Autotest : Hyundai Ioniq Elektro – sportlich, komfortabel, alltagstauglich

© Ludwig Fliesser

Schon auf den ersten Blick strahlt der Hyundai Ioniq mit seinem geschwungenen Profil Sportlichkeit, Dynamik und Fortschritt aus. Ein sehr niedriger Luftwiderstandsbeiwert von 0,24 belegt die herausragenden aerodynamischen Eigenschaften des Fahrzeugs – noch windschlüpfriger geht es fast nur in der Luftfahrt zu. Der futuristische Eindruck bestätigt sich auch im Innenraum. Ein ergonomisch designtes Multifunktionsdisplay, die digitale Instrumententafel und das große Mitteldisplay sorgen für Cockpit-Feeling. In der höchsten Ausstattungslinie bietet der Ioniq mit Volllederausstattung, einer elektrischen Sitzverstellung, sowie Sitzheizung und -klimatisierung zudem Komfort auf Oberklasseniveau.

Das Handling des Wagens ist ebenfalls toll: Die Bedienung der Automatik erfolgt mittels durchdacht positionierter Drucktasten in der Fahrzeugmitte. Das ermöglicht einen schnellen Wechsel zwischen Vorwärts- und Rückwärtsgang beim Reversieren mit nur zwei Fingern. Die elektrische Lenkung ist leichtgängig und präzise und auch der Antrieb gut gelungen. Die stufenlose und hervorragende Beschleunigungsleistung von E-Fahrzeugen im Allgemeinen ist bekannt und trifft im Speziellen auch auf den Ioniq zu, der mit seinem zugkräftigen 100 kW-Elektromotor ordentlich Druck macht. Das sind zwar „nur“ 136 PS, allerdings ist das Drehmoment des Stromers aus dem Stand ungleich höher als bei herkömmlichen Autos. Ebenso kräftig packt bei Bedarf die Motorbremse zu. Diese kann über zwei Wippen am Lenkrad manuell bedient werden oder agiert automatisch, wenn man den Fuß vom Gaspedal nimmt. Dabei orientiert sich der Wagen am vorausfahrenden Verkehr: Bremst der Vordermann ab, dann greift auch die Elektrobremse des Ioniq verstärkt ein. Dabei wird die Bremsenergie wieder in den Akku rückgespeist (Rekuperation).

Das Fahrwerk des Hyundai Ioniq ist absolut spitze, die Straßenlage hervorragend, die Lenkung sehr direkt. Ein kleiner Abstrich ist das Fehlen eines Allradantriebs, denn der E-Motor des Ioniq wirkt nur auf die Vorderräder – das ist aber Jammern auf höchstem Niveau.

Unterwegs über Land

Die Eignung von E-Fahrzeugen im Stadtverkehr liegt auf der Hand, aber wie sieht es zum Beispiel mit Wochenendausflügen aufs Land aus? Wir wollen den Ioniq an einem Samstag auf seine Alltagstauglichkeit diesbezüglich in Verbindung mit einer Ausfahrt zum Snowboarden am Semmering zu testen. Legt man teilbare Rücksitzbank um, dann haben die zwei Boards bequem hinten Platz – kein Wunder schließlich bietet der Ioniq dann über 1.400 Liter Kofferraumvolumen!

Ausgehend von Wien fahren wir bei sechs Grad Außentemperatur über die Südautobahn und die Semmering-Schnellstraße. Den Tempomaten stellen wir auf 125 km/h – Wir wollen vorankommen aber die Batterie nicht unnötig rasch entleeren. Die Autobahnfahrt ist ein echtes Erlebnis: Vom Motor ist ohnehin nichts zu hören, auch gegen Abroll- und Windgeräusche ist der Fahrer gut isoliert. Dank vorausschauendem, aktivem Spurhalteassistenten und Abstandsregeltempomat fährt das Auto auch auf kurviger Strecke fast von selbst. Hin und zurück legen wir 180 Kilometer zurück und kommen ohne Zwischenladen wieder zu Hause an.

