Kompaktklasse : Die Evolution des VW Golf
Seit mehr als vier Jahrzehnten ist der VW Golf nicht nur die Cashcow in der Kompaktklasse des deutschen Autokonzerns, die bereits achte Generation des Verkaufsschlagers wächst über die bisherigen Antriebsmöglichkeiten hinaus und setzt nun auf eine breite Auswahl an Hybridantrieben.
Darüber hinaus wird es die achte Generation des Bestsellers mit zwei Plug-in-Hybridantrieben geben: Eine Ausführung mit 150 kW (204 PS) sowie eine sportlich ausgelegte GTE-Version mit 180 kW (245 PS). Die beiden Golf-8-Fahrzeuge mit Plug-in-Hybrid-Antrieb haben eine 13-kWh-Lithium-Ionen-Batterie an Bord, die größere elektrische Reichweiten von etwa 60 Kilometern ermöglichen soll.
Neben einem höheren Elektroanteil setzt die achte Generation des Golfs auf assistiertes Fahren, Vernetzung und mehr Digitalisierung. Wie könnte es auch anders sein, die Ansprüche der Kunden ändern sich. Nebenbei ist der Golf 8 auch das neueste Modell, dass auf dem Modularen Querbaukasten (MQB) basiert. 2012 war der Golf das erste MQB-Modell der Marke. Doch gehen wir zum Anfang der erfolgreichen Saga.
Der Golf I nimmt in den 70ern an Fahrt auf
Der erste VW Golf feierte vor etwas mehr als 45 Jahren sein Debüt. Am 29. März 1974 lief im VW -Werk Wolfsburg offiziell die Automobilproduktion des künftigen Bestsellers an. Dort, wo über Jahrzehnte der Käfer und damit Heckmotor und Heckantrieb dominierten, beginnt endgültig eine neue Epoche: die des quer eingebauten Frontmotors und Frontantriebs.
Eingeleitet hatten diese Bewegung kurz zuvor der Scirocco und der 1973 vorgestellte Passat. Seit dem Produktionsstart vor 45 Jahren wurde rein rechnerisch an jedem Tag alle 41 Sekunden ohne Unterbrechung irgendwo auf der Welt ein neuer Golf bestellt - im Durchschnitt rund 780.000 Fahrzeuge pro Jahr.
Ganz im Sinne der VW-Käfer-Reihe stand von Anfang an die Alltagstauglichkeit beim Golf im Vordergund. Im Gegensatz zum heutigen Zeitgeist, prägte die Optik keine scharfkantige Linienführung, doch die Ansprüche an das vom italienischen Industriedesigner Giorgio Giugiaro entworfene Fahrzeug waren hoch.
Als Nachfolger des legendären und mehr als 21,5 Millionen Mal gebauten Käfer sollte er die Erfolgsgeschichte des bis dato erfolgreichsten Autos der Welt fortsetzen. Der erste Golf aus dem Jahr 1974 bot einen 1,1 Liter-Vierzylinder-Benziner mit 37 kW (50 PS) oder 1,5 Liter-Vierzylinder-Benziner mit 51 kW (70 PS).
Der Golf II lehrt den Deutschen das Autofahren
1983 bringt VW den zweiten Golf auf den Markt. Mit ihm lernte die „Generation Golf“, wie sie der deutsche Bestsellerautor Florian Illies nannte, das Autofahren. Aus den Kindheitstagen ist die zweite Generation des VW Golf höchst wahrscheinlich bekannt. Nicht selten befand sich ein 2er Golf in der Garage der Großeltern.
Bis zur Ablösung im Jahre 1991 produzierte Volkswagen 6,3 Millionen Golf II. Die Golf-Fahrer erhielten deutlich mehr Platz in ihrem Auto. Die Gesamtlänge nahm um 3,99 Meter, die Breite um 1,42 Meter zu. Und obwohl der neue Golf an Größe zugelegt hat, wurde die Aerodynamik signifikant verbessert: Der cw-Wert, der den Luftwiderstand des Fahrzeugs bezeichnet, sank von 0,42 auf 0,34.
Mit dem Golf II startete der geregelte Katalysator (1984) durch, das Antiblockiersystem (ABS, 1986) und die Servolenkung. Erstmals wurde der Golf zudem mit Allradantrieb angeboten (Syncro, 1986). Im GTI debütierte darüber hinaus der erste Golf Motor mit Vierventiltechnik (1986). Der sportliche Höhepunkt der Baureihe war 1988 der 160 PS starke Rallye Golf G60 mit einem G-Lader.
