Future Mobility : Worauf die Automobilbranche jetzt achten muss

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Das Corona-Jahr 2020 hat den Verkaufsmotor der deutschen Autohersteller einmal mehr zum Stottern gebracht. Die ganze Branche rund um das Automobil ist gerade äußerst vulnerabel und anfällig für Störfaktoren geworden. Der Grund ist hinlänglich bekannt: Die Autohersteller und deren Zulieferer durchleben gerade eine historische Transformationsphase. Es geht um die Zukunft der Automobilbranche.

E-Mobilität als Herausforderung

Diese umfasst auf der einen Seite nicht nur die Fokussierung auf alternative Antriebe wie Elektroantrieb und Wasserstoffantrieb, sondern andererseits auch das autonome Fahren und die Digitalisierung. Es zeigt sich aber auch, dass diese Transformation ein zweischneidiges Schwert ist.

Die Werkstätten fürchten Umsatzeinbußen durch einen geringeren Servicebedarf, Arbeitsplätze werden bei den Autoherstellern abgebaut, da weniger Personal an den Fertigungsstraßen notwendig ist. Und zu guter Letzt sinkt die Nachfrage nach Motorbauteilen, da Diesel und Benziner von der Straße verschwinden sollen.

All das schürt Zweifel an den Klimaschutzmaßnahmen, selbst wenn der Klimawandel längst kein Hirngespinst linker Gruppierungen ist, sondern wissenschaftlich nachweisbar. Um den Wandel hin zu klimaschonender Mobilität möglichst erfolgreich über die Bühne zu bringen, sollten die Automobilbranche, nicht nur die deutsche Automobilbranche, sondern alle Automobilbranchen weltweit, die folgenden Punkte berücksichtigen.

Damit die Neuaufstellung der Unternehmen gelingt, müssen allerdings zahlreiche Herausforderungen im Verbund gemeistert werden. Die Veränderungen werden weitreichend sein und neben den Unternehmen auch den Arbeitsmarkt massiv betreffen.

IT-Skills in allen Abteilungen

Die rasante Digitalisierung, hochentwickelte Cloud-Architekturen und der Bedarf an Arbeitskräften mit breit gefächerten Kenntnissen und Fertigkeiten verwischen die klassische Trennung zwischen IT und Fachbereichen. IT-Skills sind inzwischen in allen Bereichen und Abteilungen gefragt. Cross-funktionale, agile Kollaborations- und Rollenmodelle erfordern eine wesentlich stärkere Beschäftigung mit Informationstechnologien im gesamten Unternehmen.

Mobility Services

E-Mobilität, Konnektivität und autonomes Fahren führen zu neuen Anforderungen an Mobilitätsdienstleistungen, gerade in Bezug auf Infrastruktur, Versicherung, Wartung und Entertainment. Dadurch werden etablierte Märkte völlig neu definiert. Das eröffnet Unternehmen einerseits neue Geschäftsmodelle, führt aber auch dazu, dass sie ihre Prozesse, Organisation und IT an, die sich verändernde Situation am anpassen müssen.

Das digitale Auto

Software wird zum vorherrschenden Faktor für die Produktentwicklung, da der Softwareanteil in den Autos stark zunimmt, während die Hardwarekomplexität in der E-Mobilität abnimmt. Für Automobilhersteller und -zulieferer bedeutet das einen drastischen Wandel in den benötigten Qualifikationen und ein zunehmendes Konkurrieren um knappe IT-Ressourcen. Für die Unternehmen gilt es bei der Software-Innovation voranzukommen, wollen sie nicht zu reinen Hardware-Anbietern mutieren.

Automatisierung in Produktion und Logistik

Die exponentiell fortschreitende Automatisierung in den Bereichen Produktion und Logistik geht mit einem massiven Rückgang von Industriearbeitsplätzen einher. Dieser Herausforderung müssen die Unternehmen und die Standorte in den Regionen begegnen, indem sie ihre Mitarbeiter schon heute für neue und veränderte Einsatzmöglichkeiten qualifizieren.

