Kurioses : Wie dieser Škoda Octavia einen Guinness Weltrekord einfuhr

© Christian Houdek

Ein Weltrekord der etwas ungewöhnlicheren Sorte wurde vor Kurzem am Militärflughafen in Zeltweg, Steiermark aufgestellt. Das Vorhaben mit dem Namen "Catch The Arrow" klingt verrückt wie unmöglich: Während ein Škoda Octavia RS 245 mit Vollgas über die Start-Landebahn des Fliegerhorstes in Zeltweg brettert, muss ein abgefeuerter Pfeil gefangen werden. Das geschieht, indem sich ein Fänger währenddessen durch das Panoramaschiebedach streckt und im richtigen Moment zugreift: Nicht ganz ungefährlich also.

215 Kilometer pro Stunde, 60 Meter pro Sekunde

So schnell musste das Auto bereits an der Bogenschützin vorbeifahren, damit Fahrzeug und Pfeil auf gleicher Höhe sind und der Fänger überhaupt die Chance erhielt, den Pfeil zu fangen. Dabei schafft es der Octavia in 6,7 Sekunden auf 100 Stundenkilometer zu beschleunigen.

Adaptionen an Bremsen, Reifen oder dem Fahrwerk wurden nach Angaben von Škoda keine vorgenommen. Bruchteile von Sekunden trennen das Unterfangen von Erfolg und Misserfolg. Im Vorfeld des Projektes konnten selbst Physiker keine solide Prognose abgeben, ob das Vorhaben gelingen kann.

Parabelflug erschwert die Mission

Die Sache wurde zusätzlich erschwert, da der Pfeil in einen Parabelflug übergeht. Von den 70 Metern Schussweite verblieben nur rund 30 Meter, in denen der Pfeil auf Höhe des Fahrzeugs flog und der Fänger die Möglichkeit hatte, den Pfeil aus der Luft zu greifen. Gelenkt wurde der Octavia RS 245 von Guido Gluschitsch, einem erfahrenen ÖAMTC-Fahrinstruktor und Präzisionsfahrer bei diversen Filmproduktionen.

Präzisionsarbeit gefragt

Mit der Aufgabe den Pfeil im richtigen Moment abzufeuern wurde die Bogenschützin Laurence Baldauff beauftragt. Den Pfeil wiederum im richtigen Moment zu fangen, war die Aufgabe von Ringer-Trainer Markus Haas. Für Haas war die Mission nicht minder schwierig: Die Chance den Pfeil aus der Luft abzugreifen, hatte er erst am Ende des Fluges, nach rund 50 Metern.

Bei 215 Stundenkilometern legt man rund 60 Meter pro Sekunde zurück - der Pfeil, den er dabei fest im Auge behalten musste, war jedoch nur 68 Zentimeter lang. Ein Helm hätte sein Sichtfeld zu sehr einschränkt, daher trug er beim Rekordversuch eine Schutzbrille. Zum Schutz gegen Insekten, die bei dieser hohen Geschwindigkeit unangenehm ins Gesicht peitschen, hatte er lediglich ein weißes Tuch um Mund und Nase gebunden.

Baldauff hat Österreich bei den Olympischen Spielen in Rio 2016 vertreten. Sie schoß mit einem Recurve-Bogen und speziellen Pfeilen, die perfekt auf sie abgestimmt sind. Selbst nach 300 Schüssen trifft sie auf 70 Metern Entfernung eine Fläche, so groß wie ein Dessertteller. Sie musste große Ruhe bewahren, als der Octavia RS mit 215 Stundenkilometer und nur rund 1,5 Meter an ihr vorbeiraste. Für gewöhnlich schießen Bogenschützen nicht nach Ansage. In diesem Fall musste Baldauff aber mit ihrem Recurve-Bogen mit einer Zugkraft von 40,5 lbs (18,3 Kilogramm) aufgespannt und voll konzentriert warten, bis das Auto auf ihrer Höhe war, um dann im richtigen Moment den 68 Zentimeter langen Pfeil von der Sehne zu lassen.

Mission erfüllt!

„Gleich nach dem Abschuss habe ich es irgendwie gespürt“, erklärte Laurence Baldauff. „Der Octavia war direkt neben mir, als der Pfeil von der Sehne schoss. Das Timing war perfekt, ich konnte aber nicht erkennen, ob er ihn tatsächlich gefangen hatte. Erst als das komplette Team schreiend auf mich und Markus zu rannte, wusste ich, wir haben es geschafft, Weltrekord!“. Der Pfeil wurde schließlich nach 57,50 Metern bei einer Geschwindigkeit von rund 215 Stundenkilometern erfolgreich gefangen.

Markus Haas: „Das Gefühl ist einfach unbeschreiblich. Du siehst den Pfeil, der gerade einmal 0,9 Sekunden von Laurence zur Zielscheibe braucht, direkt neben dir fliegen, so als würde die Zeit stillstehen. Ich wusste sofort, dass diesmal alles passt. Timing, Geschwindigkeit, Wind. Der Pfeil flog etwa zwei Meter vor mir, als wir an Laurence vorbeifuhren. Ich streckte die Hand aus und sah, wie er langsam neben mir runterkam. Jetzt die Nerven bewahren, dachte ich mir, genau dafür haben wir uns monatelang vorbeibereitet. Ich packte zu und spürte die Metallspitze in meiner Hand. Da wusste ich, wir haben es geschafft.“

Vorgaben von Guinness World Records

Bei Weltrekorden hat natürlich auch Guinness World Records ein Wörtchen mitzureden. Die Vorgabe war, dass der Pfeil mindestens 40 Meter von der Schützin entfernt aus der Luft mit bloßer Hand gefangen wird. Dabei durfte der Pfeil nicht das Auto berühren oder gegen das Auto gedrückt werden.

https://youtu.be/vwhc-SniBPk

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