Interview : Bei den Nutzfahrzeugen sind wir weiter an der Spitze

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Der neue Ford Ranger soll die Erfolgswelle im Pick-up-Segment weiter fortsetzen

- © Ford

2021 war für Ford in Österreich ein absolutes Erfolgsjahr, vor allem hinsichtlich der Zulassungen bei den Transportern. Wie hat sich das bisherige Jahr entwickelt?

Wir sind 2022 angesichts der bekannten Umstände sehr zufrieden, die Zeiten sind alles andere als einfach. Aber bei den Nutzfahrzeugen sind wir weiterhin an der Spitze und liegen kumuliert im September sogar über unserem angestrebten Marktanteil. Bei den PKW halten wir uns bis jetzt etwas unter den Zahlen vom Vorjahr, aber das Jahr ist noch nicht gelaufen.

Mag. Andreas Oberascher, Generaldirektor Ford Motor Company (Austria) GmbH
Mag. Andreas Oberascher - © Ford
„An der aktuellen Situation bei den Lieferzeiten wird sich in den nächsten Monaten nicht viel ändern.“

Wie sieht es bei Ford mit den Lieferzeiten aus, gibt es Unterschiede bei einzelnen Modellen?

Wir haben es mit denselben Herausforderungen zu tun wie unsere Marktbegleiter, und an dieser Situation wird sich unserer Einschätzung nach auch in den nächsten zwölf bis 18 Monaten nicht viel ändern. Wir haben allerdings einen anderen Weg eingeschlagen und uns dazu entschlossen, das Bestellsystem für gewisse Modelle einzuschränken bzw. haben wir manche Systeme ganz bewusst geschlossen. Jene Fahrzeuge, die wir produzieren können, werden gleichmäßig an die Händler verteilt. Die Monats- und Quartalsziele wurden zwar ausgesetzt, wir müssen aber alles tun, dass jene Fahrzeuge, die ausgeliefert werden, so schnell wie möglich zu den Kunden kommen.

„Was die Ladeinfrastruktur betrifft, gibt es sicher noch Aufholbedarf.“

Stichwort Elektromobilität, die bei Ford ja auch eine wesentliche Rolle spielt bzw. spielen wird. Ist sie wirklich der Weisheit letzter Schluss? Vor allem wenn man an die nach wie vor herrschende Ladeproblematik denkt. Die Infrastruktur ist nicht ausreichend vorhanden und das Laden an öffentlichen Stationen viel zu teuer.

Der Markt hat sich in den letzten Jahren sehr stark verändert und sehr schnell in Richtung E-Mobilität entwickelt. Ford wird hier weiterhin vorne mitspielen: Bis 2024 werden wir drei neue, rein elektrische Pkw- und vier neue Nutzfahrzeug-Modelle mit Elektroantrieb auf den Markt bringen. Bis 2030 werden wir alle Pkw rein elektrisch anbieten, bis 2035 die gesamte Palette in Europa. Was die Ladeinfrastruktur betrifft, so gibt es sicherlich noch Aufholbedarf, hier sehen wir aber auch laufend Verbesserungen und Weiterentwicklungen.

Wie entwickelt sich der Verkauf von elektrifizierten Modellen bei Ford und wie sieht diesbezüglich die Verteilung Privat- und Firmenkunden aus?


Zum jetzigen Zeitpunkt können wir keine genauere Verteilung in Kundengruppen nennen. Mit unserer erweiterten Palette an Pkw- und Nutzfahrzeugmodellen erwarten wir einen Jahresabsatz von mehr als 600.000 Elektrofahrzeugen in Europa im Jahr 2026 und haben das Ziel, im Jahr 2023 in Europa eine EBIT-Marge von sechs Prozent zu erzielen. Diese Beschleunigung der Transformation in Europa unterstützt unsere Absicht, bis 2026 weltweit mehr als zwei Millionen Elektrofahrzeuge zu verkaufen sowie eine bereinigte EBIT-Marge des Unternehmens von zehn Prozent zu erzielen.

Und wie macht sich der neue Ford E-Transit?


Der neue E-Transit hat unsere Erwartungen übertroffen. Die Nachfrage ist enorm, er ist quasi vom Fleck weg die Nummer 1 im 2-Tonnen-Segment, hat von Beginn an die Konkurrenz hinter sich gelassen. Wir führen diesen Erfolg auf mehrere Faktoren zurück: Zum einen steigt seit der Einführung der NoVA - und auch wegen der Energiekrise - die Nachfrage nach E-Transportern, wir erhalten hier auch Anfragen von großen Flottenbetreibern. Zum anderen erfüllt der E-Transit mit seiner Reichweite von bis zu 317 km den Bedarf vieler (Klein-)Unternehmer und bietet mit der On-Bord-Steckdose - und den fast unbegrenzten Umbaumöglichkeiten - für wirklich jeden Anspruch die passende Lösung. Ein gutes Beispiel dafür ist z.B. die Firma Servoking, die einen E-Transit zu einem Kühltransporter umgebaut hat und damit innerhalb von vier Stunden 26 Stationen - nämlich Kindergärten - angefahren hat, um Essen auszuliefern. Das Ergebnis war absolut überzeugend und hat gezeigt, dass ein Zusatzgewicht von einer Tonne (Beladung und Kühlung) noch immer eine beeindruckende Reichweite von 217 km ermöglicht. Darüber hinaus ist das Fahrzeug prompt verfügbar. Das nächste elektrifizierte Highlight wird dann der E-Transit Custom sein, der eine vergleichbare Erfolgsstory schreiben wird.

