CO2-Vorgaben : Verfehlte CO2-Ziele: VW-Konzern muss in die Tasche greifen
Die Richtung von Volkswagen stimmt: Der Durchschnittswert der CO2-Emissionen sank 2020 (nach vorläufigen Zahlen) bei allen auf die Straßen gebrachten Neuwagen des Konzerns im Vergleich zu 2019 um rund ein Fünftel auf 99,8 Gramm pro Kilometer. Jedoch verfehlte der gesamte VW-Konzern den für ihn geltenden Grenzwert um 0,5 Gramm, den die EU-Kommission eigens festgelegt hatte. VW und Audi erreichen die Ziele, Skoda und Seat hingegen nicht.
Die fälligen Strafzahlungen bezifferte ein Konzernsprecher auf "einen dreistelligen Millionenbetrag". Unvorbereitet war der Konzern jedoch nicht. Es seien frühzeitig Rückstellungen gebildet worden, teilte der Autobauer am Donnerstag mit. Somit sei auch der Gewinn des Schlussquartals dadurch nicht belastet worden. Analysten und Berater hatten anfangs mit sehr viel höheren Zahlungen gerechnet.
Stromer haben VW-Flottenziel gerettet
Im EU-Durchschnitt muss der Flottenwert bei 95 Gramm Kohlendioxid je gefahrenen Kilometer liegen. Gerade die neuen Stromer - allen voran der E-Golf und der ID.3 - haben dafür gesorgt, dass der Flottenwert der Marke VW bei 92 Gramm und damit im letzten Jahr deutlich unter den EU-Vorgaben lag.
Für die Neuwagenflotten der deutschen Hersteller waren auf Grundlage der 95-Euro-Strafe pro Auto für jedes Gramm CO2 über dem Grenzwert Summen in Milliardenhöhe prognostiziert worden, wenn sie nicht rasch in die Elektromobilität wechseln. Die Konkurrenten Daimler und BMW hatten bereits erklärt, dass sie dank gestiegener Elektroverkäufe ihre CO2-Ziele (voraussichtlich) erfüllt haben. Mit Elektrofahrzeugen können die Autohersteller ihre Flottenwerte massiv senken. Rein batteriebetriebene Modelle werden nämlich mit null Gramm angerechnet.
Grund für das Erreichen der Ziele von Volkswagen war neben der stark gestiegenen Zahl an verkauften E-Autos von VW und Audi auch das sogenannte "CO2-Pooling". Dabei können sich Autobauer, die über ihrem Limit liegen, gegen Bezahlung mit Wettbewerbern zusammenschließen, die darunter liegen. Volkswagen hat sich mit der britischen Marke MG des chinesischen Partners SAIC, der zum Geely-Konzern gehörenden London EV Company (LEVC), dem chinesischen Elektro-Newcomer Aiways Automobile Europe und Next.e.Go, dem Nachfolger des Aachener Elektroautoherstellers e.Go, zusammengetan. Außerdem wurden die beiden Luxusmarken Bentley und Lamborghini einzeln bewertet, ihre hohen Abgaswerte fließen daher nicht in die Bilanz ein.
Volkswagen hatten den Verkauf von Fahrzeugen mit elektrifizierten Antrieben im vergangenen Jahr in der EU einschließlich Großbritannien, Norwegen und Island auf 315.400 Fahrzeuge mehr als vervierfacht. Der Anteil von rein batteriebetriebenen Fahrzeuge und Plug-in-Hybriden an den Gesamtauslieferungen sei dadurch auf 9,7 Prozent (Vorjahr 1,7) gestiegen. Mit einem Marktanteil von rund 25 Prozent in Westeuropa sieht sich der Konzern als Marktführer vor der Renault-Nissan und Tesla.