Elektromobilität : E-Autos als Verlustgeschäft für heimische Unternehmen
Im ersten Halbjahr 2022 wurden in Österreich laut Statistik Austria 77,2 Prozent aller neu zugelassenen E-Fahrzeuge von Unternehmen angemeldet. Da Firmenfahrzeuge in der Regel nach drei bis vier Jahren auf den Gebrauchtwagenmarkt kommen, spielen diese jungen Gebrauchten auch für Privatpersonen eine entscheidende Rolle, um kostengünstig auf umweltfreundlichere Mobilität umsteigen zu können.
Die nun von der österreichischen Bundesregierung dem Vernehmen nach geplante Streichung der E-Mobilitätsförderung - bereits jetzt kann keine Förderung mehr neu beantragt werden - würde den Vormarsch der E-Mobilität in Österreich nun aber ernsthaft gefährden. Denn gerade in wirtschaftlich angespannten Zeiten müssen die Unternehmen nach streng ökonomischen Kriterien entscheiden, was natürlich auch die Zusammensetzung der Firmenflotten betrifft.
E-Autos werden um bis zu 28 Prozent teurer als Verbrenner
Gemessen an den Total-Costs-of-Ownership (TCO) war laut VÖL ein durchschnittliches E-Auto der Kompaktwagenklasse im Jänner 2022 noch um rund 6 Prozent günstiger als sein Diesel-Pendant, wird aber nach dem Wegfall der E-Mobilitätsförderungen um rund 7 Prozent teurer sein.Noch deutlich schlechter schaut es bei den leichten Nutzfahrzeugen bis 3,5 t höchst zulässigem Gesamtgewicht aus. Waren diese mit Förderung noch um 15,5 Prozent günstiger als Dieselfahrzeuge, sind sie ohne Förderung um knapp 28 Prozent teurer. Neben dem Wegfall der Bundesförderung sind auch die Strompreise im Jahresverlauf deutlich stärker gestiegen als jene von fossilen Brennstoffen.
Auch in Deutschland wird aktuell das Auslaufen der E-Mobilitätsförderung heftig diskutiert. Hier rechnet beispielsweise das renommierte Center Automotive Research (CAR) unter Prof. Ferdinand Dudenhöffer bei einem Entfall der Förderungen mit einem Einbruch der E-Mobilitätszulassungen um die Hälfte (Link) und der Bundesverband Betriebliche Mobilität schreibt in einer Aussendung “Mit Sicherheit wird dies dazu führen, dass Unternehmen von der Elektrifizierung Abstand nehmen. In der aktuellen Situation können es sich immer weniger Unternehmen leisten, Mehrkosten für Nachhaltigkeitsargumente in Kauf zu nehmen. Image hin oder her.”
Deutliche Forderungen des VÖL
Für Renato Eggner, dem Leiter des Fuhrparkmanagement-Ausschuss im VÖL, eine Entwicklung mit gravierenden Folgen, denn „Die E-Mobilität ist eine wichtige Säule zur Erreichung der Klimaziele in Österreich. Durch den Wegfall der E-Mobilitätsförderung für Unternehmen inmitten einer der größten Wirtschaftskrisen der letzten Jahrzehnte wird der Umstieg auf umweltfreundlichere Mobilität ausgebremst. Wir fordern daher eine Weiterführung der E-Mobilitätsförderung für Unternehmen bis 2025 und einen Strompreisdeckel für öffentliche Ladestationen. Skaleneffekte und ein höherer Anteil an kostengünstigerem grünen Strom sollten die E-Fahrzeuge bis dahin auch ohne Förderungen konkurrenzfähig machen.“