Der neue Ford E-Transit Custom steht bei den Nutzfahrzeugen als nächstes vollelektrisches Modell auf dem Plan. Welche anderen Modelle sind schon fix?


Der vielseitige Personentransporter Tourneo Custom, gefolgt von der nächsten Generation des Transit Courier und Tourneo Courier. Pkw-seitig kommen wir mit zwei neuen, in Köln gebauten, Crossover-SUV auf den Markt und natürlich mit dem attraktiven Puma, den wir 2024 um eine rein elektrische Variante ergänzen werden.

„Der Ranger wird die klare Nr. 1 im Pick-up-Segment bleiben.“

Wie sieht prinzipiell die Verteilung Firmen- versus Privatkunden bei Ford aus? Welche Modelle spielen bei den Firmenkunden eine wichtige Rolle?

Die Aufteilung unserer Kunden ist annähernd ausgeglichen. Wir haben 48 Prozent Firmenkunden und 52 Prozent Privatkunden. Die Topseller bei den Gewerbekunden sind naturgemäß der Transit / Transit Custom, gefolgt vom Ranger, der die höchste Steigerung bei den Nutzfahrzeugen hingelegt hat und auch vor dem bevorstehenden Modellwechsel die klare Nr. 1 im Pick-up-Segment bleibt.

Ted Cannis meinte auf der IAA Transportation: „Die Ford Pro-Plattform wurde entwickelt, um unseren Kunden dabei zu helfen, ihre Kosten zu senken und ihre Abläufe zu rationalisieren, insbesondere wenn sie auf E-Fahrzeuge umsteigen.“ Was genau kann man sich darunter vorstellen?


Ford Pro widmet sich der Bereitstellung von Produkten und Dienstleistungen für gewerbliche Kunden aller Größen, um Produktivität, Wachstum und Nachhaltigkeit zu beschleunigen. Unter Ford Pro bieten wir zusätzlich zu den Transportern einen One-Stop-Shop für Charging, Software, Finanzierung und Service – eine einzigartige Kombination aus Produkt und Dienstleistungen. Indem wir zum Beispiel Live-Daten zum Fahrzeugzustand und Telematikdaten in verwertbare Informationen umwandeln, helfen wir den Kunden, die Betriebszeit (Stichwort „Uptime Management“) und Sicherheit Ihrer Fahrzeuge zu optimieren, ihre Flotte zu verwalten und die Gesamtproduktivität zu steigern.

„Wir planen, mit dem Agenturvertrieb am 1. April 2025 zu starten.“

Kommen wir zum Agenturvertrieb – wie sieht hier der Zeitplan aus und wie reagieren die Händler darauf? Sie sind dann schließlich nur mehr Vermittler und Servicedienstleister?

Bis Ende Q1 2023 wollen wir einen „Letter of Intent“, also eine Absichtserklärung, auf den Tisch legen, die wir dem Handel zur Verfügung stellen. Um nicht verschiedene Vertriebsmodelle parallel zu betreiben, werden wir im Anschluss die Kündigungen aussprechen. Für die Händler wird dann klar sein, wie das künftige Agenturmodell aussehen wird. Anschließend haben wir zwei Jahre Zeit, alles umzustellen. Am 1. April 2025 planen wir mit dem Agenturvertrieb zu starten. Unsere Händler sind alle durchwegs offen und bereiten sich auf die neue Situation vor. Es wird natürlich ein Umdenken erfordern und es braucht gemeinsame Strategien, um auf die neuen Anforderungen reagieren zu können.

Letzte Frage: immer mehr sogenannte Auto-Abos oder Carsharing Modelle kommen auf den Markt. Bei unserem letzten Gespräch hieß es, dass intern verschiedene Pilotprojekte laufen und einige Händler ihre eigenen Systeme anbieten. Wie ist der Stand der Dinge bzw. können Händler nach der Einführung des Agenturvertriebs diesen Service überhaupt noch im Angebot haben?


Auf dem Weg vom Fahrzeuganbieter zum Mobilitätsdienstleister macht es Sinn über so etwas nachzudenken, im Moment konzentrieren wir uns aber auf die Umstellung auf unser Agenturmodell und können zum Thema Carsharing nichts Konkretes sagen.

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