Mehr Sicherheitselemente im Golf III
Mit der dritten Generation des Golf leitete Volkswagen ab August 1991 eine neue Ära der Sicherheit ein. Zum einen war der Golf III der erste Typ der Baureihe, den es ab 1992 mit Frontairbags gab. Zum anderen führten große Fortschritte im Bereich der Karosserie-Konstruktion dazu, dass sich die Crasheigenschaften stark verbesserten. Mit dem 3er Golf stellte Volkswagen die passive Sicherheit in den Vordergrund, da der größere Schutz vielen Menschen zugutekam.
Über das deutliche Plus an Sicherheit hinaus, sind mit dem Golf III zahlreiche weitere Meilensteine der Baureihe verbunden: Unter seiner Karosserie debütierten der erste Sechszylindermotor (VR6), die Geschwindigkeitsregelanlage (Tempomat), der erste Oxydationskatalysator für die Dieselmotoren (1991), der erste Dieseldirekteinspritzer (TDI, 1993 und SDI, 1995) und die ersten Seitenairbags (1996). Ebenfalls 1996, im September, wurde das ABS für alle Golf serienmäßig.
1993 hatte Volkswagen auf der Basis des dritten Golf zudem ein neues Cabriolet, das Allradmodell Syncro II, und den ersten Variant der Baureihe vorgestellt. Ein Jahr später durchbrach die Baureihe die Verkaufsschallmauer von 15 Millionen produzierten Exemplaren. 1997 lief die dritte Generation nach 4,83 Millionen gefertigten Fahrzeugen aus.
Flotteres Design beim 4er Golf
Unter der Regie des damaligen Volkswagen Chefdesigners Hartmut Warkuß entstand Mitte der 90er Jahre der Golf IV. Er gilt heute unter Designexperten als Stilikone und wegweisend für die Baureihe. Auch deshalb, weil diese Generation mit ihrer kompromisslosen Klarheit und dem für die Baureihe prägenden C-Säulen-Design die Brücke zum Golf I des Jahres 1974 schlug.
VW realisierte mit dem Golf IV einen völlig neuen Qualitätsstandard im Segment - und durchbrach als erster Hersteller die Klassengrenzen. Parallel dazu schritt mit dem Debüt des Elektronischen Stabilitätsprogramms (ESC) und des Bremsassistenten im Jahr 1998 der Ausbau von Sicherheitssystemen voran. Im gleichen Jahr stellte Volkswagen den ersten Golf mit dem neuen Allradantrieb „4Motion“ vor.
1999 kam der erste Golf mit Sechsganggetriebe auf den Markt. 2001 folgte der heute bereits als Klassiker gesuchte Golf GTI „Edition 25“ mit 132 kW (180 PS) zum 25. Geburtstag des GTI, 2002 der erste Golf mit Benzindirekteinspritzung (FSI). Ebenfalls 2002 stellte Volkswagen zudem den bis dato sportlichsten Golf vor: den 250 Stundenkilometer schnellen R32.
2003 war es dieses Topmodell der Baureihe, das erstmals mit dem Doppelkupplungsgetriebe (DSG) erhältlich war. Im selben Jahr räumte die Nummer vier - der erste vollverzinkte und mit Navigationssystem inklusive Farbscreen erhältliche Golf - nach 4,99 Millionen Exemplaren den Platz für den neuen Golf V.
Der Golf V wird zum Gamechanger
Er war jenes Golf-Modell, das deutlich mehr Komfort, Dynamik und Qualität aufwies. Ein Wert untermauert die Stabilität der per Laser geschweißten Karosserie: die 2003 beim Debüt des Golf V ausgewiesenen 35 Prozent Plus in der Torsionssteifigkeit. Erstmals war der Golf nun zudem auf Wunsch mit Seitenairbags im Fond lieferbar - zusammen mit den serienmäßigen Airbags (Front, Seite vorn, Kopfairbags) waren damit acht der schützenden Luftpolster an Bord.
