Die Innsbrucker Kommunalbetriebe Aktiengesellschaft, kurz IKB, kümmern sich um sämtliche Anliegen rund um Energie, Abfallwirtschaft, Wasser, Bäder und Internet. Seit Jahren steigt die Zahl der Fahrzeuge mit alternativem Antrieb im Fuhrpark des Unternehmens - darunter um eine ernstzunehmende Menge an Elektroautos. Das firmenwagen-Magazin hat mit Christoph Weisl über diese Entwicklung gesprochen.
firmenwagen: Aus welchen Fahrzeugen setzt sich der Fuhrpark der Innsbrucker Kommunalbetriebe zusammen?
Christoph Weisl: In unserem Fuhrpark befinden sich rund 135 Pkw. Davon verfügen 35 Fahrzeuge über einen emissionsfreien Antrieb. Zudem haben wir rund 25 Lkw im Einsatz, die derzeit noch ausschließlich über einen Verbrennungsmotor verfügen – in diesem Fall über Dieselantrieb. Als öffentliches Unternehmen unterliegen wir dem Bundesvergabegesetz. Wir planen die Beschaffungen langfristig und schreiben gesetzeskonform aus. Dies führt dazu, dass wir über einen Multi-Markenfuhrpark verfügen.
firmenwagen: Wieso ist das Thema E-Mobilität für die IKB kein Thema, das halbherzig behandelt wird? Will man hier auch eine gewisse Vorreiterrolle einnehmen?
Christoph Weisl: Bereits die "Gründerväter" der IKB haben in unserer Satzung festgehalten, dass im Rahmen der Leistungserbringung auf einen sparsamen Einsatz von Ressourcen Bedacht zu nehmen und den Anforderungen des Umweltschutzes im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung Rechnung zu tragen sei. Man könnte sagen, dass das Thema der "Nachhaltigkeit" bei uns tief verankert ist und uns in den Genen steckt.
Als Versorgungsunternehmen für die Tiroler Landeshauptstadt Innsbruck und ihre Umlandgemeinden war und ist das Thema "Elektromobilität" natürlich noch zusätzlich relevant. So haben wir uns auf Grund unserer Rolle als Netzbetreiber intensiv mit den Anforderungen der Elektromobilität an die Netzinfrastruktur auseinandergesetzt und schon sehr früh batteriebetriebene Fahrzeuge beschafft. Eine gewisse "Vorzeigerolle" besteht natürlich auch. Diese stand im Hinblick auf E-Fahrzeuge aber lange in einem Spannungsfeld zur sparsamen, wirtschaftlichen und zweckmäßigen Mittelverwendung, welche wir sehr ernst nehmen.
firmenwagen: Welche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind bei den IKB mit Elektofahrzeugen im Einsatz?
Christoph Weisl: Wir haben E-Fahrzeuge in allen erdenklichen Szenarien im Einsatz. Es beginnt bei unseren Vorständen und geht weiter zu den Vertriebsmitarbeitern, schließt mit den Fahrzeugen für die Zählerablesungen an und endet bei Einsatzfahrzeugen für den Stördienst im Stromnetz. Man kann somit vereinfacht sagen: alle alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Denn Elektrofahrzeuge erfüllen mittlerweile fast alle Einsatzbilder und sind in der Lebenszyklus-Kostenbetrachtung großteils auf Augenhöhe mit konventionellen Antriebskonzepten. Nur das Ziehen von schweren Anhängern im alpinen Bereich, zum Beispiel auf die berühmte Nordkette oder den Patscherkofel, ist aktuell noch dieselbetriebenen Allradspezialfahrzeugen vorbehalten. Anders zu betrachten ist der Fuhrpark mit Fahrzeugen der schweren Klasse "N3". Hier haben wir aktuell noch keinen E-Lastwagen im Einsatz, prüfen aber aktuell verschiedene Konzepte.
firmenwagen: Aus Fuhrparkmanager-Sicht: Welche Herausforderungen gab beziehungsweise gibt es bei der Umstellung des Flottenbestandes auf E-Fahrzeuge?
Christoph Weisl: Die Herausforderung lässt sich vereinfacht in die Investitions- und Betriebskosten und den operativen Betrieb gliedern. Als öffentliches Unternehmen haben wir uns der sparsamen, wirtschaftlichen und zweckmäßigen Mittelverwendung verschrieben. Wir betrachten zwar immer die Lebenszykluskosten, diese standen aber in der Vergangenheit wegen der hohen Erstinvestition für E-Fahrzeuge im Vergleich zu den herkömmlichen Alternativen in keinem sinnvollen Verhältnis. Gewisse Mehrkosten wurden natürlich in der Pilotierung in Kauf genommen, für einen großflächigen Rollout war das Kosten-Nutzen-Verhältnis aber bis vor drei Jahren noch nicht ausgewogen.
