Model 3 : Tesla hat es wieder vollbracht - oder nicht?
Tesla-Mastermind Elon Musk scheint es vollbracht zu haben: Ab sofort kann das Model 3 auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz konfiguriert und bestellt werden. Die Kalifornier haben den Online-Konfigurator für den „Low-Budget“-Tesla vor Kurzem geöffnet. Auch mit der Homologation, der Typengenehmigung des massentauglichen Elektrofahrzeugs, befinde man sich für den europäischen Markt im Zeitplan, heißt es seitens des E-Autobauers. Doch die ersten Reaktionen könnten nicht unterschiedlicher ausfallen: Das Erscheinen des Model 3 ist irgendwo zwischen Enttäuschung und Bewunderung angesiedelt. Enttäuscht zeigen sich insbesondere die Anleger, die mit ihren Aktien nicht nur einmal auf unliebsame Achterbahnfahrt geschickt wurden. Nun wird Musk vorgehalten, weniger Model 3 unter die Leute gebracht zu haben als geplant. Doch überrascht das eigentlich noch jemanden?
Respekt zollen ihm seine eingefleischten Tesla-Jünger ohnehin nicht weniger, sie halten ihm die Treue, wie auf Sozialen Kanälen immer wieder zu lesen ist. Und das, aus ihrer Sicht, gutem Grund. Der Produktionsstart des Model 3 verlief mehr als holprig, mit den Kapazitäten brachte sich der kalifornische E-Autohersteller fast selbstmörderisch ans Limit und dennoch konnte das Unternehmen von Musk schlussendlich die Aufgabe bewältigen, das Model 3 zur Marktreife zu zu bringen. Herr Musk weiß zu überraschen und genau das überrascht die Fans der Marke immer wieder aufs Neue. Dieser Nervenkitzel, diese Unsicherheit, scheint offenbar anzuziehen, wie magnetische Spulen in einem Elektromotor. Der Tesla-Chef scheint einfach zu wissen, wie er seine Kritiker immer wieder eines Besseren belehrt: In gesteigerten Verkaufszahlen spiegelt sich das wieder.
Im Gesamtjahr 2018 wurden rund 245.240 Tesla-Autos ausgeliefert, mehr als doppelt so viele wie noch im Jahr zuvor. Davon 145.846 Model 3. Nach dem US-amerikanischen Markt kommt nun die Belieferung des europäischen hinzu. Eine weitere Königsaufgabe für Teslas Produktionskapazitäten. Die Auslieferungen sollen laut Unternehmen aber bereits wie geplant im Februar starten. Ein Unterfangen, das wohl nur durch Musk’s eiserne Hand und dem nötigen Druck auf die Belegschaft gelingen kann. Dabei scheint Musk zu Weilen nicht nur mit sich selbst hart ins Gericht zu gehen, wenn er in Selbstgeißelung den Boden seiner Produktionsstätte der Gemütlichkeit seines Schlafzimmers vorzieht.
Ab und an bekommt auch ein Angestellter persönlich sein Fett weg, wenn Elon gedankenversunken durch die Gänge seiner Werksanlagen schreitet und ihm etwas auffällt, was nicht exakt so läuft, wie der eigenwillige Charakter es vor seinem inneren Auge sieht. Ob das Modell 3 die gewünschte "Massentauglichkeit" in Österreich überhaupt erlangen wird, steht auf einem ganz anderen Blatt. Der Preis für das Modell mit Langstrecken-Batterievariante soll immerhin 58.300 Euro betragen und ist damit fern ab eines schmalen Budgets angesiedelt. Ein Elektroauto für den Otto-Normalverdiener bietet Tesla damit jedenfalls nicht an.
Zwar liegt der voraussichtliche Basispreis für das Einstiegsmodell mit kürzerer Reichweite darunter, zu rechnen ist dennoch mit rund 40.000 Euro. Allerdings könnten dann auch Förderungen greifen. Angaben bezüglich des genauen Preises fehlen aber noch. Vom Thron stoßen wollen die Kalifornier mit dem Model 3 die BMW-3er-Serie und den Platzhirsch VW Golf. Keine leichte Aufgabe, zählt dieser doch zu den meistverkauften Pkws in Europa. Zum Gegenangriff geht Volkswagen 2020 über, denn da soll das erste massentaugliche Modell der vollelektrischen ID-Reihe auf den Markt kommen - ein viertüriger, vollvernetzter Kompaktwagen, dessen Preis etwa im Bereich des Golf Diesel angesiedelt ist, jedenfalls unter 20.000 Euro liegen soll.