Zweiräder : Moto Guzzi V9 Bobber im Test

Moto Guzzi V 9 Bobber
© Ludwig Fliesser

Wir haben die legendäre Moto Guzzi V7 bereits in zwei unterschiedlichen Varianten getestet und konnten uns dabei von den grundsätzlichen Vorzügen des Guzzi-Konzepts mit 2-Zylinder-V-Motor und Kardanantrieb überzeugen. Nun also eine V9 – Bobber Style? Zu Beginn des Tests erfolgt ein skeptischer Blick auf den breiten, fast schon ballonartigen Vorderreifen. Wie wird sich das auf die Fahreigenschaften auswirken?

Nach wenigen Kilometern ist diese Frage geklärt: Wir beginnen den Test im Stadtgebiet wo Arme und Bandscheiben naturgemäß von vielen Bodenunebenheiten durch Asphaltübergänge, Kanaldeckel oder Pflasterungen malträtiert werden. Durch die breite Aufstandsfläche des Reifens und die damit relativ geringe Flächenbelastung werden Unregelmäßigkeiten des Fahrbahnbelags sehr gut absorbiert. Es fühlt sich fast an, als würde das Bike über den Boden schweben. Nachteile durch die verbreiterten Reifen sind für uns keine feststellbar.

Fahrspaß auf der Landstraße

Wir fahren also hinaus auf die Landstraße, um das Fahrwerk auf kurviger Strecke zu testen. Auch hier erleben wir eine angenehme Überraschung: Die breiten Reifen bringen eine schöne Rundung der Lauffläche mit sich, die – im Querschnitt betrachtet – einem großen Halbkreis ähnelt. Dadurch kann man das Motorrad sehr schön durch Gewichtsverlagerung in Schräglage bringen und wieder aufrichten, es rollt dabei förmlich über die Rundung des Reifens hin und her. Der tief liegende Schwerpunkt und die große Kraftentfaltung des Motors im unteren Drehzahlbereich – unser Guzzi bringt immerhin 62 Newtonmeter Drehmoment bei nur 3.000 Umdrehungen auf das Hinterrad – unterstützen dabei das aufrichtende Moment in der Kurvenausgangsphase. Wer also am Ende der Kurve Gas gibt, den zieht die Maschine fast von selbst wieder in die Vertikale.

Fazit

Größer, kräftiger, schöner und besser – so das Gesamturteil zur Moto Guzzi V9 im Vergleich zum kleineren Bruder, der V7. Der lange Hub lässt kräftigen Schub schon weit im unteren Drehzahlbereich einsetzen, bei nur 3.000 Touren erreicht sie ihren Höhepunkt. Dort ist allerdings noch lange nicht Schluss – unsere Guzzi V9 ist also auch für schaltfaule Biker geeignet. Das Fahrwerk ist hervorragend, Sattel und Tank bilden mit dem Fahrer auf der Straße eine kongeniale Einheit. Die Guzzi legt sich schön in die Kurve und richtet sich auch ohne Mucken wieder auf, wenn man etwas am Gasgriff dreht. Niedriger Schwerpunkt und ein tiefliegender Sattel sind dabei nicht nur gut für die Stabilität sondern machen das Motorrad auch für Sitzriesen interessant. Sound und Design betonen die Kraft der Maschine ohne zu übertreiben. Auch wenn mit den klobigen Auspuffrohren Ansätze eines Muscle-Bikes durchschimmern, so bleibt die Moto Guzzi doch optisch auf dem Boden: Kräftig, ja, die technischen Komponenten betonend, der Tank etwas bauchiger ausgeführt als unbedingt nötig, aber trotzdem reduziert und elegant. Ein waschechtes Naked Bike eben.

Technische Daten Moto Guzzi V9 Bobber


Motor: 90° V-Twin, 4-Takt, 853 ccm Hubraum

Leistung: 55 PS (40,44 kW) bei 6.250 U/min

Drehmoment: 62 Nm bei 3.000 U/min

Kühlung: Luft & Öl

Antrieb: 6 Gang Kardanantrieb

Federung vorne: HydraulischeTeleskopgabel, Ø 40 mm

Federung hinten: Schwingarm aus Leichtmetall mit 2 Federbeinen, einstellbare Vorspannung

Bremse vorne: Schwimmend gelagerte Bremsscheibe aus Edelstahl, Ø 320 mm, 4 Kolben, Brembo Bremssattel, ABS

Bremse hinten: Bremsscheibe aus Edelstahl, Ø 260 mm, schwimmend gelagerter 2 Kolben Bremssattel, ABS

Bereifung vorne: 130/90 16"

Bereifung hinten: 150/80 16"

Sitzhöhe: 770 mm

Eigengewicht: 200 kg

zulässiges Gesamtgewicht: 401 kg