E-Mobilität : VOEB kritisiert fehlende Förderung für ökologische Antriebe
Das Klimaschutzministerium will den Transportsektor emissionsärmer gestalten. Dafür fließen nun in den nächsten Jahren 275 Millionen Euro in die Umstellung von Bus- und Lkw-Flotten auf alternative Antriebe. Der Verband Österreichischer Entsorgungsbetriebe (VOEB) begrüßt die E-Mobilitätsoffensive, appelliert allerdings an die Politik, dass es für eine emissionsärmere Zukunft im Verkehrssektor realistischere Fördersummen benötigt. Auch sollte die Bemessungsgrundlage für die Förderhöhe – ökologisch sinnvoller - auf Basis der tatsächlichen Emissionseinsparung erfolgen und somit unabhängig von den gefahrenen Kilometern.
In einer aktuellen Studie errechnete das Beratungsunternehmen "denkstatt" das Einsparungspotenzial an CO2-Emissionen, wenn alle 5.000 Fahrzeuge der privaten Abfallwirtschaft umgerüstet werden würden. Das Ergebnis: Mit elektro- oder wasserstoffbetriebenen Fahrzeugen könnten zehn Prozent der Gesamtemissionen der Branche eingespart werden, das entspricht rund 250.000 Tonnen CO2 jährlich. Derzeit belaufen sich die CO2-Emissionen der österreichischen Abfallwirtschaft auf ungefähr 2,5 Millionen Tonnen pro Jahr. "In elektro- oder wasserstoffbetriebenen Fuhrparks liegt ein enormes Potenzial, um Treibhausgasemissionen zu reduzieren und so Österreich klimafitter zu machen", bestätigt Andreas Opelt, VOEB Vizepräsident und Vorstand der Saubermacher Dienstleistungs AG. "Die Richtung der neuen Mobilitätsoffensive der Regierung stimmt, allerdings muss für eine Transformation das Tempo wesentlich erhöht werden, und dafür benötigt es einen größeren Fördertopf."
275 Millionen Euro für E-Mobilität
Das neue Förderprogramm der Bundesregierung „ENIN - Emissionsfreie Nutzfahrzeuge und Infrastruktur“ – zielt insbesondere auf Flottenbetreiber und fördert bis zu 80 Prozent der Mehrkosten. Diese ergeben sich durch die Anschaffung und den Einsatz von Fahrzeugen, die mit Strom aus erneuerbarer Energie oder Wasserstoff betrieben werden. Ein Rechenbeispiel für die Förderhöhe: Ein neuer E-Lkw kostet 300.000 Euro im Vergleich zum Verbrenner-Lkw mit 100.000 Euro. Die Mehrkosten der Anschaffung des Lkw (200.000 Euro) werden mit bis zu 80 Prozent gefördert (160.000 Euro – abhängig von den tatsächlichen Anschaffungskosten).
"Dieses Modell bewährt sich in Deutschland schon seit vielen Jahren", erklärt Franz Predl, VOEB Vorstand und Geschäftsführer der FCC Austria Abfall Service AG. "Wir begrüßen daher die Initiative für Österreich sehr, damit wird eine langjährige Forderung der Branche erfüllt, um unser Klima besser zu schützen. Allerdings reicht die Dotierung des Fördertopfs bei weitem nicht aus, um einen nennenswerten Beitrag zu Erreichung der Klimaziele zu garantieren." Opelt rechnet vor: "Wenn man die Fördersumme aufs Jahr runterrechnet, stehen rund 55 Millionen Euro zur Verfügung. Bei Differenzkosten von 200.000 Euro kann damit die Anschaffung von höchstens 300 E-Lkws pro Jahr gefördert werden. Das entspricht nicht einmal einem Prozent der jährlich rund 55.000 Neuanschaffungen in Österreich. Auch wenn es nach viel klingt: 275 Millionen Euro Fördermenge entsprechen eher einer homöopathischen Dosis als einem echten Durchbruch, wenn wir die Wende zur E-Mobilität schaffen wollen."
200 Millionen gefahrene Kilometer jährlich
Die Abfallwirtschaft trägt maßgeblich dazu bei, Treibhausgasemissionen zu reduzieren und ist somit ein wichtiges Bindeglied einer ökologischen Kreislaufwirtschaft. Um diese Effekte zu erhöhen und weitere Potenziale zu identifizieren, hat der VOEB gemeinsam mit dem Beratungsunternehmen "denkstatt" die CO2-Emissionen des Fuhrparks ausgewählter Mitgliedsbetriebe analysiert und auf die gesamte Branche hochgerechnet. Insgesamt legen Abroller, Pressfahrzeuge, Kastenwägen oder Spezialfahrzeuge der Abfall- und Ressourcenwirtschaft jährlich mehr als 200 Millionen Kilometer zurück. Die Emissionen belaufen sich dabei auf rund 215.000 Tonnen CO2.
"Das ist allerdings nur ein kleiner Teil der in Österreich zugelassenen Lkw-Flotten. Über 500.000 Lkws sind auf Österreichs Straßen unterwegs, rund 5.000 Fahrzeuge werden dabei von den Mitgliedsunternehmen des VOEB gesteuert. Die Umstellung auf E-Fahrzeuge würde langfristig nicht nur zu einer emissionsärmeren Wirtschaft beitragen, sondern insgesamt zu einer geringeren Lärm- und Feinstaubbelastung in den Städten und Kommunen", so Stefan Tollinger, VOEB-Vorstand und Geschäftsführer bei Brantner Green Solutions. Tollinger fordert weiters, dass sich die Förderung nicht nach den gefahrenen Kilometern, sondern je nach umgerüstetem Lkw richtet.
Innovationen für eine emissionsarme Zukunft
Experten sehen das Einsparungspotenzial aber nicht nur in der Nutzung von E-betriebenen Fahrzeugen. Lösungen werden auch bei Wasserstoff-Lkws verortet. Einige Mitgliedsunternehmen des VOEB agieren in diesem Feld als Pioniere und entwickeln gezielt Lösungen, um die Abfallwirtschaft klimafitter zu machen. Das Entsorgungsunternehmen Brantner nutzt zum Beispiel bereits einen wasserstoffbetriebenen Müllwagen. Nur ein einziger Lkw kann im Vergleich zu herkömmlichen Benzinern beziehungsweise Diesel-Fahrzeugen pro Jahr rund 80 Tonnen CO2 einsparen. Brantner setzt dabei auf grün-produzierten Wasserstoff aus Niederösterreich. "Es fehlt der österreichischen Wirtschaft nicht an den innovativen Technologien und Lösungen. Um unsere Flotten umzurüsten, braucht es allerdings höhere Fördersummen", so Tollinger. Viele weitere Projekte von VOEB-Unternehmen befinden sich aktuell noch im Testbetrieb.