Fahrkomfort & Sicherheit : Wenn die Hitze zu Kopf steigt, steigt die Unfallgefahr mit
Vielleicht sollten es sich Fahrzeuglenker immer wieder ins Gewissen rufen: Der Mensch besteht in seinem Leben aus durchschnittlich 65 Prozent Wasser. Ständig scheiden oder schwitzen wir einen Teil des aufgenommenen Wassers wieder aus. Gerade bei extremen Hitzewerten, wie sie Europa derzeit fest im Griff haben, sollte deshalb während der Autofahrt auf eine ausreichende und regelmäßige Flüssigkeitszufuhr geachtet werden.
Durch das fehlende Wasser im Körper kommt es zu Kreislaufproblemen und in weiterer Folge zu Konzentrationsstörungen, die sich in Unachtsamkeit und einer verlängerten Reaktionszeit äußern können, warnt der ÖAMTC. Laut Statistik Austria ereigneten sich auf Österreichs Straßen in den vergangenen fünf Jahren rund 250 Unfälle pro Jahr aufgrund von Kreislauf- oder Herzproblemen.
Ein hohes Risiko geht dabei von hohen Temperaturen im und außerhalb des Fahrzeugs in Kombination mit zu seltenem Trinken aus. Denn: Bei Flüssigkeitsmangel nimmt das Blutvolumen ab – infolgedessen wird das Gehirn unzureichend mit Sauerstoff versorgt. Folglich nimmt auch die kognitive Leistungsfähigkeit ab. Was nur Wenige wissen: Bereits geringer Flüssigkeitsmangel macht sich sehr rasch mit verminderter Denk- und Konzentrationsfähigkeit, Kopfschmerzen und/oder Müdigkeit bemerkbar.
„Lenker, die zu wenig trinken, machen deutlich mehr Fahrfehler“, mahnt die ÖAMTC-Verkehrspsychologin Marion Seidenberger. „Unangepasste Geschwindigkeit, ein abrupter Fahrstil, zu spätes Bremsen oder Überfahren von Sperrlinien stellen eine Gefahr für alle Verkehrsteilnehmer dar“.
Nicht nur die Temperatur ist schuld
Neben hohen Temperaturen können auch andere Faktoren beeinträchtigend wirken und Kreislaufprobleme auslösen - darunter chronische Erkrankungen, eine Verkühlung, Allergien, eine Schwangerschaft oder strenge Diäten. Es ist wichtig, die eigene Leistungsfähigkeit einschätzen zu können. Bei ersten körperlichen Anzeichen sollte die Teilnahme am Straßenverkehr verschoben oder eine alternative Beförderungsmöglichkeit gesucht werden.
Das richtige Verhalten bei Hitze
Ab 40 Grad Innentemperatur wird es im Auto gefährlich. Richtiges Durchlüften und Windschutzscheibenfolie helfen am besten. „Der Aufenthalt im Fahrzeug wird ab 40 Grad gefährlich, weil der Organismus solche Temperaturen kaum noch kompensieren kann“, warnt ÖAMTC-Techniker Steffan Kerbl. „Diese Temperatur wird in einem geschlossenen, in der Sonne stehenden Auto bereits nach kurzer Zeit erreicht“, warnt Kerbl. „Ausschlaggebend dafür ist nicht nur die Außentemperatur, sondern vor allem die Sonneneinstrahlung“.
Aus diesen Gründen sollte man sich nie in einem geschlossenen, ungekühlten Auto aufhalten. Speziell Kinder und Tiere dürfen nicht einmal kurz in einer solchen Hitzefalle sein. „Vorsicht auch vor Verbrennungen: Innenausstattung wie Ganghebel, Sitze und Lenkrad können schnell bis zu 60 Grad heiß werden“, so der Experte.
Fensterspaltöffnung wirkungslos – Klimaanlagen richtig nutzen
Immer wieder ist zu beobachten, dass Autofahrer die Fenster ihrer Wagen einen Spalt geöffnet haben, damit es nicht zu heiß wird. „Wir haben das getestet und es bringt nur einen Temperaturunterschied von zwei Grad – bei über 40 Grad ist das kaum wahrnehmbar und damit wirkungslos“, erklärt der ÖAMTC-Techniker.
