Im Gespräch : Toyota Austria-Chef Nelsbach: "Wir sind eine Fleet Company"

Toyota Geschäftsführer
© Christian Houdek

Seit Beginn des Jahres stehen Sie an der Spitze von Toyota Österreich. Ihr bisheriges Resümee?

Ich kann nur ein äußerst positives Resümee ziehen, denn ich habe ein sehr motiviertes und qualitativ hochwertiges Team vorgefunden. Es war von Beginn an eine Aufbruchsstimmung zu spüren. Die Motivation, die Marke Toyota noch besser und größer zu machen. Das war extrem erfreulich. Genauso wie der Teamgeist, der hier definitiv gelebt wird. Auch auf der geschäftlichen Seite sieht es nicht anders aus, in den vergangenen Jahren wurden viele wichtige Grundlagen gelegt. Sowohl hinsichtlich Ausrichtung des Unternehmens als auch des Handels. Ebenso profitierten wir von einer Modernisierung. Wir haben mit der Toyota Financial Services eine eigene Captive Bank an den Start gebracht. Eine wichtige Grundlage - vor allem im gewerblichen Bereich - erfolgreich arbeiten zu können. Es besteht hier auch eine sehr gute Kooperation, mit einer engen Einbindung der noch sehr jungen Toyota Versicherung. Eine perfekte Voraussetzung, um das Wachstum weiter zu steigern. Und das ist ein Anspruch, den sowohl unser Team als auch unser Händlernetz verfolgen. Man merkt einen starken Willen und eine ebensolche Motivation dahingehend. Wichtig ist, dass auch vor Veränderungen nicht zurückgeschreckt wird. Anders geht es nicht, um künftig weiter erfolgreich sein zu können.

Die Branche leidet nach wie vor unter dem Mangel an Halbleitern, Fahrzeuge können nicht ausgeliefert werden. Weshalb ist gerade Toyota davon nicht so stark betroffen?

Generell betrifft das Thema der Halbleiterkrise und die Krise der Lieferketten sicher alle Hersteller. Toyota muss sich genauso damit auseinander setzen. Dennoch waren wir in Österreich, wie man an den Marktzahlen sieht, die letzten Monate lieferfähig. Das hat verschiedenste Gründe. Mit Sicherheit geht es unter anderem zurück auf die Fukushima Situation damals. Daraus entstand ein Lernprozess hinsichtlich beispielsweise Zulieferer, mit denen Toyota ein sehr partnerschaftliches Verhältnis pflegt mit langjährigen Verträgen. Weiters wurden die Notbestände aufgestockt. Auch wir sind von Liefereinschränkungen nicht komplett frei. Dennoch sind wir sehr zuversichtlich, bis zum Ende dieses Jahres unser geplantes Volumen von 10.000 verkauften Einheiten halten zu können.

Wie lange dauert es aktuell im Durchschnitt vom Kaufabschluss bis zur Auslieferung bzw. gibt es Unterschiede bei den einzelnen Modellen?

Das ist natürlich vor allem vom Modell abhängig. Wir konzentrieren uns sehr stark auf Volumenmodelle, wo wir Lieferzeiten von drei bis sechs Monaten haben. Dazu zählen Yaris, Yaris Cross, Corolla, C-HR und RAV4. Die Bestseller davon sind mitunter auch schneller verfügbar. Das wird sich im zweiten Halbjahr auch nicht ändern.

Jetzt ist es so, dass laut Medien von Juni bis August die Produktion um 100.000 Fahrzeuge monatlich reduziert werden soll. Wird auch das keine Auswirkungen auf die Lieferfähigkeit haben?

100.000 Fahrzeuge klingt natürlich extrem viel. Bricht man das von der Gesamtjahresproduktion herunter, sprechen wir von einem Prozent. Inwieweit der österreichische Markt tatsächlich davon betroffen sein wird, kann man nicht 1:1 nachverfolgen. Aber wie gesagt, auch wir müssen mit dieser Gesamtsituation umgehen, es ist nicht jedes Modell sofort verfügbar und bei einigen gibt es sehr wohl längere Lieferzeiten als normalerweise üblich ist. Ganz dem Motto „Customer First“ entsprechend, konzentrieren wir uns auf jene Fahrzeuge mit einer starken Nachfrage.

