Jubiläum : Revolution in der Mittelklasse: Ascona und Manta

Opel Ascona, Manta
© Opel

Der Autobauer aus Rüsselsheim musste in den letzten Jahren einige schwerwiegende Transformationen durchleben. Zuletzt die Übernahme durch die PSA-Autogruppe im Jahr 2017, in weiterer Folge Stellenabbau, Produktionsverlagerungen und mehr. Betroffen ist auch das Werk in Wien Aspern von den Umbrüchen.

Nun versucht sich Opel vor allem auf die eigene Elektromobilitätsstrategie zu konzentrieren und die entsprechende Modellpalette auf den Märkten zu pushen. Dazu gehören auch weitere Expansionspläne. So wird Russland wieder als ein potenzieller Markt wahrgenommen, in den der Autobauer verstärkt hineingehen will. Nach 15 Jahren wagt Opel zudem erneut den Schritt nach Japan.

Die deutsche PSA-Tochter werde 2021 mit drei Modellen starten, teilte der Konzern am Dienstag mit. Davon erhofft sich der Autobauer in Zeiten eines schwierigen Automarkts profitable Gewinne. Doch es gab auch Zeiten, da musste weniger Aufwand betrieben werden, um Käufer von der Qualität der eigenen Fahrzeuge zu überzeugen.

In den 1970er Jahren revolutionierte Opel die Mittelklasse mit Ascona und Manta, die damals ihr Debüt feierten. Der Ascona als zwei- und viertürige Limousine positioniert sich passgenau zwischen Kadett und Rekord. Dabei fiel er vor allem durch seine knappen Karosserieüberhänge, sein erstklassiges Handling und toller Fahrdynamik auf. Der Ascona setzt die Akzente einer Sportlimousine. Es gab ihn als sportlichen Zweitürer, als viertürige Limousine oder Kombi.

Ascona-Debüt auf dem Turiner Autosalon

In Ausstattung und Motorisierung schließt der Ascona als neue Mittelklasse die Lücke zwischen Kadett B und Rekord C. Diese Rolle hatte bisher die luxuriöse "Olympia"-Variante des Kadett inne. Angeboten wird der Ascona als zwei- und viertürige Limousine in Normal- und Luxus-Ausführung. Die Vorderachse besitzt einzeln aufgehängte Räder mit Schraubenfedern und Teleskopstoßdämpfern, die starre Hinterachse wird von zwei Längslenkern sowie einem Panhardstab geführt.

Als Triebwerk steht ein 1,6-Liter-Vierzylinder mit 68 PS und eine höher verdichtete "S"-Variante mit 80 PS zur Verfügung. Wie die größeren Vierzylinder des Rekord verfügt das Ascona-Triebwerk über eine seitlich im Zylinderkopf angeordnete Nockenwelle -"camshaft-in-head" (cih) genannt. Ab März 1972 wird ein 1,2-Liter-ohv-Motor mit 60 PS angeboten und somit ein kostengünstiges Einstiegsmodell geschaffen. Eine Neuheit im Modellprogramm stellt der Ascona Voyage dar. Die zweitürige Caravan-Variante ist kein Kombinationswagen im klassischen Sinn, sondern ein Freizeitmobil, mit Platz für Gummiboot und Fahrrad. Opel sieht darin einen Vorreiter für heute populäre Lifestyle-Kombis.

Lifestyle-Kombi aus dem Hause Opel

Der Voyage wird zuerst nur als "L"‑Version geliefert, erst 1974 kommt eine weniger luxuriöse Caravan-Version hinzu. Im Frühjahr 1971 ergänzen Ascona 1,9 "S" und Ascona "SR" die Modellpalette. Motorisiert ist die SR-Variante mit einem 80 PS starken 1,6-Liter-S-Triebwerk oder dem 1,9-Liter-Aggregat mit 90 PS. In Kombination mit den beiden stärkeren Motorisierungen gibt es gegen Aufpreis erstmals eine von Opel gefertigte Dreigang-Automatik.

