilitäts- und Verkehrstechnologien, BMK), Kurt Strommer (Head of Product Management and R&D, Siemens Mobility Austria GmbH) und Karin Tausz (Head of Corporate Development, ÖBB Infrastruktur AG) teil.
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