"Wir werden unser Volumen halten können"

Wie sehen Sie prinzipiell die nähere Zukunft bzw. was wollen Sie unternehmen, damit sich der beachtliche Wachstumskurs fortsetzt?

Für dieses Jahr haben wir einen sehr positiven Ausblick, auch was das Thema Gesamtliefersituation für Österreich betrifft. Wir sind voll auf Kurs, unser gesetztes Ziel von 10.000 verkauften Fahrzeugen zu erreichen. Dafür wurden im ersten halben Jahr die Weichen gemeinsam mit dem Handel gestellt. 2023 wird ein weiterer Wachstumskurs angepeilt.

Aktuell gibt es ein E-Auto bei Toyota, den bZ4X. Bis zum Jahr 2030 sollen 30 elektrische Fahrzeuge von Toyota erscheinen. Werden die Verbrenner komplett eingestellt bzw. welche Modelle werden in absehbarer Zeit rollen?

Dazu muss man zwei Dinge sagen: der bZ4X ist das erste Fahrzeug der neuen Submarke „bZ“, bZ steht für „Beyond Zero“ und widmet sich dem umfassenden Thema Elektromobilität. In den nächsten Jahren folgen weitere Fahrzeuge mit elektrischem Antrieb in verschiedenen Fahrzeugklassen. Gleichzeitig wurde letztes Jahr von Akio Toyoda verkündet, dass ab einem bestimmten Zeitpunkt ausschließlich emissionsfreie neue Modelle vermarktet werden. Genauer bedeutet das für Lexus das Jahr 2030 in Westeuropa, für Toyota 2035. Das bedeutet aber nicht gleichzeitig, dass es sich ausschließlich um rein batterieelektrische Fahrzeuge handeln wird. Toyota steht für ein großes Maß an Technologieoffenheit. So wird unter anderem das Thema Wasserstoff eine Rolle spielen. Prinzipiell entspricht es also der Tatsache, dass Toyota ab 2035 nur mehr emissionsfreie Fahrzeuge auf den Markt bringen wird. Bis dahin werden wir noch den Toyota Corolla Cross einführen. Ein sehr spannendes Fahrzeug sowohl im privaten als auch im gewerblichen Bereich, welches in Österreich eine hohe Relevanz haben wird. 2023 folgt im ersten Quartal ein Facelift vom Corolla.

Wie sieht es bei Toyota hinsichtlich der Flottenkunden aus? Wird man hier einen noch stärkeren Fokus darauflegen und wenn ja, mit welchen Fahrzeugen, Aktionen, Angeboten?

Wir werden einen sehr starken Fokus darauflegen. Wir sehen heute, dass unser Anteil an Privatkunden deutlich über jenem der gewerblichen Kunden liegt. Dabei sind die Fahrzeuge von Toyota für Firmenkunden in vielerlei Hinsicht ideal. Mit niedrigen Betriebskosten oder auch zahlreichen Hybridversionen. In unserer Palette befinden sich acht Modelle, bei denen der CO2 Wert aller Motor-, Antriebs- und Ausstattungsvarianten unter 135 Gramm liegt. Vieles was der Flottenkunde benötigt, ist heute schon da. Es liegt an uns, das besser zu kommunizieren und natürlich das Angebot konsequent weiter auszubauen. Abgesehen von den Modellen ist es wichtig, die Services rund um dieses Thema noch zu verbessern. Hier liegt unter anderem unser Hauptaugenmerk. Gemeinsam mit der Toyota Kreditbank und dem Toyota Versicherungsdienst werden wir Angebote im Bereich Full Service oder auch Operating Leasing schnüren. Wir müssen einfach noch besser auf die Anforderungen von Firmenkunden eingehen. Wichtig ist natürlich auch, das Händlernetz auf diese Reise mitzunehmen und noch weiter zu professionalisieren. Damit sie sich noch besser auf die Bedürfnisse der gewerblichen Kunden einstellen können und die richtigen Ansprechpartner im Team haben. Das bezieht sich sowohl auf die leichten Nutzfahrzeuge als auch auf PKW. Unsere Aufgabe ist es jetzt dem Firmenkunden zu erklären, dass wir eine Fleet Company sind.