Die SR-Ausstattung ist - ein Novum für das Segment der Kombifahrzeuge - auch für den dreitürigen Voyage lieferbar. In der SR-Ausführung hat der Ascona auch das Zeug zum Sieger. Mit einer zweitürigen Limousine gehen Walter Röhrl und Jochen Berger 1974 in der Rallye-Europameisterschaft an den Start.

Mit dem Ascona des Opel-Euro-Händler-Teams siegen Röhrl und Berger bei sechs von acht Läufen und gewinnen die Rallye-EM mit der bis dato unerreichten Maximal-Punktzahl von 120 Zählern. 1975, kurz vor der Ablösung durch den Nachfolger Ascona B, gewinnen Walter Röhrl und Jochen Berger die Rallye Akropolis und verbuchen damit den ersten Opel-Sieg bei einem Rallye-WM-Lauf.

Manta macht den Anfang

Mehr noch als der Opel Ascona ist vielen der Manta in Erinnerung geblieben. Das sportliche Coupé, dessen Flügelrochen-Emblem nach Fotos des Meeresforschers Jacques Cousteau entworfen wurde, feiert im September 1970 Premiere. Die Vorstellung findet passend dazu an der Ostsee in Timmendorfer Strand statt.

Für Opel ist der Manta Neuland. "Das Auto, das wir Ihnen heute präsentieren, stempelt kein anderes Modell zum alten Eisen, sondern gesellt sich zu unserem bisherigen Programm als wirkungsvolle Ergänzung und zur Deckung eines neu entstandenen Bedarfs", heißt es im Pressetext von damals.

Der Manta teilt sich mit dem Ascona die gleiche Technik (Bodengruppe, Fahrwerk und Antriebstechnik) und gilt als das "Schwestermodell" schlechthin. So kommen in beiden Modellen Vierzylinder-Motoren zum Einsatz.

Erfolgreich in den USA

Den Einstieg in die Manta-Baureihe markiert ab 1972 die 1,2-Liter-Version mit 60 PS. Im November des gleichen Jahres ergänzt mit dem Manta Berlinetta eine luxuriös ausgestattete Variante das Modell-Programm. Sie umfasst Sportlenkrad, heizbare Heckscheibe, Halogen-Scheinwerfer, elektrische Scheibenwaschanlage und Vinyldach. Ein neuer Vertreter der damaligen Motorengeneration ist der 1,6-Liter-Vierzylinder mit 68 PS. In der "S"-Ausführung mit flotteren 80 PS erhältlich. Der leistungsstärkste Motor im Manta ist schließlich der 1,9-Liter-"S"-Vierzylinder mit 90 PS - bekannt aus dem Opel Rekord.

Zahlreiche Sondermodelle ergänzen das Portfolio in der fünfjährigen Bauzeit: "Holiday", "Plus", "Swinger" und "Sommer-Bazar" kombinieren gehobene Ausstattungsmerkmale mit einem niedrigen Preis. 1974 erscheint das Topmodell Manta "GT/E", dessen 1,9-Liter-Einspritzmotor mit Bosch L-Jetronic 105 PS leistet. Im Stil der Zeit verzichtet der Manta GT/E auf jeden Chromschmuck und setzt auf mattschwarzen Zierrat.

Zahlreiche Sondermodelle ergänzen das Portfolio in der fünfjährigen Bauzeit: "Holiday", "Plus", "Swinger" und "Sommer-Bazar" kombinieren gehobene Ausstattungsmerkmale mit einem niedrigen Preis. 1974 erscheint das Topmodell Manta „GT/E“, dessen 1,9-Liter-Einspritzmotor mit Bosch L-Jetronic 105 PS leistet. Im Stil der Zeit verzichtet der Manta GT/E auf jeden Chromschmuck und setzt auf mattschwarzen Zierrat.

