FAHRKOMFORT & SICHERHEIT : Was Sie keinesfalls im Auto vergessen sollten
Immer wieder ereilen uns in den Medien Berichte von eingesperrten Tieren, die von ihren Haltern inmitten des Hochsommers in komplett überhitzten Fahrzeugen zurückgelassen werden. Verantwortungslos oder komplett gedankenlos, das sei dahingestellt. Dass diese Tiere nicht nur enormen Qualen ausgesetzt sind, sondern dabei sogar sterben können, kommt den Besitzern offenbar gar nicht in den Sinn.
So konnte ein im Auto zurückgelassener Hund im 22. Wiener Gemeindebezirk bei einer Außentemperatur von rund 37 Grad Celsius gerade noch vor einem qualvollen Tod gerettet werden, berichtete die "Wiener Bezirkszeitung" erst kürzlich. Die vorderen Fenster standen nur wenige Zentimeter offen. Ein völlig unzureichender Zustand, denn bereits nach 30 Minuten kann sich ein lebensbedrohlicher Temperaturbereich für das Tier einstellen.
Wenn das Auto zum Backofen wird
Dabei kann es in der prallen Sonne und hohen Außentemperaturen schnell über 40 Grad im Innenraum des Autos kommen. Ab dann wird es so richtig gefährlich für Tier und Mensch. Der Aufenthalt im Fahrzeug wird ab 40 Grad gefährlich, weil der Organismus solche Temperaturen kaum noch kompensieren kann“, warnt ÖAMTC-Techniker Steffan Kerbl. „Diese Temperatur wird in einem geschlossenen, in der Sonne stehenden Auto bereits nach kurzer Zeit erreicht“, so Kerbl.
„Ausschlaggebend dafür ist nicht nur die Außentemperatur, sondern vor allem die Sonneneinstrahlung“. Aus diesen Gründen sollte man sich nie in einem geschlossenen, ungekühlten Auto aufhalten. Speziell Kinder und Tiere dürfen nicht einmal kurz in einer solchen Hitzefalle sein. „Vorsicht auch vor Verbrennungen: Innenausstattung wie Ganghebel, Sitze und Lenkrad können schnell bis zu 60 Grad heiß werden“, ergänzt der Experte. Ein weiteres Problem ist auch verbrauchte Luft. Frische Luft wird im aufgeheizten Inneren schnell zur Mangelware. Deshalb sollte neben einem möglichst schattigen Parkplatz zusätzlich auf eine ausreichende Lüftung des Fahrzeugs geachtet werden.
Modell zeigt Hitzeentwicklung im Auto
Die Veterinärmedizinische Universität Wien entwickelte ein dynamisches Modell, das auf lediglich drei Parameter zurückgreift, um den Temperaturanstieg in einem Fahrzeug rechnerisch vorherzusagen. Dazu braucht es die Außentemperatur, die Windgeschwindigkeit und insbesondere die Sonnenstrahlung. Diese Faktoren lassen sich zum Beispiel über meteorologische Webseiten beziehen.
„Wir suchten nach einer einfachen und vor allem anwendbaren Lösung für die Berechnung des Temperaturanstiegs in einem geparkten Auto“, erklärt Studienleiter Günther Schauberger von der Arbeitsgruppe Umweltgesundheit der Abteilung für Physiologie und Biophysik. “Die Berechnungen mit dem Fokus auf die drei Parameter zeigten genau wie die Messergebnisse, dass die Temperatur in einem geparkten Wagen von Beginn an kontinuierlich steigt, bis sie einen gleichbleibenden Maximalwert erreicht“, so Schauberger.
Besonders Sonnenstrahlung macht Auto zur Sauna
Die Sonnenstrahlung dringt durch die Glasscheiben geparkter Autos und trifft auf die Oberflächen im Innenraum. Die Oberflächentemperaturen erreichen oftmals mehr als 60 Grad Celsius. Dort wird die Strahlung in Wärme umgewandelt und die Flächen erwärmen stetig die Luft im Innenraum. Doch aus einem geschlossenen Auto kann die Wärmestrahlung nicht mehr entweichen. Vor allem innerhalb der ersten fünfzehn Minuten steigt die Temperatur sehr schnell an.
Der Innenraum heizt sich somit in kurzer Zeit stetig auf und wird gewissermaßen zur Sauna. „Diese soll man ebenfalls nur zehn Minuten besuchen um Herz-Kreislaufproblemen vorzubeugen. Ein längeres Verweilen im Auto ist deshalb meistens mit einem Hitzeschlag verbunden, der zum Tod führen kann“, erklärt Schauberger.