Die allgemeinen Kosten steigen, Investitionen müssen warten. Merkt man eine Kaufzurückhaltung seitens der Konsumenten und dafür eine Verlängerung der Leasingverträge bzw. prinzipiell die Tendenz, das Auto länger als geplant zu behalten?

Erfreulicherweise ist der Auftragseingang nach wie vor sehr stark und liegt deutlich über dem Vorjahr. Dadurch, dass die Toyota Kreditbank noch relativ jung ist, haben wir wenig Erfahrungswerte mit dem Thema Leasingverlängerung. Was wir sehen ist, dass die Kosten steigen und damit auch die Restwerte. Das heißt, trotz steigender Fahrzeugpreise bleibt die Kundenrate oft stabil.

"Themen wie Autoabo oder Kurzzeitvermietung werden für Firmenkunden immer wichtiger"

Der Gebrauchtwagenmarkt erfuhr aufgrund der Lieferthematik einen gehörigen Aufschwung – die Nachfrage übersteigt bisweilen schon das Angebot. Wie sieht die Situation bei Toyota aus?

Der Gebrauchtwagenmarkt steigt bzw. ist stabil. Unsere Aufgabe ist es im Moment, den Gebrauchtwagenhandel bei Toyota weiter zu unterstützen. Hier gibt es das Thema „Toyota geprüfte Gebrauchtwagen“. Da versuchen wir ein flächendeckend identisches Kundenangebot zu kreieren. Das beinhaltet eine Gebrauchtwagengarantie, den 145 Punkte Check – alle Fahrzeuge entsprechen einem Qualitätsstandard – und die 10 Jahres-Toyota Relax Garantie. Gemeinsam mit dem Händlernetz entwickeln wir das stetig weiter und es hilft uns, „Toyota geprüfte Gebrauchtwagen“ auch als Marke immer besser zu etablieren. Natürlich ist dieser Markt unter Druck. Dank unseres agilen Händlernetzes, welches immer wieder gebrauchte Fahrzeuge ankauft, sind wir aber auch auf diesem Sektor stabil.

Das Mobilitätsverhalten ändert sich laufend, Fahrzeugabos erfreuen sich einer immer größer werdenden Beliebtheit. Gibt es dazu bei Toyota entsprechende Pläne bzw. Angebote?

Alles, was neue Formen der Mobilitätslösungen betrifft, läuft bei Toyota in Europa unter dem Markendach Kinto. Sozusagen die Mobilitätsmarke von Toyota, unter deren Dach es in verschiedenen europäischen Ländern unterschiedliche Angebote gibt. Vom Autoabo über Carsharing bis hin zu Konzepten der Kurzzeitvermietung. Wir in Österreich konzentrieren uns aktuell – auch unter dieser Marke – auf das Thema Full Service Leasing, da unser Fokus wie gesagt auf den gewerblichen Bereich gerichtet ist. Selbstverständlich werden wir uns in den kommenden Monaten ebenso ansehen, was der nächste Schritt im Bereich der Mobilitätslösungen sein kann. Angepasst an die Bedürfnisse der Kunden auf dem österreichischen Markt. Wobei Themen wie Autoabo oder Kurzzeitvermietung natürlich für Firmenkunden immer wichtiger werden. Ich sehe hier eine große Zukunft.

Noch ein Schwenk zu den Nutzfahrzeugen – was ist hier in den nächsten Jahren geplant auch hinsichtlich elektrifizierter Modelle?

Wir sehen, dass die Nachfrage nach leichten Nutzfahrzeugen in Österreich flächendeckend steigt. Wir glauben, dass hier ein weiteres großes leichtes Nutzfahrzeug absolut Sinn macht und unsere Palette gut ergänzt. Deshalb wurde die bestehende Partnerschaft mit Stellantis im Bereich der leichten Nutzfahrzeuge ausgebaut. Nach kompakten und mittelgroßen LCVs werden unsere beiden Unternehmen künftig auch bei einer neuen großen Nutzfahrzeugbaureihe zusammenarbeiten, welche 2024 auf den Markt kommen wird. Wir sind in diesem Bereich ein absoluter Vollsortimenter mit elektrifizierten Modellen aber auch Verbrennern.