Im April 1975, kurz vor dem Debüt des Manta "B", erscheint das letzte Sondermodell: Der Manta „Black Magic“ basiert auf dem GT/E, ist ganz in schwarz lackiert und trägt rot-orange Zierstreifen auf den Flanken. Als Newcomer im automobilen Portfolio der Rüsselsheimer wurde der Manta durchaus erfolgreich in den USA verkauft. Heute sind Manta und Ascona der ersten Generation gesuchte Liebhaberfahrzeuge und werden weit über ihren Neuwagenpreisen gehandelt. Der günstigste Manta A stand einst mit 8.300 Deutsche Mark in der Opel-Preisliste.

Ein Jahr für Ascona- und Manta-Fans

50 Jahre später feiert Opel seine Stars von damals. Eine Reihe von Veranstaltungen wird das Jubiläumsjahr begleiten: Los geht’s gleich zu Beginn der Rallye-Saison mit der Bodensee Klassik (7. bis 9. Mai). Sechs Manta- und Ascona beider Generationen werden am Start sein. Auf diese Ouvertüre folgt am 28. Juni der große Auftritt von rund hundert Manta und Ascona A beim Klassikertreffen an den Rüsselsheimer Opelvillen.

An diesem Tag werden 30.000 Besucher zur Geburtstagsparty erwartet. Selbstverständlich werden auch die vielen Opel-Clubs Vollgas geben. Ein Highlight wird das von Manta-Sammler und -Experten Manfred Henning organisierte Treffen vom 25. bis 27. September. Das findet stilsicher in Timmendorf am Ostseestrand statt - dort, wo der Manta genau 50 Jahre zuvor der Presse vorgestellt wurde.

Vater des Opel GT gestorben

Der Vater des Opel GT, Erhard Schnell, ist Anfang Februar im hessischen Trebur gestorben. Er wurde 92 Jahre alt. Bis zuletzt war er Opel eng verbunden und auf vielen Veranstaltungen präsent. So feierte der Designer noch 2018 mit Oldtimerfans aus aller Welt am Hockenheimring 50 Jahre Opel GT. Gesprächspartner schätzten seinen feinen Humor, der sich auch in den schelmischen Karikaturen des gebürtigen Frankfurters wiederfand.

Erhard Schnell, Jahrgang 1927, studierte vor seiner Karriere als Designer Gebrauchsgrafik an der Werkkunstschule Offenbach. 1952 fing er als "Entwerfer" bei Opel an. Als leidenschaftlicher Grafiker war er immer stolz darauf, die geschwungenen Schriftzüge von Opel Kapitän und Rekord entworfen zu haben. 1961 perfektionierte er im damals führenden GM Tech Center in Detroit seine gestalterischen Fähigkeiten.

1962 begann er mit der Entwicklung der ersten Studie eines europäischen Automobilherstellers. Seine Visionen bekamen im 1964 eröffneten "Opel Styling Studio" in Rüsselsheim Gestalt: Der Experimental GT wurde geboren und seine dynamischen Formen brachten der Silhouette den Namen "Coke-Bottle-Shape" ein. 1965 wurde der Experimental GT auf der IAA vom Publikum gefeiert, nur drei Jahre später rollte der fertige Opel GT vom Band. "Rassig, edel, ästhetisch, harmonisch. Höcker vorne und hinten, ähnlich der damaligen Corvette", war der Vater des GT begeistert von seinem großen Wurf.

Opel Calibra als Lieblingsauto

Später gab Schnell unter anderem der ersten Generation des Opel Corsa ihre Gestalt und entwickelte die Form des Aerodynamik-Weltmeisters Opel Calibra. "Mein Lieblingsauto. Eine neue, moderne Formensprache. Hier hatte ich komplett freie Hand“, sagte Schnell über das Kultcoupé. Von Ruhestand wollte Erhard Schnell auch nach seinem Ausscheiden 1992 bei Opel nichts wissen.

Auf die Frage, ob er denn irgendwann seinen Zeichenstift aus der Hand legen würde, antwortete der Designer 2014: „Ganz und gar nicht. Ich habe meine Arbeit einfach auf mein Zuhause übertragen und gestalte den Garten oder mein Haus. Oft aquarelliere ich auch noch. Ganz werde ich die Finger wohl niemals davon lassen können."