Autotest : BMW M8 Competition im Test
Der BMW M8 in der Gran Coupé Ausführung ist eine mächtige, zugleich aber formschöne Erscheinung. Die 2.070 Kilogramm Eigengewicht verteilen sich auf eine Länge von 508 Zentimetern, der Radstand beträgt knapp über drei Meter. Aus der langgezogenen Motorhaube erhebt sich die Fahrgastzelle stromlinienförmig auf eine maximale Höhe von nur 141 Zentimeter, ehe sie in einer eleganten Kurve sanft nach hinten abfällt und in einen dezent angedeuteten Heckspoiler mündet. Dabei schwankt das Design leicht unentschlossen zwischen Understatement und Protz: Die geschwungene Form signalisiert sportliche Eleganz, die massigen Dimensionen des Fahrzeugs verleihen dem M8 Grand Coupé allerdings einen ziemlich mächtigen Auftritt. Dieser optische Eindruck bestätigt sich, sobald man den Boliden in die Tiefgarage manövrieren muss: Front- und Heckkameras sind dabei unverzichtbare Assistenzsysteme im Sinne der Werterhaltung: Immerhin schlägt das Testfahrzeug mit 252.646 Euro zu Buche, also gut 50.000 Euro pro Laufmeter.
Verbrenner-Technologie vom Feinsten
Beim Betätigen des Startknopfes setzt ein sonores, aber durchaus lautstarkes Geräusch des V8-Motors ein, welches keinen Zweifel daran lässt, dass hier auch Sound-Designer für den letzten Feinschliff gesorgt haben. Eleganz und dezentes Understatement ist in diesem Fall nicht das Thema, vielmehr war es BMW offenbar ein Anliegen, die inneren Werte des M8 Competition auch akustisch zu betonen: Mit einem Volumen von 4,4 Litern Hubraum wird der Ottokraftstoff unter der Haube in satte 600 PS Antriebsleistung umgewandelt. Beim Durchtreten des Gaspedals entfesseln sich bis zu 750 Newtonmeter Drehmoment. Dass sich diese nur mit Allradantrieb sinnvoll auf die Straße übertragen lassen, ist klar: Anders ließe sich die Beschleunigungsleistung von 3,2 Sekunden auf 100 km/h kaum auf den Asphalt bringen, ohne dabei ins Schleudern zu geraten. Abgesehen von diesen Spitzenleistungen, die akustisch durch lautes Motorgeräusch untermalt werden, lässt sich der M8 mit sensibler Zurückhaltung beim Gaspedal aber auch elegant im Gleitflug bewegen: In diesem Fall gurgelt das Aggregat mit beachtlicher Laufruhe sanft zwischen 1.200 und 2.500 Umdrehungen dahin – völlig ausreichend, um den zwei Tonnen schweren Wagen im Alltagsmodus zwischen 0 und 140 km/h zu bewegen. Sobald der Fuß etwas stärker aufs Gaspedal drückt, entfesselt sich allerdings die gezügelte Kraft von 600 Pferden. Betätigt man den Kick-Down, bricht ein regelrechtes Inferno los, das nur durch den Rückschaltvorgang des automatischen 8-Gang Steptronic-Getriebes für einen Sekundenbruchteil verzögert wird: Anders als beim Drehmoment, das bereits bei 1.800 Umdrehungen voll anliegt, entfaltet die Maschine ihre Höchstleistung nämlich erst bei 6.000 Touren.
Meisterleistung der Gegenwartstechnologie oder anachronistischer Dinosaurier?
Der BMW M8 Competition ist so etwas wie eine Hochleistungsschau der Verbrenner-Technologie, jener Entwicklung, die vor allem von der deutschen Automobilindustrie jahrzehntelang perfektioniert und verfeinert wurde – freilich in diesem Fall nicht unbedingt mit einem Fokus auf Effizienz und Sparsamkeit, sondern auf maximale Leistung und Performance. Auch wenn der Verbrauch von rund 13 Litern im Test für einen Supersportwagen vergleichsweise moderat ausfällt, ist das Fahrzeug doch alles andere als ökonomisch und ökologisch. In einer Zeit, in der sich junge Menschen auf die Straße kleben, um für mehr Engagement gegen den Klimawandel zu demonstrieren und die Handlungsfähigkeit Europas durch die Abhängigkeit von Energieimporten eingeschränkt wird, wirkt der BMW M8 ein wenig, wie ein aus der Zeit gefallener Dinosaurier. Unweigerlich drängt sich die Frage auf: ist er vielleicht der letzte seiner Art? Damit zu fahren hat jedenfalls Spaß gemacht und – wider jede Vernunft – werden wir ihn vielleicht doch ein wenig vermissen.
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