32 Prozent des Energiebedarfs verschlingt der Sektor Verkehr und für 28 Prozent der CO2-Emissionen ist er verantwortlich. Das Elektroauto gilt hier als wesentlicher Hebel zur Abwendung eines Klimadesasters. Doch die Etablierung dieser Technologie ist mit großen Herausforderungen verbunden: So muss die Energie für die E-Autos aus nachhaltigen Quellen stammen und die Energieinfrastruktur sowie das E-Ladenetz massiv ausgeweitet werden. Auf den kürzlich abgehaltenen E-Mobilitätstagen von Österreichs Energie wurde in Fachvorträgen ausführlich auf das Thema Energie, E-Mobilität und Infrastruktur eingegangen.
Die einleitenden Worte sprach Barbara Schmidt, Generalsekretärin, Österreichs Energie. Schmidt ging es darum, anhand von Zahlen zu zeigen, wie es um die E-Mobilität im Land steht. Es müsse dringend die Flexibilität im Energiesystem erhöht und die erneuerbaren Energien sowie Netz- und Ladeinfrastruktur (öffentlich, Privat) ausgebaut werden, so der Appell.
Hans-Jürgen Salmhofer vom Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie sprach im Anschluss über die Herausforderungen für den Verkehrssektor und die Rolle der E-Mobilität vor dem Hintergrund des „Fitfor55“-Klimapakets und österreichischen Mobilitätsmasterplans 2030. Danach ging es um rechtliche Aspekte (AFI-Richtlinie und WEG-Novelle), auf die Thomas Rabl und Sarina illa von KWR Karasek Wietrzyk Rechtsanwälte genauer eingingen.
Aus Sicht von Endverbrauchern war der Vortrag von Daniel Hantigk besonders interessant. Er ist Projektleiter bei der Regulierungsbehörde E-Control für den geplanten "Lade-Tarifkalkulator“. Über dieses Vorhaben haben wir im Artikel "An der Ladesäule könnte doch alles so einfach sein, ist es aber nicht" berichtet. Der Kalkulator soll bis Mitte 2022 online gehen.
"Die E-Mobilität muss anwenderfreundlich sein, um an Akzeptanz zu gewinnen", betonte Hantigk. Zudem müsse das Silo-Denken bei Daten aufgebrochen werden - es brauche hier offene Schnittstellen. Hantigk strich fünf Punkte hervor, deren Umsetzung besonders wichtig seien: Versorgungssicherheit, Netzausbau, Tarifgestaltung, Leistbarkeit und Preistransparenz.
Welche Stolpersteine es für den Ausbau der E-Ladeinfrastruktur in Österreich zu beseitigen gilt, fand im Vortrag von Andreas Reinhardt vom Bundesverband Elektromobilität Österreich (BEÖ) nähere Behandlung. Reinhardt war kürzlich im WEKA-Studio beim ersten Automotive Talk als Gesprächspartner zu Gast. Für Reinhardt ist die Elektrifizierung des Individualverkehrs die "erste Waffe" im Kampf gegen den Klimawandel. Es bedarf jedoch einigen Anpassungen im Bestandsbau, denn Daten zufolge finden über 90 Prozent der Ladungen zu Hause statt. Im Neubau etabliere sich die Ausstattung mit Ladeinfrastruktur bereits.
"Der BEÖ tritt klar für eine Kilowattstunden-Abrechnung ein", sagte Reinhardt und fand auch motivierende Worte: "Wir stehen in Österreich nicht schlecht da. Wir haben ein gut ausgebautes öffentliches Ladenetz, das Potential müsse aber konsequent weiterverfolgt werden." Das Ziel müsse sein, das Laden eines E-Autos so einfach wie das Geldabheben zu machen, so Reinhardt.
Aus Sicht des Ladesäulenbetreibers Smatrics sprach Hauke Hinrichs im Anschluss über den Status quo und die Herausforderungen für den Erfolg der E-Mobilität. Probleme gäbe es beim Eich-und Messrecht. Hinrichs forderte klare Richtlinien und Verfahren. Für ihn findet das Laden der Zukunft vor allem an frequentierten Punkten statt, an denen Hochleistungsladesäulen stehen und die E-Fahrzeuge innerhalb weniger Minuten aufladen.
Amelie Thürmer, Fachgebietsleiterin Energienetze, Regulierung und Mobilität, BDEW Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft Berlin legte die rechtlichen Neuerungen in Deutschland dar, bevor Brigitte Bach, Vorständin des Netzbetreibers Salzburg AG, zur Elektromobilität in der Praxis vortrug. Es seien vor allem politische und rechtliche Rahmenbedingungen an denen geschraubt werden müsse, zudem ginge es um die passende Förderlandschaft und auch technische Rahmenbedingungen, so Bach.
Zum Abschluss des ersten Tages präsentierte Walter Hüttler, WH consulting engineers, die Schlussfolgerungen des Projekts "Wien Süd", bei dem es um die Nachrüstung von E-Ladestationen im Bestandsbau ging. Sein Resümee: Um Lastspitzen im Haushaltsnetz zu vermeiden bedarf es eines intelligenten Lastmanagements. Es gehe um die richtige Verteilung an die Verbraucher, um kritische Spitzen zu verhindern, betonte Hüttler. Der Ingenieur hält Lade-Tarifpakete für eine Möglichkeit, Lastspitzen zu regulieren – nach dem Motto: Wer mehr zahlt, kann mit mehr Kilowatt laden, wer weniger zahlt mit weniger Kilowatt.
Die Conlusio der E-Mobilitätstage: Vor allem Versorgungsängste werden mit dem Aufkommen der E-Mobilität häufig an die Energiewirtschaft herangetragen. Der massive Ausbau der Netze wird nicht ausbleiben, um den steigenden Strombedarf in Haushalten mit dem Bedarf der steigenden Zahl an E-Autos in Einklang zu bringen. Ein intelligentes Lademanagement soll dafür sorgen, dass im Haushalt nicht die Lichter ausgehen, wenn zu einem bestimmten Zeitpunkt verstärkt E-Autos geladen werden. Österreichs Energiebranche ist jedoch zuversichtlich diese Herausforderung künftig unter einen Hut zu bringen.