Viel besser ist es, vor der Fahrt alle Türen und Fenster des Autos zu öffnen und so die heiße Luft entweichen zu lassen. „Bei einigen Herstellern gibt es die Möglichkeit, die Fenster aus der Ferne zu öffnen, indem man die 'Aufsperren'-Taste auf der Fernbedienung gedrückt hält. Einfach mal ausprobieren, ob das eigene Auto das kann“, rät Kerbl. Bei Klimaanlagen sollte man darauf achten, dass die kalte Luft einen nicht direkt anbläst und der Unterschied zwischen Innen- und Außentemperatur nicht zu hoch ist, sonst riskiert man schnelle eine Erkältung.
Windschutzscheibenfolie reduziert Innentemperatur
Viele Autofahrer versuchen, ihr Fahrzeug mit einer Folie in der Frontscheibe vor großer Hitze zu schützen. „Eine gute Idee, das haben wir ebenfalls schon getestet“, hält Kerbl fest. „Ohne Folie steigt die Temperatur am Armaturenbrett innerhalb einer Stunde auf bis zu 70 Grad an. Mit Folie kommen in der gleichen Zeit 'nur' 35 Grad zusammen.“ Auch die generelle Innentemperatur ist mit Sonnenschutzfolie um rund zehn Grad kühler. Wichtig: Die Folie muss verspiegelt und stark reflektierend sein, um solche Ergebnisse zu erzielen.
So bewahren Sie einen kühlen Kopf:
Vor Fahrtbeginn
Türen und Schiebedach des von der Sonne aufgeheizten Fahrzeugs öffnen und lüften, danach Fenster und Schiebedach schließen. Lüftung anfangs auf die höchste Stufe stellen. Nicht losfahren, wenn das Steuer zu heiß ist. Und noch ein Tipp: Wer Ledersitze im Auto hat, sollte keine kurzen Hosen oder Röcke tragen, da sich die Sitze stark aufheizen.
Größte Hitze meiden
Längere Autofahrten sollten in den Morgen- oder Abendstunden angetreten werden. Während der größten Mittagshitze zwischen 12 und 15 Uhr ist eine Pause im Schatten sinnvoll, umso heißer der Tag, desto länger sollte der Fahrantritt rausgezögert werden.
Ausreichend Trinken
Die empfohlene Flüssigkeitszufuhr liegt für Erwachsene bei mindestens 1,5 Litern pro Tag – an besonders heißen Tagen sogar bei drei Litern. Dabei ist es besser, häufiger kleinere Mengen als selten sehr viel zu trinken. Geeignete Getränke sind neben stillem Wasser auch gespritzte Säfte und Tee. Insbesondere Kinder oder mitfahrende Haustiere sollte man regelmäßig zum Trinken motivieren, auch wenn das nicht immer leicht ist.
Klimaanlage
Trotz Hitze sollte man es mit der Klimaanlage nicht übertreiben. Stellt man sie zu kalt ein, ist der Temperaturunterschied zwischen innen und außen zu groß – was den Körper zusätzlich strapaziert und für Kreislaufprobleme sorgen könnte. Der Unterschied zwischen Innen- und Außentemperatur sollte deshalb nicht größer als sechs Grad sein.
Alle Lüftungsdüsen öffnen und so einstellen, dass der Luftstrom möglichst über die Schultern der vorne sitzenden Personen geblasen wird. Zielt der Strom direkt auf die Körperpartien, besteht erhöhte Erkältungs- und Verkühlungsgefahr.
Bei längeren Fahrten ist es während der ersten Minuten ratsam, die Fenster zu öffnen, bevor man die Klimaanlage einschaltet. Die Klimaanlage ein paar Minuten vor Erreichen des Fahrtziels ausschalten, nur die Lüftung weiterlaufen lassen, damit Kondenswasser verdunstet und sich keine übelriechenden Bakterien und Pilze bilden können.
Schattenspender
Wer sein Auto abstellt, sollte nach Möglichkeit im Schatten parken. Was viele dabei übersehen: Die Sonne wandert im Uhrzeigersinn weiter. Deshalb den Lauf der Sonne in die Überlegung mit einbeziehen. Wer dennoch in der Sonne parken muss, sollte einen Sonnenschutz hinter der Windschutzscheibe anbringen. Utensilien wie Sonnenblende, Sonnenschutzfolien oder -rollos halten die Hitze vom Fahrzeuginneren effektiv fern.
Pausen
Bei längeren Fahrten sollten unbedingt regelmäßige Pausen im Freien, möglichst auf einem schattigen Parkplatz, eingelegt werden – so vermindert man Müdigkeit und Unkonzentriertheit.