E-Roller im Test : Vespa Elettrica – alltagstauglicher Stadtflitzer
Im schicken Metallic-Silber glänzt unser Testroller in der August-Sonne. Formgebung und Design, inklusive des runden Frontscheinwerfers mit LED-Licht, lassen keinen Zweifel daran, dass es sich bei der Elettrica L3e um eine echte Vespa handelt. Unser Roller ist wendig, die Sitzposition aufrecht und bequem. Das Fahrwerk könnte vielleicht eine Spur weicher gefedert sein, aber so kann der Fahrer wenigstens die Straßenverhältnisse recht gut erspüren. Auch ein etwas größerer Raddurchmesser würde hier vermutlich helfen. Dank der breiten Schürze der Vespa sind die Beine gut vor Nässe und Schmutz geschützt: man kann also mit der Elettrica stilvoll und im adäquaten business-look zu jedem Geschäftstermin vorfahren.
Unterwegs in der Stadt
Die Benutzung ist denkbar einfach: es gibt zwei Vorwärts-Fahrmodi, Eco und Power, sowie einen Rückwärtsgang. In der Praxis wird aber wohl fast ausschließlich der Power-Modus benutzt, denn der Eco-Modus erlaubt nur 30 km/h Höchstgeschwindigkeit. Die Vespa beschleunigt rund und vom Stand weg kraftvoll heraus, wie es sich für einen E-Motor gehört. Etwas mehr Biss jenseits der 40 km/h und auch eine höher Höchstgeschwindigkeit wären allerdings wünschenswert: Auf gerader Strecke erreicht die E-Vespa maximal 53 km/h. Das ist zwar praktisch, weil man sich in der Regel um Geschwindigkeitsbegrenzungen wenig sorgen muss, allerdings fehlt die Reserve um sich aus kritischen Situationen heraus zu beschleunigen. Außerdem darf man mit dem Roller die Autobahn nicht benutzen, denn dazu wäre eine Bauartgeschwindigkeit von mindestens 60 km/h erforderlich. Dennoch braucht man für die L3e einen Führerschein für Leichtkrafträder, vergleichbar jenem für verbrennungsmotorisch betriebene Zweiräder mit 125 ccm Hubraum. Dieser lässt sich auch mit einigen Fahrstunden und einem Zusatzeintrag im Pkw-Führerschein erwerben.
Trotz der genannten Einschränkungen, stellten wir in unserem im Test zufrieden fest, dass die Elettrica für die meisten Situationen im Stadtverkehr über ausreichend Leistung verfügt. Die Reichweite beträgt, zumindest bei sommerlichen Temperaturen, echte 70 Kilometer. Das Laden erfolgt an jeder herkömmlichen Steckdose über ein eingebautes Spiralkabel unter der Sitzbank, das sich bis zu maximal drei Meter dehnen lässt. Herausnehmen lässt sich der Akku allerdings leider nicht. Das ist insofern seltsam, da die Vespa aufgrund ihrer Leistungsdaten wohl fast ausschließlich im Stadtverkehr zum Einsatz kommen dürfte. Im urbanen Raum leben die meisten Menschen jedoch in Wohnungen, wodurch es an einer straßenseitigen Steckdose fehlt. Ein weiteres Manko ist das Staufach für den Helm, das sich ebenfalls unter dem Sitz befindet: Dieses ist zu klein dimensioniert, ein normaler Motorrad-Jethelm passt jedenfalls nicht hinein.
Fazit
Die Elektro-Vespa macht Spaß und überzeugt durch Design und solide Fahrleistung im Stadtverkehr. Ein echter Genuss ist es dabei, völlig lautlos und ohne jede Vibration an der Ampel zu stehen und auch während der Fahrt bleibt der Roller sehr leise. Echte Minuspunkte sind hingegen der nicht-herausnehmbare Akku und das zu klein geratene Helmstaufach.
Stolz ist übrigens auch der Preis der Vespa, die Elettrica L3e ist jedenfalls kein Schnäppchen. Eine Spur günstiger gibt es die Vespa Elettrica L1e, die als Moped typisiert und somit ohne Motorradführerschein zu lenken ist. Die Leistungsdaten und Beschleunigung sind identisch, allerdings ist die Geschwindigkeit elektronisch auf 48 km/h begrenzt. Im Praxistest hat sich allerdings gezeigt, dass diese fehlenden 5 km/h dazu geeignet sind, nachfolgende Autofahrer regelrecht auf die Palme zu bringen - das Fahrzeug ist einfach zu langsam, um im Stadtverkehr mit zu schwimmen.
Technische Daten
Reichweite bis zu 100 km (Herstellerangabe, > 70 real)
Batteriekapazität 4,2 kW/h
Leistung 3,5 kW (Max. Leistung 4 kW)
Breite x Länge 735 mm x 1870 mm
Radstand 1350 mm
Sitzhöhe 790 mm