Mobilität : Deutsche haben meist doppelt so weiten Arbeitsweg wie Österreicher

Hatte die mittlere Pendeldistanz in Deutschland zu Beginn des Jahrtausends noch 8,7 Kilometer betragen, lag sie 14 Jahre später bereits bei 10,5 Kilometern. Das ergab eine Analyse der beiden Wissenschaftler Wolfgang Dauth und Peter Haller vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Besonders viele Menschen fuhren 2014 mehr als 20 Kilometer weit zu ihrem Arbeitsplatz. Für den Trend seien auch die stetig steigenden Mietpreise verantwortlich, die zu einer "Flucht" aufs Land führen würden.

Wie weit jemand pendelt, hängt auch vom Alter ab. Mit gut elf Kilometern die weitesten Strecken nehmen Arbeitnehmer mittleren Alters auf sich. Sie leben mit ihren Familien eher abseits der Zentren. Wer jünger ist oder älter als 50 Jahre, wohnt im Mittel rund einen Kilometer näher an seinem Arbeitsplatz. Jüngere Personen schätzten das kulturelle Angebot der Innenstädte und ältere Menschen würden im Laufe ihres Lebens oft näher an ihren Arbeitsort heranziehen, erklären die Wissenschaftler.

Da sich viele Unternehmen dazu entschieden haben, ihre Standorte in die Peripherie großer Städte zu verlagern, fuhren 2014 bereits 40 Prozent mehr Personen von ihrer Stadtwohnung zum Arbeiten aufs Land. Auch Umstrukturierungen und Betriebsschließungen im verarbeitenden Gewerbe schlugen sich Dauth und Haller zufolge in den steigenden Pendeldistanzen nieder. In diesem Bereich stiegen die Strecken mit 27 Prozent am stärksten. Die höhere Pendeldistanz wirkt sich über die Entfernungspauschale negativ auf die Steuereinnahmen des Staates aus.

60 Prozent der Beschäftigten kommen in Österreich mit dem eigenen Auto zur Arbeit, weitere fünf Prozent in einer Fahrgemeinschaft. Im Schnitt führen jeden Werktag 3,5 Millionen Autofahrten zur Arbeit und wieder nach Hause, macht der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) aufmerksam. Das Bundesländer-Gefälle ist dabei groß: 80 Prozent der Kärntner Beschäftigten fahren hinter dem Autolenkrad sitzend zur Arbeit, in Vorarlberg sind es 53 Prozent, in Oberösterreich 76 Prozent und im Burgenland 73 Prozent. Interessant sind auch die Distanzen: 46 Prozent der Arbeitswege sind laut VCÖ nicht länger als fünf Kilometer, 14 Prozent bis zu 10 Kilometer. Somit fallen rund zwei Drittel aller Arbeitswege kürzer als 15 Kilometer aus.

Laut VCÖ wird das eigene Auto am Arbeitsweg in Niederösterreich von 59 Prozent, in Vorarlberg von 53 Prozent und Wien von 30 Prozent genutzt. In allen Bundesländern wohnen mehr als 30 Prozent weniger als fünf Kilometer vom Arbeitsplatz entfernt. Allen Bundesländern gemeinsam ist der niedrige Anteil an Fahrgemeinschaften, wie die VCÖ-Analyse zeigt. Nur fünf Prozent der Arbeitswege werden im Auto mitfahrend zurückgelegt.

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