Kfz-Industrie : US-Gewerkschaft bestreikt erstmals zeitgleich GM, Ford und Chrysler

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In den USA bestreikt die größte Autogewerkschaft UAW zum ersten Mal in ihrer Geschichte gleichzeitig die "Big Three" GM, Ford und die Stellantis-Marke Chrysler. Zwar waren zunächst nur drei Werke mit 12.700 Beschäftigten betroffen. Doch die Gewerkschaft warnte, dass sich der Arbeitskampf zu einem der größten seit Jahrzehnten ausweiten könnte, sollte es bei den Tarifverhandlungen zu keiner Einigung kommen: "Wenn wir aufs Ganze gehen müssen, werden wir das tun", so UAW-Chef Shawn Fain.

Als Motiv für die Mobilisierung der Bandarbeiter sehen Autoexperten auch den Wandel zur Elektromobilität, der Arbeitsplätze vernichtet. Der Arbeitskampf setzt die Konzerne mitten in der Umstellung erheblich unter Druck. Denn je länger ihre Bänder stillstehen, desto mehr könnten Konkurrenten wie Tesla, Toyota, Honda und Mercedes profitieren, deren Werke nicht gewerkschaftlich organisiert sind.

Die Streiks sind der vorläufige Höhepunkt der Auseinandersetzung zwischen Fain und dem Management der drei in Detroit ansässigen Automobilhersteller. Zum ersten Mal werden diese gleichzeitig bestreikt, während früher oft nur mit einem Unternehmen verhandelt wurde und die anderen dann bestenfalls nachzogen. Ein kompletter Streik könnte jeden der drei Autobauer bis zu 500 Millionen Dollar (466 Millionen Euro) Gewinn kosten - pro Woche. Der bisherige Kollektivvertrag war ausgelaufen. Die Streiks werden zunächst die Produktion des Ford Bronco, des Jeep Wrangler und des Chevrolet Colorado sowie anderer beliebter und profitabler Modelle lahmlegen.

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150.000 Beschäftigte

Im aktuellen Konflikt will die UAW für ihre Mitglieder einen größeren Anteil an den Gewinnen aus dem Geschäft mit Verbrenner-Fahrzeugen und mehr Arbeitsplatzsicherheit im Zuge der Umstellung auf E-Autos herausschlagen. "Die Gewerkschaft sieht sicherlich auch die Gefahr der Transformation beziehungsweise Disruption der Autoindustrie durch die Elektromobilität für die Arbeitsplätze", sagte der Autoexperte Frank Schwope. "Gerade die alteingesessenen amerikanischen Automobil-Konzerne schreiben mit ihren Elektroautos noch deutliche Verluste und werden ihre Strukturen perspektivisch anpassen müssen." Allerdings wandle sich der amerikanische Automarkt deutlich langsamer als der europäische und auch als der chinesische.

Beim Geld haben die Hersteller zwar nachgebessert und bieten nun zwischen 17,5 und 20 Prozent mehr bei einer Laufzeit von viereinhalb Jahren. Das ist aber nur etwa die Hälfte dessen, was die UAW fordert. Außerdem will die Gewerkschaft das gestaffelte Lohnsystem abschaffen, nach dem neu eingestellte Beschäftigte erst nach acht Jahren das gleiche Lohnniveau erreichen wie langjährige Beschäftigte. Die UAW vertritt bei dem Streik fast 150.000 Beschäftigte - 57.000 bei Ford, 46.000 bei GM und 43.000 bei der Marke Chrysler.

Fain erklärte, die UAW werde vorerst auf kostspieligere, unternehmensweite Streiks verzichten, halte sich aber alle Optionen offen. Der 54-Jährige, der oft aus der Bibel zitiert und sich bei der Wahl zum UAW-Chef nur knapp durchsetzen konnte, hat den Tarifstreit als Kampf um die Neuordnung der Kräfte zwischen Arbeitnehmern und globalen Unternehmen bezeichnet: "Wir kämpfen für das Wohl der gesamten Arbeiterklasse und der Armen".

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GM zeigte sich enttäuscht über die Streiks und kündigte an, die Verhandlungen fortzusetzen. Ein ranghoher GM-Manager hatte im Vorfeld gesagt, die UAW-Forderungen würden GM 100 Milliarden Dollar kosten. Das sei mehr als das Doppelte des Börsenwerts des Konzerns und könne unmöglich kompensiert werden. Bei Ford hieß es, die jüngsten Vorschläge der UAW würden die Arbeitskosten in den USA verdoppeln und Ford wäre gegenüber Tesla und anderen nicht gewerkschaftlich organisierten Herstellern nicht mehr konkurrenzfähig. Stellantis teilte mit, das Unternehmen sei in einen "Notfallmodus" versetzt worden. Man werde alles tun, um den Konzern und seine Betriebe in Nordamerika zu schützen. Was das bedeutet, ließ Stellantis offen.

(APA/red.)