Mag. Dzihic im Gespräch : BYD Austria: „Wir wollen nachhaltig wachsen“
Die Zahl der E-Autoverkäufe geht in Österreich zurück, von BYD hört man allerdings eine österreichische Erfolgsmeldung nach der anderen. Wie erklären Sie sich das?
Wir haben definitiv keinen Zauberstab und das Rad auch nicht neu erfunden. Was wir aber haben, sind die richtigen Partner mit der richtigen Einstellung zum Thema Elektromobilität. Größtenteils handelt es sich um Familienbetriebe, die eine große Leidenschaft mitbringen und mit Herzblut dabei sind. Dazu kommt unsere coole „Dream Builder“-Truppe, die sich hervorragend ergänzt und über große Erfahrungen verfügt. Von dieser Kombination und unserem Leitsatz, alles so simpel wie möglich zu halten – vor allem für den Händler -, profitieren wir.
Der Händler hat so viel mehr Zeit für den Kunden im Verkauf. Er wird nicht durch dutzende Verkaufsaktionen oder Bürokratie und Administration aufgehalten. Beispielsweise ist auf jeder Faktura bereits der Importeursanteil berücksichtigt – alles klar und straight. Dazu kommt das unschlagbare Preis-Leistungsverhältnis unserer Produkte. Das funktioniert vor allem aufgrund der Tatsache, dass die Schlüsselkomponenten von BYD selbst produziert werden. Das nennen wir: leistbare Elektromobilität zum Preis eines Verbrenners.
„Wir haben ein sehr gutes Standing innerhalb der Elektromobilität“Mag. Danijel Dzihic, Managing Director BYD Austria
Wie hat sich generell 2024 bislang entwickelt und was ist das Ziel bis Ende des Jahres? Bei unserem letzten Interview 2023 haben Sie für 2024 2.500 zugelassene Fahrzeuge veranschlagt.
Dieses Ziel haben wir bereits Ende August erreicht. Das ist ein großer Erfolg, denn es bedeutet eine zweieinhalbfache Steigerung gegenüber 2023. Somit werden wir unser aktuelles Ziel, nämlich eine Verdreifachung, bis Ende des Jahres erreichen. Dabei sind nicht die Zulassungszahlen der wichtigste Punkt, sondern jene der Abschlüsse. Hier rechnen wir sogar mit vier Mal so vielen wie 2023. Das ist aber nur der Anfang, schließlich wächst die Palette stetig weiter. Jedenfalls haben wir meiner Ansicht nach ein sehr gutes Standing innerhalb der Elektromobilität. Auch weil sich unsere Händler extrem gut mit allen dazu gehörenden Themen auskennen und eine professionelle Beratung bieten.
Wie stehen Sie zu den angedrohten Strafzöllen auf chinesische Fahrzeuge?
Wir als Denzel sind gegen Protektionismus und für den freien Handel. Abgesehen davon baut BYD im ungarischen Szeged sowie in weiterer Folge in der Türkei eigene Werke. Unser Ziel ist es, hier vor allem österreichische Zulieferer an Bord zu holen. Mir war bis zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst, wie viele Global Player wir hier haben. Deshalb fand im Juli die „BYD Supplier Conference Vienna“ statt, wo sich hochrangige Vertreter von BYD China und BYD Europe mit fast 40 österreichischen Automobilzulieferunternehmen trafen.
Interessant dabei ist die Tatsache, dass einige von ihnen bereits mit BYD in China zusammenarbeiten. Wenn das Werk also startet, ist „Made in Austria“ auch ein Schlagwort. Es soll in die Köpfe der Menschen hinein, dass es sich um ein europäisches Produkt handelt. Denn es wird in Ungarn nicht nur produziert, sondern auch entwickelt und designt werden.
„Das Werk in Ungarn wird ein super Booster für unsere Perfomance sein“Mag. Danijel Dzihic, Managing Director BYD Austria
Weshalb eigentlich Ungarn und wie sieht hier der zeitliche Fahrplan aus? Und kann man dann noch an den günstigen Preisen festhalten?