Vor rund drei Jahren hat sich dies geändert und so haben wir in der Beschaffungsstrategie verankert, dass bei jeder Beschaffung eines Fahrzeuges eine vollelektrische Alternative geprüft werden muss. Seit heuer gilt, dass die Beschaffung eines fossilbetriebenen Pkw einer sachlichen Begründung – im Sinne einer betrieblichen Notwendigkeit – bedarf. Neben den Fragen der Kosten galt es aber auch die betrieblichen Herausforderungen zu meistern. Es musste zum Beispiel für den laufenden Betrieb von E-Fahrzeugen eine ausreichende Anzahl an E-Ladepunkten errichtet werden. Für uns bringt diese Entwicklung aber auch einen Mehrwert. Es ist uns dabei gelungen, wertvolles Know-how aufzubauen, welches wir mittlerweile in der Form von Produkten am Markt verkaufen können.
firmenwagen: Wie viele Kilometer fahren die Angestellten mit E-Autos im Jahr?
Christoph Weisl: Mit Ausnahme der E-Autos für die Vertriebsmitarbeiter werden im Schnitt rund 6.000 Kilometer pro Jahr zurückgelegt.
firmenwagen: Wie haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf E-Autos reagiert? Gab es zum Beispiel Widerstand oder fehlte es noch an Akzeptanz?
Christoph Weisl: Mit zunehmender Produktreife verschwanden die anfänglichen Zweifel. Die ersten E-Autos, die wir angeschafft haben, waren – so ehrlich sollte man sein – noch recht spartanisch und auf das Wesentliche reduziert. Die Reichweite war für den innerstädtischen Verkehr zwar objektiv gesehen ausreichend, eine gewisse Reichweitenangst bestand dennoch. Heute sind diese Ängste längst nicht das Problem und E-Autos übertreffen „konventionelle“ Autos in Sachen Digitalisierung und sonstigen Annehmlichkeiten oft bei Weitem. Das Reichweitenthema ist im betrieblichen Umfeld eigentlich Geschichte.
firmenwagen: Ein intelligentes Parkraummanagement wird durch die E-Mobilität immer bedeutsamer, denn die knappen infrastrukturellen Ressourcen müssen bestmöglich genützt werden - gerade in Hinblick auf die Schaffung öffentlicher Ladepunkte. Wie gehen die Innsbrucker Kommunalbetriebe mit diesem Thema um?
Christoph Weisl: Als Betreiber des öffentlichen Stromnetzes in der Tiroler Landeshauptstadt Innsbruck und ihren Umlandgemeinden haben wir uns sehr frühzeitig mit dem Thema Ladeinfrastruktur auseinandergesetzt. Die ersten Anschaffungen von E-Autos in den frühen "2010er"-Jahren dienten vorrangig dazu, Erfahrungen in Hinblick auf die Anforderungen und Auswirkungen auf den Betrieb zu sammeln. Wir haben uns in weiterer Folge gemeinsam mit der Stadt Innsbruck strategisch dazu entschieden, in Innsbruck eine öffentliche Ladeinfrastruktur aufzubauen und zu betreiben.
firmenwagen: Was ist in Sachen E-Flotte in nächster Zeit noch bei den IKB geplant?
Christoph Weisl: Die IKB hat das Ziel, bis zum Jahr 2030 ein klimaneutrales Unternehmen zu werden. Ein wesentlicher Beitrag für dieses Ziel kommt aus der Umstellung des Fuhrparks auf Zero-Emission-Antriebskonzepte.
firmenwagen: Wie wirken sich aus Ihrer persönlichen Sicht aktuelle Mobilitätstrends auf die betriebliche Mobilität aus?
Christoph Weisl: Der Begriff der betrieblichen Mobilität umfasst nach meinem Verständnis nicht nur die Mobilität im Unternehmen, sondern auch die Verkehrswege unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von und zum Arbeitsplatz. Die Möglichkeit des Home-Office führt dazu, dass das Verkehrsaufkommen und damit die Schadstoffbelastung im Inntal nachweislich abnimmt. Dieser Trend entlastet somit nicht nur das "Zeitbudget" der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sondern verbessert auch die Luftqualität in unserem Lebensraum, weil weniger Verbrenner bewegt werden. Ich habe den Eindruck, dass von vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Möglichkeit zum Home-Office sehr positiv bewertet wird und das Home-Office deshalb gekommen ist, um zu bleiben.
Als weiteren Trend in der Mobilität nehme ich das Phänomen des E-Bike-Booms war. Wege, die in der Vergangenheit mit Pool-Fahrzeugen zurückgelegt wurden, werden außerhalb der schneereichen, kalten Jahreszeit im innerstädtischen Bereich von den IKB-Angestellten gerne mit dem Dienst-E-Bike absolviert. Dies führt ebenfalls zu einer individualverkehrsmäßigen Entlastung des Lebensraums. Zudem führte der Ausbau des ÖPNV dazu, dass in der kalten Jahreszeit für die kurzen Wege vermehrt die Öffis genutzt werden.
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