Wirtschaft : Verlustreduktion bei Kapsch TrafficCom

Sunset view heavy traffic moving at speed on UK motorway in England.
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"Es ist uns der Turnaround gelungen", betonte Vorstandschef Georg Kapsch. Unterm Strich blieb aber trotzdem ein Minus von 9,3 Mio. Euro stehen, nach einem Periodenergebnis von minus 102,9 Mio. Euro im Jahr davor. Der Umsatz stieg dagegen um 2,9 Prozent auf 519,8 Mio. Euro an und das Betriebsergebnis (EBIT) drehte von minus 123,2 Mio. im Vorjahr auf plus 11 Mio. Euro.

Dass dennoch ein Verlust geschrieben wurde, sei einem hohen Steueraufwand geschuldet gewesen. Dieser belief sich auf 12 Mio. Euro, im Jahr davor wurde noch ein Steuerertrag von 28 Mio. Euro verbucht. Außerdem verwies Kapsch auf drei Sondereffekte beim Betriebsergebnis, zum Großteil seien dies Wertberichtigungen bei Projekten gewesen, vor allem in Nordamerika. Dazu kam ein Patentstreit und die Trennung von Chief Operation Officer (COO) André Laux.

Besonders positiv habe sich das Geschäft in Südafrika entwickelt, aber auch in Bulgarien. In der Ukraine habe der Wiener Industriekonzern zwar keine Geschäftsstelle, aber Software-Entwickler. Das Russland-Geschäft belaufe sich gerade einmal auf ein Prozent des Gesamtumsatzes, in Weißrussland sei man noch als Mautbetreiber aktiv.

Zum Schiedsgerichtsverfahren mit Deutschland rund um die dann von der bayrischen Regierung abgesagte "Pkw-Ausländer-Maut", bei der Kapsch mit Partnern der Systembetreiber gewesen wäre, meinte Georg Kapsch heute vor Journalisten: "Wir haben gemeinsam mit Partnern 560 Mio. Euro eingeklagt, das kann nun sechs Monate oder auch drei, vier Jahre dauern.

Zum Hintergrund: Trotz europarechtlicher Bedenken plante Deutschland eine Pkw-Maut einführen, die letztendlich nur von Nicht-Deutschen zu bezahlen gewesen wäre. Österreich und andere Länder haben dagegen protestiert, 2019 wurde das Vorhaben dann vom Europäischen Gerichtshof gekippt. In einem ersten Schiedsgerichtsverfahren wurde Kapsch ein Kostenersatz zugesprochen, nun geht es im zweiten Verfahren um die Höhe.

Zu den Veränderungen in seinem Unternehmen - auch personeller Natur - meinte Kapsch heute, dass "im Leadership teilweise Menschen dabei waren, die meine Kultur nicht mittragen wollten". Mittlerweile habe man die Wertberichtigungen eingedämmt, und sei schlanker und schneller geworden.

Für das laufende Geschäftsjahr erwartet Kapsch ein stabiles Umsatzniveau und weitere Verbesserungen beim EBIT. "Um diese Ziele zu erreichen, liegt der Fokus weiterhin auf Neugeschäftsakquisitionen und Kostendisziplin", so der Vorstandschef.

Zu seinen Wünschen für einen klimaverträglicheren Verkehr erklärte Georg Kapsch, es müsse eine Verkehrssteuerung samt einer Änderung des Mobilitätsverhaltens der Menschen kommen. Letzteres erreiche man auch dadurch, dass "Mobilität intelligent bepreist wird". Auf völliges Unverständnis stößt bei Kapsch, dass Mauttechnologien nicht Teil der Taxonomie-Verordung - also vereinfacht der EU-Regeln für grüne Investments - sind. "Verkehrssteuerung ist grüne Politik", so Kapsch zur Nachrichtenagentur APA.

Gefragt zum Anti-Teuerungs-Paket der Bundesregierung und dessen Treffsicherheit meinte Kapsch, der von 2012 bis 2020 Chef der Industriellenvereinigung (IV) war: "Ich bin sehr dafür Menschen zu subventionieren, die es brauchen. Aber jeder und jedem was zu geben, da ist die Frage: Ist das gerecht?" Das habe er sich auch schon bei der Anhebung der Pendlerpauschale im heurigen Frühjahr gefragt, die nicht den Armen helfe.

Der jetzige Arbeitskräftemangel habe sich schon lange abgezeichnet, nun würden sich die Versäumnisse in der Bildungspolitik der vergangenen Jahrzehnte rächen. "Das war vorhersehbar", so Kapsch. (apa/red)