Die Wahl ist deshalb auf Szeged gefallen, da sich dort u.a. die Technische Universität befindet mit jährlich tausenden Absolventen. Ein wichtiger Aspekt für BYD hinsichtlich Forschung und Entwicklung in Europa. Abgesehen davon ist Ungarn ein beliebter Automobilstandort mit vielen Werken etablierter Hersteller. Ab Ende 2025 soll die Produktion starten, wobei anfangs 150.000 Einheiten pro Jahr vom Band laufen sollen. Das Werk wird jedenfalls ein super Booster für unsere Performance sein.
Welches ist eigentlich das erfolgreichste Modell von BYD?
Zweifelsfrei der SEAL U, er macht aktuell fast die Hälfte aller unserer Verkäufe aus. SEAL und ATTO 3 liegen derzeit auf Platz 2 und 3.
Wie sieht es mit dem Bereich „Firmenkunden“ aus, entwickelt sich dieser für BYD auch erfolgreich?
Im Gegensatz zu allen anderen Mitbewerbern sind wir im Privatkundenmarkt mit über 50 Prozent Anteil am Gesamtvolumen stark vertreten. Nichtsdestotrotz sind für uns die Firmenkunden natürlich unglaublich wichtig. Deshalb haben wir im vergangenen Jahr auch sehr viel darangesetzt, mindestens eines unserer Modelle in den großen Unternehmen zu platzieren. Die ersten Erfolge machen sich bereits bemerkbar, das Vertrauen in unsere Fahrzeuge ist auch in diesem Segment im Steigen begriffen.
Wir sind immer stärker in großen namhaften Unternehmen vertreten. Aber auch der KMU-Bereich wächst stetig – Grund dafür sind vor allem die zahlreichen Familien-Händlerbetriebe, die richtig gut im Firmenkundenbereich drin sind. Aufgabe ist es, unsere Modelle im Straßenverkehr noch sichtbarer zu machen. Da setzen sich unsere Händler auch extrem ein. Das ist wichtig, um nachhaltig wachsen zu können.
„BYD will sich auch im Nutzfahrzeugsegment behaupten“Mag. Danijel Dzihic, Managing Director BYD Austria
Welche neuen Modelle kommen in naher Zukunft auf den Markt?
Den Start macht der TANG jetzt im Oktober, dann folgt der SEAUL U DMi, ein Plug-In-Hybrid mit Allrad im November. Weiter geht es mit dem SEALION 7, der sehr realistisch Anfang 2025 auf den Markt kommt. Nicht zu vergessen das Facelift vom ATTO 3, von dem ebenso zum Jahresanfang die ersten Fahrzeuge nach Österreich kommen werden. Im Laufe des nächsten Jahres komplettiert unser Einstiegsmodell die Palette, somit sind wir dann in allen Segmenten vertreten.
BYD bringt nicht nur PKW auf den Markt, sondern will auch im Nutzfahrzeugsegment verstärkt Fuß fassen. Was dürfen wir hier erwarten?
BYD will nicht nur ein großer Player im PKW-Segment werden, sondern sich auch bei den leichten Nutzfahrzeugen, bei Bussen und bei Trucks behaupten. Es ist also äußerst spannend, was uns hier die Zukunft bringt. Auf der IAA wurde beispielsweise der BYD E-VALI mit 3,5 t oder 4,25 t präsentiert, der speziell für den europäischen Markt entwickelt wurde. Er eignet sich besonders für die Anforderungen von Last-Mile- und Paketdiensten und bringt weltweit führende Innovationen im Bereich der Elektrofahrzeuge in den LCV-Sektor.
Ein weiterer Vorteil sind seine Größe, seine Wendigkeit sowie das große Ladevolumen. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass diese leistbare Elektromobilität von BYD auch auf die Nutzfahrzeuge umgelegt werden kann. Es wäre weiters ein gutes Werkzeug, um in größeren Flotten Einzug zu halten. Immerhin können wir dann ein gutes Gesamtangebot bieten. Den kleinen ETP3 haben wir bereits, der vor allem für Businesskundem zu einem Preis von € 19.400,- sehr interessant ist. Der verkauft sich seit seiner Einführung sehr gut. Ich bin überzeugt davon, dass wir hier in Kombination mit unserer ambitionierten Händlerschaft ebenfalls erfolgreich sein können.