Kooperationen

Die verstärkte Zusammenarbeit zwischen Herstellern, Tech-Firmen und spezialisierten Start-ups wird unerlässlich, um den steigenden Bedarf an Software- und Hardware-Know-how, neuen Technologien und spezifischem Humankapital zu decken. In diesem Zuge wird sich die deutsche Automobilindustrie weg von Lieferketten hin zu komplexen Ökosystemen entwickeln, in denen jeder seinen Platz neu finden und definieren muss.

Veränderte Kundenbeziehungen

Neue digitale Vertriebskanäle und direkte Kundenkontakte führen zu einem raschen Anstieg der Direktverkäufe seitens der Automobilhersteller, wodurch die Rolle und Relevanz der Händler dramatisch geschwächt wird. Für die Händler bedeutet das akuten Handlungsbedarf, denn sie müssen ihre zukünftige Rolle und ihre Geschäftsmodelle definieren und den Bedürfnissen ihrer Kunden anpassen.

Digitaler After-Sales

Datenbasierte Fehlererkennung, Over-the-Air-Updates und reduzierte Hardware-Komplexität revolutionieren den After-Sales-Markt. Die zukünftige Rolle und Bedeutung der Werkstätten im Ökosystem der Automobilindustrie wird sich drastisch verändern. Im After-Sales werden zunehmend Software-Spezialisten gefragt sein, während klassische Mechaniker an Bedeutung verlieren. Eine Entwicklung, die durch die E-Mobilität zusätzlich verstärkt wird.

Optimierte Verwaltung

Als direkte Folge von Big Data und maschinellem Lernen werden manuelle Transaktionen in IT-Systemen hinfällig, was weltweit Organisationen und ihre Angestellten stark beeinflussen wird. Das erfordert für Automobilhersteller und ihre Zulieferer eine große Veränderung im Management der gesamten Organisation und Struktur.

Steigendes Umweltbewusstsein

Der Drang nach mehr Nachhaltigkeit und einem gesteigerten Umweltbewusstsein bewegt Unternehmen weg von der reinen Gewinnmaximierung hin zu mehr CSR-basierten Unternehmensentscheidungen. Auch in der Automobilindustrie werden sich Anbieter der Frage stellen müssen, ob ihr Image, ihre Produktpalette und ihre Positionierung im Markt zukunftsfähig sind und den veränderten Interessen der Kunden entsprechen.

Verschiedene Führungspersönlichkeiten

Für alle aufgelisteten Bereiche gilt, dass es für die erfolgreiche Bewältigung der Herausforderungen auch jeweils ganz spezielle Führungsfertigkeiten braucht. Die Unternehmen sind gefordert, entsprechende in den unterschiedlichen Bereichen einzusetzen, die den erfolgreichen Umbau glaubwürdig und nachhaltig vorantreiben. So sind zum Beispiel in der optimierten Verwaltung vermehrt „Data Leader“ gefragt, während beim Thema Nachhaltigkeit „Social Leader“ das Ruder in die Hand nehmen müssen.

Stefan Penthin, Leiter der Abteilung Automotive der Unternehmensberatung BearingPoint, weiß, wie sehr die Automotive-Konzerne unter den sich rasch verändernden Realitäten unter Druck stehen. „Sie müssen schnell und umfassend ihre alten Strukturen umbauen und neue Produkte, Geschäftsmodelle und Services entwickeln. Es gibt nicht den einen universellen ‚Zündschlüssel‘ für die Automotive-Branche, um erfolgreich am Transformationsziel anzukommen.

Seiner Ansicht nach braucht es vielmehr eine ganze Palette von wichtigen Strukturveränderungen, die miteinander gedacht und entsprechend umgesetzt werden müssen. Klar ist aber auch, dass der zukünftige Erfolg der deutschen Autobauer stark davon abhängt, wie gut und schnell sie die Themen Elektromobilität und Digitalisierung meistern, so der Unternehmensberater zur Mobilität der Zukunft.