Fahrsicherheit : Wenn Opa um die Ecke rollt
Vielleicht kennen Sie ja selber jemanden, der noch bis ins hohe Alter hinter dem Steuer saß oder noch immer sitzt und nicht davon abrückt. Wenn ja, sind Sie damit nicht allein. Extrembeispiele gibt es auch: so wie der 95-jährige Heinz Hübner aus dem norddeutschen Bundesland Schleswig-Holstein. Seit geschlagenen 69 Jahren ist er im Besitz seiner Fahrlizenz, die er auch noch munter auskostet, wie er einem deutschen Fernsehsender verrät. Und warum auch nicht? Bis dato ist der Mann vollkommen unfallfrei - zumindest ohne Fremdverschulden - unterwegs.
Es ist auch gut, dass Menschen in älteren Semestern nicht unnötigerweise bevormundet werden und ihnen das Steuern eines Fahrzeugs verboten wird - ein klarer Eingriff in die Individualrechte. Ein wenig an Auffrischung von Theorie und Praxis kann aber auch nicht schaden, in der Regel liegen die Führerscheinprüfung und Fahrsicherheitstrainings schon lange zurück. Eine Unterstützung, um möglichst fit und agil im Straßenverkehr zu bleiben, bietet sich durch gezielte Fahrsicherheitstrainings. Diese bietet auch der Autofahrerclub ÖAMTC unter dem Titel „Mobil sein - mobil bleiben“ an. Die Trainings sind eigens auf Menschen ab dem sechzigsten Lebensjahr ausgelegt und starten im Juli 2020.
Corona-Krise verschärft Bedeutung des Autos
Der ÖAMTC macht darauf aufmerksam, dass gerade jetzt die individuelle Mobilität von Senioren besondere Bedeutung hat. Schuld an diesem Umstand hat die Corona-Krise. Da ältere Menschen ab einem gewissen Alter zur Risikogruppe zählen, sich dennoch nicht absolut von der Außenwelt abschotten wollen und können, bietet sich durch die Benützung des eigenen Fahrzeugs ein relativ sicheres Fortbewegungsmittel. Doch auch im ländlichen Raum spielt das Auto generell eine große Rolle, damit Senioren am gesellschaftlichen Leben teilhaben können.
Und etwas ganz Wesentliches sollte einem auch bewusst sein: die Gesellschaft wird immer älter. Der Anteil älterer Menschen und damit auch älterer Verkehrsteilnehmer wird in Zukunft weiter zunehmen. Das geht auch aus Daten der Statistik Austria hervor: Laut Prognosen der Statistik Austria sind 2020 19,1 Prozent der Bevölkerung über 65 Jahre alt, im Jahr 2030 werden es 23,2 Prozent sein, im Jahr 2050 27,6 Prozent.
Gegen's Einrosten: Beratungen und praktische Trainings
Was kann nun getan werden, damit die eigenen Autofahrerkünste über die Jahre nicht einrosten? Eine Möglichkeit bietet sich durch ein umfassendes Beratungsangebot sowie praktische Trainings, die von der ÖAMTC-Fahrtechnik durchgeführt werden. "Die Seniorentrainings 'Mobil sein - mobil bleiben' leisten einen aktiven Beitrag zur Erhöhung der Verkehrssicherheit unserer älteren Generationen", erklärt ÖAMTC-Verkehrspsychologin Marion Seidenberger.
"Seine Einkäufe selber erledigen oder andere Wege eigenständig absolvieren zu können, bedeutet für viele Menschen Unabhängigkeit. Besonders für Senioren ist es wichtig, sich in der Gesellschaft integriert zu fühlen - individuelle Mobilität, aber auch sein Leistungsspektrum zu kennen und danach zu handeln, spielt daher eine große Rolle."
Ab dem 60. Lebensjahr können (das muss aber nicht die Regel sein) Exekutivfunktionen wie Problemlösefähigkeit, vorausschauende Handlungsplanung oder kognitive Flexibilität bedingt durch eine altersbedingte Umstrukturierung des frontalen Kortex deutlich abnehmen. Während bestimmte Fertigkeiten und Fähigkeiten im Alter sogar zunehmen können, sind es leider genau diese nicht, die für ein sicheres Autofahren nötig sind.
Relevantes von irrelevantem Trennen fällt schwerer
"Manchen älteren Personen fällt es schwerer, relevante von irrelevanten Informationen zu unterscheiden und sie werden anfälliger für Ablenkung. In komplexen und unübersichtlichen Verkehrssituationen kann dies in einem erhöhten Unfallrisiko resultieren", so die Verkehrspsychologin. "Insbesondere die selektive Aufmerksamkeit unterliegt altersbedingten Leistungsveränderungen. Das kann speziell in komplexen Verkehrssituationen zu fehlerhaften Reaktionen führen."
In den ganztägigen Trainings des ÖAMTC wird das Reaktions- und Konzentrationsvermögen der Teilnehmer geschult, außerdem lernen die Senioren moderne Sicherheitssysteme im Auto kennen. Weitläufige Sicherheitszonen, Wasserhindernisse und spezielle Straßenbeläge ermöglichen ein sicheres Üben. Im sicheren Rahmen trainieren die Senioren unter anderem Brems- und Spurhaltemanöver sowie Lenkübungen.
https://youtu.be/CoZ2a3iTtjE