In Sachen Komfort und Dynamik punktete der Golf V dank seiner neuen Vierlenkerhinterachse und einem neuen Siebengang-DSG, Bi-Xenonscheinwerfern, Regensensor und Panoramaschiebedach sowie dem ersten Turbo-Benzindirekteinspritzer im Golf GTI (2004) und dem weltweit ersten Twincharger (TSI, 2006) mit Turbo- und Kompressor-Aufladung.
Parallel wurde die Baureihe mit neuen Karosserievarianten für ein noch größeres Spektrum an Autofahrern interessant: 2006 debütierte der Golf Plus, 2007 der CrossGolf, ein neuer Variant und der Golf BlueMotion, der mit einem Durchschnittsverbrauch von nur 4,5 pro 100 Kilometer Zeichen setzte. Im März 2007 feierte der Golf ein großes Jubiläum: 25 Millionen Exemplare wurden seit 1974 gefertigt. Als dann 2008 der Golf VI vorgestellt wurde, waren von der Generation V in allen Versionen 3,4 Millionen Exemplare produziert worden.
Assistenzsysteme halten Einzug in den 6er Golf
Zwischen 2008 und 2012 entstanden von der sechsten Generation des Golf 2,85 Millionen Exemplare. Mit dem Golf Nummer VI machte die Sicherheit einmal mehr große Fortschritte: Die erneut per Laser geschweißte Karosserie erzielte mit Bravour die maximalen fünf Sterne im Euro NCAP-Crashtest. Parallel debütierte mit diesem Golf eine große Zahl neuer Assistenzsysteme - sie markierten den Durchbruch der Hightech-Sicherheits- und Komforttechnologien.
Sie machten das „World Car of the Year“ des Jahres 2009 zum bis dato fortschrittlichsten Golf: Assistenzsysteme wie die automatische Distanzkontrolle „ACC“, die automatisch lenkende Ein- und Ausparkhilfe „Park Assist“, ein Berganfahrassistent und Komforttechnologien wie die adaptive Fahrwerksregelung „DCC“. Ebenfalls serienmäßig oder optional an Bord: Features wie das Start-Stopp-System und der Rekuperationsmodus, der Knieairbag sowie das dynamische Kurvenlicht und die LED-Rückleuchten.
Im Hinblick auf die Qualität galt ebenso das Interieur des Golf VI als wegweisend. Immer effizienter wurden die Antriebssysteme: Neue TSI-Motoren, also Turbobenziner, und die Umstellung der Turbodiesel (TDI) von der Pumpe-Düse-Technik auf das Common-Rail-System sorgten für mehr Dynamik und Komfort bei weniger Verbrauch. Auch wenn der Golf VI heute nur noch als Gebrauchtwagen erhältlich ist - dank seiner herausragenden Produkteigenschaften und seines souveränen, zeitlosen Designs wird der sechste Golf noch lange Zeit im Straßenbild präsent sein.
Leichtbau und vielfältiges Antriebsspektrum
Mehr als 35 Millionen Golf wurden bislang gebaut, rund sechs Millionen davon entfallen allein auf den Golf VII und somit die aktuelle Generation. Die Geschichte des siebten Golf beginnt offiziell mit seiner Weltpremiere am 4. September 2012 in Berlin. Nur einen Tag später startete in den ersten Ländern der Vorverkauf des neuen Golf.
Jedes mögliche Gramm CO2 einsparen - das war ein Entwicklungsziel für den Golf VII. Dazu sollte das Gesamtgewicht reduziert werden - bei gleichbleibend hoher oder sogar noch höherer Crashsicherheit. Volkswagen senkte das Gewicht des Golf VII um bis zu 100 Kilogramm und drehte damit die Gewichtsspirale um.
Je nach Motor konnte der Verbrauch gegenüber dem Vorgänger um bis zu 23 Prozent reduziert werden. Darüber hinaus erhielt der Golf weitere Assistenzsysteme: Neu an Bord waren nun zum Beispiel die Multikollisionsbremse und das Umfeldbeobachtungssystem „Front Assist“ inklusive City-Notbremsfunktion. Sein Design war klarer und präziser als bei den Generationen zuvor.
Dazu Volkswagen Chefdesigner Klaus Bischoff, der schon damals diese Funktion innehatte: „Die Formensprache ist logisch, solide, produktorientiert, pur und präzise und spiegelt als reine Lehre der Gestaltung die Design-DNA der Marke wider.“