Umbau : Den VW-Käfer gibt es jetzt auch mit Elektroantrieb und ein bisschen Tesla ist auch drin

© Screenshot: Voltimer

Mit dem Produktionsende des in Mexiko gefertigten „New Beetle“ macht der VW-Konzern mehr als deutlich, dass es keinen Käfer mit Elektroantrieb geben wird. Schade. Potenzial wäre vorhanden gewesen. Ein Unternehmen aus Baden-Württemberg macht sich aber genau diese Nische zu eigen.

Elektrifiziert wird aber kein Käfer neuerer Generation, die ohnehin bei wahren Sammlern unbeliebt sind, sondern originale Retro-Käfer. Darunter nicht nur den VW Käfer aus vergangenen Tagen, sondern auch Bulli T1 und T2. Gegründet wurde das Unternehmen Voltimer im vergangenen Jahr in Blaustein bei Ulm. Der 52-Jährige Firmengründer Johannes Boddien startete sein Vorhaben eigentlich als reines Freizeitprojekt.

Käfer aus Brasilien, Mexiko und Griechenland

Importiert werden die Fahrzeuge - nicht nur aus Kostengründen - aus Ländern wie Mexiko, Brasilien oder Griechenland. Selbst mit Transport- und Einfuhrkosten komme das laut Voltimer günstiger, als sie irgendwo in Europa zu kaufen. Interessanterweise wurden die Fahrzeuge in Brasilien länger gebaut und sind demzufolge häufig anzutreffen. Die Umrüstung auf EU-Standard erfolgt in Deutschland. Das geht von der Stoßstange bis zur Beleuchtung.

Gebrauchte Tesla-Akkus liefern den Strom

In Sachen Elektroeinheit setzt Voltimer auf Standardisierung, etwa die Aluminiumboxen für die Akkus. Diese stammen von Tesla und beinhalten 5,3-kWh-Module, die hinter der Rückbank oder anstelle des Kraftstofftanks montiert werden. Für den Käfer reichen in der Regel drei Module (15,9 kWh), um eine Fahrstrecke von mindestens 100 Kilometer bewältigen zu können.

Im Fahrzeugheck, wo vorher der markant klingende Boxermotor arbeitete, ist jetzt ein ebenfalls luftgekühlter, aber elektrischer Standardmotor, der maximal 28 kW bei 220 Nm leisten kann. Damit sei laut Voltimer eine theoretische Höchstgeschwindigkeit von 150 Stundenkilometern möglich. Wer den Sound vermisst, für den bietet Voltimer ein drehzahlabhängiges Soundmodul zum Einbau an.

„Der Motor ist schnell ausgebaut, die Verkabelung aufwendig“, erläutert Boddien. Das Getriebe bleibt erhalten, weil sonst eine andere Hinterachse eingebaut werden müsste. Zum Fahren braucht man aber nur den dritten und den Rückwärtsgang.

Die Ladezeit dauert etwa 2,5 Stunden, berechnet mit einer Starkstromdose mit 15,9 kWh Leistung. Probleme eines kalten Motors gibt es auch nicht mehr, der von Voltimer umgebaute Stromer ist im Winter in angeblich 30 Sekunden aufgewärmt.

Prototyp als Basisfahrzeug

Zunächst machte sich Firmengründer Boddien daran, die richtigen Fachleute für seine Idee zu finden. Inzwischen hat er Partner für Elektroumbausätze und Werkstätten, die diese einbauen, sowie Einkäufer in unterschiedlichen Ländern. Drei Monate hat Voltimer an einem Prototypen gearbeitet, von dem sich alle anderen VW-Fahrzeuge ableiten lassen sollen. Den Unterschied machen die Motorleistung, die Anzahl der Akkus, die Motorsteuerung und das Ladegerät.

So gibt es die auf kürzere Strecken im Stadtverkehr ausgelegte Variante „City“, die auf eine Reichweite von rund 70 Kilometern ausgelegt ist und eine mit vier verbauten Tesla-Akkus, die rund 150 Kilometer ermöglichen sollen. In jedem Fall dürften andere Autofahrer ganz schön schauen, wenn sie der E-Käfer beim Ampelstart plötzlich links liegen lässt.