Wie hat sich das Corona-Jahr 2020 auf die Fuhrparkmanagement-Branche allgemein und auf Raiffeisen-Leasing FPM im Speziellen ausgewirkt?
Als im März 2020 der erste Lockdown begann, befand sich gefühlt ganz Österreich in einer Schockstarre. Glücklicherweise war Raiffeisen- Leasing zu diesem Zeitpunkt bereits mit Notebooks ausgestattet und auch unsere internen Prozesse waren so weit digitalisiert, dass der Wechsel ins Homeoffice problemlos verlief – unsere Kunden konnten weiterhin auf unsere Unterstützung vertrauen. Und darin lag 2020 auch zweifellos der Schwerpunkt in unserer Arbeit: in der intensiven Information und Beratung unserer Kunden. Angefangen bei Informationen über Einschränkungen während der Lockdowns bis hin zur Beratung über kurzfristige Kostenreduktionen im eigenen Fuhrpark. Gerade jetzt in der Krise schätzen viele Unternehmen, dass Leasing eine liquiditätsschonende und flexible Finanzierungsform ist, die sich an ihre individuellen Bedürfnisse anpassen kann.
Welche generellen Trends können für 2021 ausgemacht werden?
Weniger ein Trend, sondern vielmehr ein wirklich großes Thema ist die neue NoVA bei leichten Nutzfahrzeugen. Diese trifft vor allem KMU, die ja bekanntlich das Rückgrat der heimischen Wirtschaft bilden und momentan vielfach ums Überleben kämpfen. Wir setzen daher aktuell einen Schwerpunkt und schauen uns individuelle Lösungen für die Unternehmen an. Je nachdem kann es Sinn machen, einen Kauf vorzuziehen, einen bestehenden Vertrag zu verlängern oder auf einen E-Transporter umzusteigen. Letztere sind aber leider hinsichtlich ihrer Einsatzmöglichkeiten und Wirtschaftlichkeit oft noch nicht praxistauglich. Darüber hinaus bleiben E-Mobilität und Flexibilität im Fuhrparkmanagement zwei große Trends. In Zeiten der wirtschaftlichen Unsicherheit und nur kurzfristiger Planbarkeit der Geschäftsentwicklung ist es den Unternehmen wichtig, langfristig verlässliche Partner an ihrer Seite zu haben, die zu garantierten Kosten flexibel auf ihre Mobilitätsbedürfnisse eingehen können. Genau hier zeigt sich die Stärke von Full-Service-Leasing, bei dem Nutzungsdauer und -intensität jederzeit flexibel an den Bedarf angepasst werden können. Natürlich haben wir auch Lösungen für kurz dauernden Fahrzeugbedarf, der von einem Tag bis zu mehreren Monaten gehen kann. Wie wichtig Leasing für Unternehmen ist, zeigt auch die gewerbliche Leasingquote, die im ersten Halbjahr 2020 um beachtliche 17,7 Prozentpunkte auf 70,9 Prozent gestiegen ist. Bei E-Fahrzeugen lag sie sogar noch einmal um rund 10 Prozentpunkte höher. Das unterstreicht die Bedeutung von Leasing für die Mobilität von morgen.
Im Jänner 2021 sind die Pkw-Neuzulassungen stark gesunken – Rückgänge verzeichneten auch BEV und PHEV. Welche Nachfrage ist im Jahresverlauf für das Segment der umweltfreundlichen Fahrzeuge zu erwarten?
Ich glaube, dass der Lockdown im Jänner hier eine große Rolle gespielt hat – das Thema Autokauf hatte da einfach keine Priorität. Wir sind überzeugt, dass gerade bei alternativen Antrieben die staatlichen Förderungen sehr wohl Anreize setzen werden und sich die Nachfrage im Jahresverlauf sehr gut entwickeln wird – insbesondere auch, wenn die Lieferfähigkeit von attraktiven E-Fahrzeugen besser wird.
Wie ist es um die Restwertentwicklung bei BEV und PHEV bestellt – auch vor dem Hintergrund, dass der Gebrauchtwagenmarkt für diese Fahrzeuge nach wie vor recht überschaubar ist?
