Historie : Mercedes-Maybach: von Luxusportwagen und Edelkarossen

© Mercedes-Benz

Welche Top-Manager oder Politiker würden sich denn heutzutage noch trauen, mit dem Maybach vorgefahren zu werden? Kunden oder Untergebene würden die Verkörperung von maßlosem Wohlstand wohl eher negativ bewerten. Gut, die meisten Firmenbudgets würden das auch nicht mehr gestatten. Ein wenig Solidarität mit dem kleinen Angestellten gibt es dann doch noch. Aber zumindest träumen wird man wohl noch dürfen.

Einmal in einem Maybach von einem Geschäftsmeeting zum nächsten gefahren zu werden, rundum versorgt und mit jeder Menge Komfort. Die Verbindung zwischen Mercedes und Maybach lässt den Traum höchster Güte in Form visionärer Fahrzeuge weiterleben. Seit 2002 schließlich auch wieder unter dem Namen Maybach. Da dürfen griffige Schlagworte wie "exklusiver Luxus, "maximaler Komfort und modernste "Technologie" im Wortschatz des Herstellers keinesfalls fehlen.

Eine bewegte Konstruktionsgeschichte

Im Jahr 1900 entwickelt Wilhelm Maybach, damals technischer Direktor der Daimler-Motoren-Gesellschaft (DMG) und langjähriger Weggefährte Gottlieb Daimlers, den ersten Mercedes. Damals ging es vorrangig noch nicht um vollendete Luxuskarossen, sondern um Funktionalität und Zuverlässigkeit und Effizienz. So hatte der Mercedes mit der Bezeichnung 35 PS einen niedrigen Schwerpunkt, nur eine Tonne Gewicht, und einen vorn längs eingebauten Aluminiummotor mit zwei Nockenwellen (27 kW) und fortschrittlichem Bienenwabenkühler. Damit gilt der sogenannte "Simplex" als Wegbereiter moderner Pkw.

Der außergewöhnliche Sportwagen schien auch in Frankreich gefallen zu finden. Nachdem der 35 PS im Frühjahr 1901 die Rennwoche von Nizza dominiert, nennt man Wilhelm Maybach in Frankreich respektvoll „Roi des Constructeurs“ - übersetzt den ”König der Konstrukteure”. Wie damals üblich wurde der Aufbau des 35 PS nach Kundenwünschen gestaltet. Die Höchstgeschwindigkeit des Wagens auf der Rennstrecke betrug 75 Stundenkilometer, mit einer entsprechend leichten Sportkarosserie ging es sogar fast auf Tempo 90.

So begründete Wilhelm Maybachs Entwurf zugleich auch die die Kultur der Luxussportwagen von Mercedes-Benz. Denn der erfolgreiche Rennwagen ist kein reines Wettbewerbsfahrzeug, sondern wird als hochpreisiges Automobil an sportlich ambitionierte Kunden verkauft. Emil Jelinek stand hinter dem Entwurf Maybachs und vertrieb als selbständiger Händler in Nizza an der französischen Côte d’Azur Daimler-Automobile an Kunden exklusiver Kreise.

Wie Mercedes zu Mercedes wurde

Jellinek ist es schließlich auch, der Gottlieb Daimler und Wilhelm Maybach davon überzeugt, einen leistungsstarken Wagen zu bauen. Das neue Fahrzeug soll unter dem Markennamen „Mercedes“ in Nizza starten. So lautet das Pseudonym Jellineks, unter dem er sich und sein Rennteam seit 1899 bei Wettfahrten registriert. Die Rennwoche gestaltete sich im März 1901 dann höchst erfolgreich: Vier erste und fünf zweite Plätze fahren die neuen Mercedes-Wagen nach Hause, und das in unterschiedlichen Disziplinen wie Distanzfahrt, Bergrennen und Meilenrennen.

Der Mercedes 35 PS steht am Anfang einer Entwicklung, die auch in den folgenden Jahren viele leistungsstarke und exklusive Automobile hervorbringt. Dazu zählen insbesondere die Typen der „Simplex-Familie“. Sie sind das Ergebnis der gezielten Arbeit von Maybach an einem nochmals verbesserten Nachfolger der ersten Mercedes-Modellgeneration. Bereits im Herbst 1901 beginnt er das Projekt. Das dabei entstehende Spitzenmodell des Jahres 1902 ist der Mercedes-Simplex 40 PS. Er dominiert die Woche von Nizza im April 1902 ebenso wie ein Jahr zuvor der erste Mercedes.

