GENFER AUTOSALON : Warum Messe-Highlights immer etwas sehr Subjektives sind
"Highlights" sind im Leben jedes einzelnen Menschen freilich immer subjektiv. Wir legen unser Hauptaugenmerk auf unterschiedliche Dinge, investieren unsere Aufmerksamkeit anders und haben zu guter Letzt auch in vielerlei Hinsicht eine abweichende Wahrnehmung von ein und derselben Situation wie die ehrenwerte Kollegin oder der ehrenwerte Kollege. Darum wissen die ausstellenden Automobilhersteller auf Fachmessen gut Bescheid. Aus diesem Grund versuchen sie sich umso vehementer und pompöser von der Konkurrenz abzuheben: meist durch einen übermäßigen Einsatz von Licht- und Sound-effekten, der schnell zu einem gegenteiligen Effekt führen kann - nämlich Kopfschmerzen.
Zweifellos steht aber außer Frage, dass auf Automessen in der Regel jeder Hersteller für sich beansprucht, seinem Publikum und den anwesenden Journalisten, das Auto-Highlight schlechthin zu präsentieren und all das an Trümpfen aus dem Ärmel zu schütteln, was die Marke gerade so hergibt. Da gibt es mitunter die ungewöhnlichsten Konzeptfahrzeuge, die Aufschluss darüber geben sollen, wie die Mobilität der Zukunft aussehen wird. Der Genfer Auto-Salon, einer der exklusivsten Messen der Autobranche, ist derzeit in vollem Gange und bietet noch bis kommenden Sonntag die Möglichkeit bezahlbare und vielmehr unbezahlbare Fahrzeuge zu bestaunen. Für mich ist die Reise in Genf für dieses Jahr bereits zu Ende und ich ziehe Bilanz. Einen Überblick meiner ganz persönlichen Highlights sehen Sie hier.
Haben Sie schon einmal so einen Apfel gesehen? Oft sicher nicht. Fast zu schade für den Verzehr. Auf diese wunderbare Idee kam ein japanischer Automobilhersteller - dessen Name wohl nicht genannt werden muss-, dem die Gesundheit der Messebesucher offenbar sehr am Herzen liegt. Aufgrund der hohen Lebensmittelpreise in der Schweiz, habe ich mich über diese kleine, kostenlose Vitaminbombe jedenfalls gefreut.
Apropos kleine Dinge, die das Leben schöner machen. Dazu zählt wohl auch dieser alte Abarth, der in einer der größeren Messehallen die Blicke der Besucher auf sich zieht. Hat schon was von einem "Pucherl", wie die Österreicher das Steyr-Puch-Modell 500 im Volksmund nannten. Macht Sinn, lieferte der Fiat Nuova 500 doch die Rohkarosserie.
Ein Blickfang, der seinesgleichen sucht, ist im Palexpo in Genf sicher der Bugatti La Voiture Noire - das aktuell teuerste Auto der Welt. Eine exorbitant hochpreisige Hommage an den Bugatti Type 57 SC Atlantic aus frühen Tagen. Ein Kunde für den Supersportwagen soll sich bereits gefunden haben. In diesem Fall muss sehr tief in die Tasche gegriffen werden. Medienberichten zufolge geht das Gefährt für mindestens 16 Millionen Euro - inklusive Steuern - an den neuen Besitzer. La Voiture Noire ist mit einem 8,0-Liter-Vier-Turbo-W16-Motor und 1.500 PS (1.103 kW) ausgestattet.
Einzigartige Designstudien präsentiert der italienische Bremsenhersteller Brembo auf dem Genfer Auto-Salon 2019. In Serie werden diese schicken Bremssättel jedoch nicht gehen, gab das Unternehmen zur Auskunft.
Nicht nur am Boden, sondern auch in die Lüfte, soll es mit diesem besonderen Crossover-Vehikel gehen: halb Auto, halb Kleinflieger. Auf niedriger Flughöhe lässt sich der Autoflieger auch ohne Flugschein steuern, hieß es in der Präsentation. Von der "Pioneer-Edition" des PAL-V Liberty sind aktuell nur 90 Stück zu haben - das Kaufinteresse sei jedenfalls stark. Ausgeliefert werden soll das kommerziell entwickelte Fahrzeug bereits im kommenden Jahr.
Der Ami One Concept von Citroën ist schon ein knuffiger Franzosenwürfel. Ob er es jemals auf die Straße schaffen wird, weiß nur der Hersteller selbst. Sein Metier soll das lokal-emissionsfreie Carsharing werden. Zur Zeit befindet er sich aber noch in einem Konzeptstadium und ist im Palexpo in Genf zu sehen.
Wie aus einem gelben Lamborghini Urus ein Carbon-ummanteltes Monster auf vier Rädern wird, zeigt die deutsche Edel-Tuning-Schmiede Mansory mit Sitz in Brand, Oberpfalz. Der Name dürfte jedoch eher Menschen bekannt sein, die sich entweder intensiv mit dem Thema beschäftigen oder über das nötige Kleingeld verfügen, aus einem Lambo einen noch teureren Lambo zu machen. In Genf darf er wenigstens bestaunt werden.
Apropos Edelkarossen. Über Aurus, Putins Lieblings-Limousine, haben wir bereits berichtet. In den letzten Jahrzehnten haben russische Staatsoberhäupter wie Boris Jelzin und später Wladimir Putin vor allem gepanzerte Mercedes-Limousinen genutzt. Damit ist nun Schluss. Mit dem "Senat" richtet Aurus in Genf eine Kampfansage an Rolls Royce/Bentley. Auch eine optische Ähnlichkeit der fast 600-PS-starken Hybrid-Luxuslimousine zu Fahrzeugentwürfen der beiden Hersteller lässt sich nicht verbergen.
In Sachen Mobilitätskonzepte braucht es aber nicht nur luxuriöse Kraftstoffschlucker - vor allem nicht vor dem Hintergrund der Klimakrise, in der wir zweifellos stecken. Der e.Go Mover ist so eine Konzeptlösung und wird auch in Genf präsentiert. Dort steht noch bis kommenden Sonntag ein vollelektrischer Stadtbus, der auch in einer selbstfahrenden Variante ausgestellt ist - allerdings nur zu Vorführzwecken.
Mobilitätskonzepte von morgen umfassen auch Kleinfahrzeuge. Eines davon ist der von Seat entwickelte, vollelektrische Zweisitzer Minimó. Mit ihm soll das Carsharing revolutioniert werden. Vor allem Parkplatzprobleme sollen dann der Vergangenheit angehören. Mal sehen, wann der Mini-Flitzer auf unseren Straßen unterwegs sein wird.
Zu guter Letzt gibt es da noch den ein oder anderen Sportwagen im Camouflage-Look, wie dieser Audi e-tron Sportback. Willkommen in der Digital Age!