Wenn man bedenkt, dass Raiffeisen- Leasing im Jahr 2015 nur 52 Verträge für E-Fahrzeuge abgeschlossen hat und es fünf Jahre später bereits rund 2.000 Verträge pro Jahr waren, sieht man, wie stark der Markt wächst und dass der Gebrauchtwagenmarkt erst in den kommenden zwei, drei Jahren wirklich in Schwung kommen wird. Wir sehen auch bei den Gebrauchtwagenauktionen in unserem Raiffeisen CarStore, dass sich mehr und mehr Händler für E-Fahrzeuge fit machen und in das Thema einsteigen. Problematisch ist lediglich die Verwertung von jungen BEV und PHEV, da deren Preisniveau massiv unter den Förderungen der Neufahrzeuge leidet. Die Verwertung von jungen E-Fahrzeugen ist aber eher die Ausnahme, da es für die Förderungen der Neufahrzeuge ja immer eine Mindestbehaltedauer gibt. Grundsätzlich sehen wir, dass die Nachfrage nach E-Fahrzeugenmit der von Benzinern gleichzusetzen ist, bei attraktiven Modellen aber bereits höher als jene nach Diesel ist.
Raiffeisen-Leasing gilt als Pionier im Bereich der umweltfreundlichen Antriebe. Inwieweit sind auch Wasserstoffanwendungen in den Betrieben ein Thema und wann erwarten Sie hier ein gesteigertes Angebot und eine erhöhte Nachfrage?
Wir haben aktuell noch ein klassisches „Henne-Ei-Problem“ bei der Anzahl der H2-Fahrzeuge und der Anzahl der öffentlichen H2-Tankstellen. Grundsätzlich sehen wir enormes Potenzial bei Wasserstoff, unter der Voraussetzung natürlich, dass er durch den Einsatz von erneuerbarer Energie erzeugt wird. Ähnlich wie bei der E-Mobilität wird es aber auch beim Wasserstoff gezielte staatliche Investitionen und Förderungen brauchen, um H2-Fahrzeuge attraktiver zu machen. In einem ersten Schritt sehen wir den H2-Antrieb aber einmal primär bei energieintensiveren Anwendungen, wie etwa Lkw, Zugmaschinen oder bei landwirtschaftlichen Maschinen. Ganz allgemein spielt Leasing bei der Einführung von neuen Technologien aber eine sehr wichtige Rolle: Durch die monatlichen Leasingraten werden die höheren Anschaffungskosten abgefedert. Gleichzeitig ist die Behaltedauer bei Leasing-Fahrzeugen vergleichsweise kurz, wodurch diese neuen Technologien für Konsumenten schneller und zu leistbaren Preisen auf den Gebrauchtwagenmarkt kommen.
Mit der erstmaligen Einführung der NoVA bei leichten Nutzfahrzeugen mit 1. Juli 2021 sind Vorziehkäufe zu erwarten. Wie stark ist Raiffeisen-Leasing FPM in diesem Bereich aktiv und werden E-Transporter ab dem zweiten Halbjahr 2021 verstärkt zum Einsatz kommen oder scheuen Unternehmen die Mehrkosten in der Anschaffung?
Wir haben bereits zu Jahresbeginn eine umfassende Informationskampagne bei unseren Kunden und Vertriebspartnern gestartet, um über die bevorstehenden Änderungen zu informieren. Wir gehen davon aus, dass viele Kunden Käufe vorziehen werden – so sie es sich momentan leisten können. Die Einführung der NoVA für leichte Nutzfahrzeuge erfolgt aus unserer Sicht zu einer Unzeit – speziell KMU haben mit der Corona- und Wirtschaftskrise bereits genug zu kämpfen. Darüber hinaus können derzeit nur sehr wenige der am Markt verfügbaren E-Transporter betreffend Einsatzmöglichkeiten und Wirtschaftlichkeit mit konventionell betriebenen Modellen mithalten. Wir sind überzeugt, dass viele Unternehmen, die jetzt einen Kauf vorziehen, eigentlich noch gerne ein, zwei Jahre auf bessere Modelle gewartet hätten. So aber fühlen sie sich von der neuen NoVA unter Druck gesetzt und steigen derzeit nicht auf E-Mobilität um. Das eigentliche Ziel – umweltfreundlichere E-Transporter auf den Straßen – wird also kurzfristig nicht erreicht.