Geöffnetes Fenster reicht nicht aus, um Situation zu entschärfen
Ein Fensterspalt oder auch ein geöffnetes Fenster kann diesen Wärmeaufbau aber nicht kompensieren. Der Luftaustausch durch einen Spalt oder ein halb offenes Fenster ist dafür einfach zu gering. „Bei Autos ohne Klimaanlagen musste man früher sehr lange warten und alle Türen weit öffnen, bis sich die Temperatur halbwegs reduziert hat“, betont Schauberger.
„Immer wieder ist zu beobachten, dass Autofahrer die Fenster ihrer Wagen einen Spalt geöffnet haben, damit es nicht zu heiß wird“, erklärt ÖAMTC-Techniker Steffan Kerbl. „Wir haben das getestet und es bringt nur einen Temperaturunterschied von zwei Grad - bei über 40 Grad ist das kaum wahrnehmbar und damit wirkungslos."
Moderne Autofarben oder speziell beschichtete Scheiben sollen dem Effekt der Sonnenstrahlung entgegenwirken. Das Team der Vetmeduni Wien testete deshalb verschiedene Lackierungen, sowie Autos mit offenen und geschlossenen Fenstern. Bestimmte Scheibenarten oder auch helle Lacke, sowie offene Fenster reduzierten zwar die Höchsttemperatur, der Hitzestau im Auto kann damit aber laut Messung und Berechnung nicht verhindert werden.
Medikamente mögen's ebenfalls nicht heiß
Monika Vögele, Generalsekretärin des Verbandes der österreichischen Arzneimittel-Vollgroßhändler Phago, warnt davor Medikamente für die Reiseapotheke über längere Zeit der Hitze im Fahrzeuginneren auszusetzen. Auch bei nicht-kühlpflichtigen Medikamenten zeigen Studien, dass die Wirksamkeit bei über 40 Grad Celsius nicht mehr garantiert werden kann. Der Grund: Hohe Temperaturen können die Struktur der Inhaltsstoffe in Arzneimitteln verändern und damit die Wirksamkeit beeinträchtigen. Zu beachten seien zudem spezielle Lagerungsbedingungen in der Gebrauchsinformation des Medikaments.
Und besondere Vorsicht ist bei sogenannten „temperaturempfindlichen Arzneimitteln“ geboten. In Österreich werden jedes Jahr 6,5 Millionen davon an Patienten abgegeben. Gerade an heißen Sommertagen müssen temperaturempfindliche Medikamente gekühlt werden, damit sie wirksam bleiben.
Das bedeutet, dass die Lagertemperatur dieser medikamentösen „Kühlartikel“ bei maximal 8 Grad Celsius liegen darf. Beispiele dafür sind Insulin für Diabetiker, Impfstoffe oder einige Augentropfen. Die Information über die richtige Lagerung enthält die Arzneimittelpackung beziehungsweise der Beipacktext.
Sind Medikamente als „lichtempfindlich“ gekennzeichnet, so sollte das Produkt unbedingt im Original-Überkarton aufbewahrt werden. „Kühl lagern“ bedeutet meist, dass das Arzneimittel so schnell wie möglich im Kühlschrank bei 2 bis 8 Grad Celsius aufbewahrt werden sollte. Bei einigen Arzneimitteln gibt der Hersteller ein zulässiges Zeitfenster an, wie lange und wie oft die Kühlkette unterbrochen werden darf und dennoch die einwandfreie Qualität und Wirksamkeit gesichert bleibt.
Fehlen Angaben zu Unterbrechungen der Kühlkette, muss eine Lagerung bei 2 bis 8 Grad Celsius ohne Unterbrechung aufrechterhalten werden. Die Temperaturen während der Reise sind dann unbedingt zu kontrollieren, rät der pharmazeutischen Hersteller Pfizer.
Das sollte unbedingt in die Reiseapotheke
Zur Standardausrüstung einer Reiseapotheke gehören Arzneimittel gegen Reiseübelkeit und Verdauungsprobleme wie Verstopfung, Durchfall und Erbrechen, gegen Schmerzen und Fieber sowie gegen Allergien und Juckreiz.
Verbandszeug wie Pflaster, eine elastische Binde und Kühlkompressen sowie Schere, Pinzette, Wunddesinfektionsmittel, eine Wund- und Heilsalbe und nicht zuletzt Insektenschutz dürfen in einer Reiseapotheke ebenfalls nicht fehlen. Es empfiehlt sich darüber hinaus, Medikamente gegen Husten, Heiserkeit, Halsschmerzen und Schnupfen sowie Augen- und Nasentropfen, ein Elektrolytpräparat, ein Probiotikum, eine Salbe gegen Prellungen und Verstauchungen sowie ein Fieberthermometer einzupacken.
Der richtige, auf den jeweiligen Hauttyp abgestimmte Sonnenschutz gehört ebenfalls ins Reisegepäck. Ratsam ist auch das Mitführen von medizinischen Dokumenten, wie Impfpass, Diabetikerpass oder Allergiepass. Auch die e-Card nicht vergessen.
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