Die nächste Entwicklungsstufe des siegreichen Supersportwagens ist der Mercedes-Simplex 60 PS von 1903. Er erlebt seine Sternstunde als Rennwagen jedoch erst infolge einer Katastrophe, denn in diesem Jahr fällt die Daimler-Fabrik in Cannstatt weitgehend einem Brand zum Opfer. Dabei werden auch die drei Mercedes 90 PS zerstört, die für das Gordon-Bennett-Rennen vorgesehen sind.

Der Sohn tritt in die Fußstapfen des Vaters

Deshalb lässt die Daimler-Motoren-Gesellschaft statt der Werksrennwagen Fahrzeuge vom Typ Mercedes-Simplex 60 PS an den Start gehen, die bereits an Kunden ausgeliefert wurden und vom Hersteller für das Rennen ausgeliehen werden. Einen dieser Wagen steuert der belgische Rennfahrer Camille Jenatzy gegen die internationale Konkurrenz zum Sieg. Der Mercedes-Simplex 60 PS steht somit für einen der legendärsten Motorsporterfolge der Marke Mercedes.

Maybach und sein Sohn Karl, der bereits früh als Praktikant bei der Daimler-Motoren-Gesellschaft in die Fußstapfen seines berühmten Vaters tritt, gründen 1909 gemeinsam die „Luftfahrzeug-Motorenbau GmbH“. Daraus wurden später die Maybach-Motorenwerke in Friedrichshafen. Deren leistungsstarke Aggregate treiben Flugzeuge, Schiffe und Busse ebenso an wie den Schnelltriebwagen „Fliegender Hamburger“, den Ur-Vater aller Hochgeschwindigkeitszüge.

Als Karl Maybach 1919 sein erstes Automobil entwickelt, steht Mercedes Pate: Der Versuchswagen „W 1“ basiert auf einem Fahrgestell mit Stern. Der Sohn ist, genau wie sein Vater, ein begnadeter Konstrukteur. Seine Erfindungen, wie das neuartige „Schnellgang-Getriebe“, und sein Hang zur technischen Perfektion begründen den Mythos der Marke Maybach ebenso wie ihre erlesenen Klienten: Kaiser und Könige, Bankiers und Unternehmer, Spitzensportler und Stars.

Maybach-Mercedes mit neuem Elan

In den 20er und 30er Jahren ist Reisen eine Frage von Status und Stil. Während mit der französischen „Normandie“ und der britischen „Queen Mary“ die schönsten Ozeandampfer aller Zeiten vom Stapel laufen, baut Maybach mit dem Maybach „Zeppelin“ das ultimative Automobil. Die stattlichste deutsche Luxuslimousine ihrer Zeit verbindet Technik, Leistung und Komfort auf höchstem Niveau. Die Liste dieser Beispiele ließe sich nahezu beliebig fortführen. Im Jahr 1960 wird die Maybach-Motorenbau GmbH schließlich von Daimler übernommen.

2002 wird schließlich wieder das nächste Fahrzeug unter dem Namen Maybach hergestellt. Der Maybach, den Daimler Chrysler im Herbst 2002 der Öffentlichkeit präsentiert, knüpft an die große Tradition der Marke an. Die Luxuskarossen entstehen im persönlichen Gespräch zwischen den Kunden und den Designern des Maybach „Center of Excellence“ in Sindelfingen bei Stuttgart und werden anschließend in der dortigen Maybach Manufaktur individuell gefertigt. Bis 2013 werden der Maybach 57, der Maybach 62 und der Maybach 62 Landaulet in alle Welt ausgeliefert.

2014 etabliert sich Mercedes-Maybach schließlich im Zuge einer Neuordnung der Markenwelt als Submarke von Mercedes-Benz. Neben dem Hauptmodell Mercedes-Maybach S-Klasse bringt die Marke spezielle Nischenfahrzeuge wie den S 600 Pullman sowie limitierte Sondermodelle wie das S 650 Cabrio, auf den Markt. Diesen Herbst präsentiert die Marke ihr erstes SUV.

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