Interview : "Das Laden eines E-Autos muss so einfach und transparent funktionieren, wie das Tanken eines Diesels oder Benziners"

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Der Elektro-Mobilitäts-Club Österreich (EMC) macht sich hierzulande für E-Mobilisten stark und besteht selbst aus motivierten E-Autofahrern. Im firmenwagen-Gespräch sprachen wir mit Christian Peter über die häufigsten Beschwerden und die Vision des Clubs.

firmenwagen: Die E-Mobilität nimmt an Fahrt auf, doch noch herrscht Optimierungsbedarf, wenn es etwa um das E-Autoladen geht. Welche Beschwerden erhalten Sie besonders oft von E-Mobilisten?

Christian Peter: "Der EMC bekommt in der Tat oft Beschwerden und Anfragen zum Thema E-Autoladen. Eines der häufigsten Probleme ist, dass man den Strom an öffentlichen Ladesäulen nicht immer rasch und unkompliziert freischalten kann. „Eigentlich müsste es - nach den aktuellen EU-Regelungen - möglich sein, an allen öffentlichen sowie halböffentlichen Ladepunkten in Europa auch spontan ohne vorherige Registrierung aufzuladen. In der Praxis ist das jedoch kompliziert und langwierig. Es kann auch schon einmal 10 Minuten und länger dauern, bis eine 'Spontanladung' freigeschaltet ist.

Insbesondere bei grenzüberschreitenden Reisen ist es derzeit ratsam, jedoch auch aufwändig, sich im Vorhinein über die entlang der geplanten Strecke verfügbaren Ladeanbieter zu informieren und rechtzeitig Apps zu installieren beziehungsweise sich die Ladekarten zuschicken zu lassen. Um Reisen in E-Fahrzeugen in Österreich einfacher zu machen bietet der EMC eine Ladekarte an, auf der man die gängigsten Ladepartner für Österreich freischalten kann. Der E-Autofahrer hat dann zwar trotzdem mehrere Verträge und Tarife, kann aber den Großteil der öffentlichen und halböffentlichen Ladepunkte in Österreich mit nur einer Ladekarte freischalten.

Ein weiteres Problem, das ich ansprechen möchte ist, dass die Service-Hotlines der Ladesäulenbetreiber oft nur während der regulären Bürozeiten verfügbar sind - also nicht in der Nacht oder am Wochenende. Zudem sind die Mitarbeiter der Hotlines häufig nicht dazu autorisiert, die Ladesäulen über die Ferne freizuschalten - obwohl man in diesem Fall sogar dazu bereit wäre, die eigenen Kreditkartendaten zur Verfügung zu stellen. Ein ebenfalls großer Bereich, über den bei uns geklagt wird, sind intransparente Ladetarife. Das ist insbesondere bei zeitbasierenden Tarifen ein Problem.

Gerade für neue E-Mobilisten ist das Preissystem verwirrend, weil man dazu die technische Ausrüstung des eigenen Autos kennen muss – zum Beispiel ob man einen ein-, zwei- oder dreiphasen AC-Lader hat. Und man muss auch wissen, ob der Fahrzeugakku rasch Betriebstemperatur erreicht - wie im Sommer - oder jahreszeitbedingt die Energie nur langsam aufnimmt. Unsere Erfahrung zeigt, dass es selbst für geübte E-Autofahrer an bisher unbekannten Ladepunkten und unbekannten Ladenetzen aufwändig ist, den voraussichtlichen Preis im Vorhinein zu errechnen, denn die Tarife sind an den Ladepunkten nicht transparent ausgewiesen. Die Vielzahl an Tarif-Möglichkeiten pro Ladepunkt verschärft diese Intransparenz noch."

firmenwagen: Wenn Sie an das Ladekarten-"Wirrwarr" denken, fehlt es hier ganz einfach an Kundenorientierung seitens der Ladesäulenbetreiber?

Christian Peter: "Die Vielfalt an Apps, Ladekarten und Tarifen ist verwirrend, aber auch sehr dynamisch und sie kann sich von Woche zu Woche ändern. Kundenumfragen unter E-Autofahrern zeigen deutlich, dass die überwiegende Mehrzahl von E-Mobilisten auf Basis der bezogenen Energiemenge (kWh) bezahlen möchte. Trotzdem wird in Österreich nach wie vor überwiegend auf Basis von zeitbasierten Tarifen abgerechnet, was je nach Fahrzeug, Akku-Temperatur und Ladekurve zu ganz unterschiedlichen kWh-Preisen führen kann.

Der EMC hat daher in einer Petition eine faire kWh-basierte Abrechnung an öffentlichen und halböffentlichen Ladepunkten für Elektrofahrzeuge gefordert und auch die Bezahlung mit gängigen kontaktlosen Zahlungsmitteln. Eine flächendeckende Verfügbarkeit von 'Autocharge' beziehungsweise 'Plug & Charge' (auf Basis ISO 15118) wäre natürlich eine für den EMC willkommene Alternative zu kontaktlosen Zahlungsmitteln."

firmenwagen: Welche Vision hat der EMC, wenn es um das kundenorientierte Laden von E-Autos geht?

Christian Peter: "Das Laden eines E-Autos muss in Zukunft mindestens so einfach und transparent funktionieren, wie das Tanken eines Diesels oder Benziners. An jedem öffentlichen und halböffentlichen Ladepunkt in Europa muss es möglich sein, ohne vorherige Registrierung rasch die Aufladung freizuschalten. Die Tarife sollten im Vorhinein leicht zu sehen und zu verstehen sein und sollten sich primär an der bezogenen Energiemenge (kWh) orientieren. Die Bezahlung sollte mit den üblichen kontaktlosen Zahlungsmitteln wie Bankomatkarte, Kreditkarte, Apple oder Google Pay möglich sein."

firmenwagen: Noch etwas zum Schluss, was dem EMC in Bezug auf das E-Autofahren wichtig ist?

Christian Peter: „Es muss in Zukunft auch für die 80-jährige Mizzi-Tante möglich sein, sich spontan ins E-Auto zu setzen und ihre Enkerln in Kroatien zu besuchen. Das sollte auch ohne Smartphone, ohne vorherige Registrierung und ohne das Herunterladen von zusätzlichen Apps möglich sein. Und die ältere Dame sollte leicht in Erfahrung bringen können, was sie voraussichtlich für die Aufladung zahlen wird."

firmenwagen: Wir bedanken uns für das Gespräch.

Hinweis d. Red.:

Der EMC hat in Kooperation mit chargeprice eine Webseite eingerichtet, auf der man sein Fahrzeug angeben kann und auf dieser Basis pro Ladepunkt der günstigste Tarif ermittelt wird: ladepreise.at