Ernüchterung an der Ladesäule

Unser Ausflugserlebnis zum Semmering hat uns regelrecht euphorisiert: Die Fahrt war angenehm, komfortabel sowie mit akzeptabler Geschwindigkeit und nur einer Akkuladung zu bewältigen. Allerdings ist die Batterie nun fast leer. Das Navigationssystem im Ioniq verfügt über eine bequeme Ladestellensuche mit automaischer Zielführung – bei Ankunft müssen wir allerdings feststellen, dass die anvisierte Smatrics-Schnellladesäule auf dem Parkplatz eines Supermarktes steht, der am Sonntag gesperrt ist. Nur gut, dass uns unterwegs eine Ladesäule der Wien Energie aufgefallen ist, die wir ansteuern können. Laut Aufschrift liefert diese 11 kW Ladestrom, die Ladeleistung beträgt in der Realität aber nur 4,4 kW. Das liegt daran, dass der Ioniq mit Wechselstrom leider nur einphasig geladen werden kann. Ein kurzer Blick auf die Instrumententafel verrät: Die verbleibende Ladezeit beträgt 9 Stunden und 40 Minuten – Zu lang um neben dem Auto zu warten oder schnell einen Kaffee zu trinken. Ein Pluspunkt ist allerdings: Für die Dauer der Ladezeit muss in Wien kein Kurzparkschein gelöst werden. Man könnte das Laden also mit einer ausgedehnten Shopping-Tour in der City ohne Parkgebühren kombinieren – Entschleunigung ist hier das Gebot der Stunde(n). Wer es eilig hat, der muss eine Schnelladestation mit maximal 40 kW Gleichstromanschluss aufsuchen. Aber auch damit ist die Batterie bestenfalls in einer Stunde vollgeladen.

Fazit

Der Hyundai Ioniq Elektro ist ein wirklich tolles Auto. Er fährt sich sportlich, bequem und sicher. Die Reichweite ist vor allem im Stadtverkehr oder für Pendler mehr als ausreichend, auch Wochenendausflüge mit einem Aktionsradius von maximal 100 Kilometern über die Autobahn sind ohne Zwischenladung möglich. Im Betrieb entfällt bei allen batterieelektrischen Autos die motorbezogene Versicherungssteuer, für die Lenker von Firmenwagen auch der sonst übliche Sachbezug. Elektroautos sind außerdem vorsteuerabzugsfähig und gelten als wartungsfreundlich, da keine Ölwechsel anfallen. Die erweiterte Garantie von acht Jahren oder 200.000 Kilometer auf die Hochvoltbatterie ist als zusätzliches Zuckerl zu sehen. Die allgemeine Fahrzeuggarantie beträgt fünf Jahre ohne Kilometerbeschränkung (ausgenommen Taxis).

Wer eine Lademöglichkeit im Haus, in der Nähe seiner Wohnung oder in der Firma hat und mit der Reichweite des Fahrzeugs auskommt, der ist mit dem Ioniq gut beraten. Vor allem in den Ballungsräumen schreitet der Ausbau der Ladeinfrastruktur voran und der „Tankvorgang“ lässt sich zusehends besser in den Alltag integrieren, sei es durch Laden über Nacht, während des Einkaufs oder zum Beispiel beim Besuch von Freizeiteinrichtungen wie Kino oder Schwimmbad.

Technische Daten - Hyundai Ioniq Elektro Level 6

Motor: Permanentmagnet-Synchronelektromotor

Max. Leistung kW/PS: 100 kW/136 PS

Max. Drehmoment Nm: 295

Getriebe: einstufig, Vorderradantrieb

Bremsen: Scheibenbremsen

Abmessungen L/B/H in mm: 4.470/1.820/1.450

Gewichte Eg/Gg in kg: 1.527-1.575/1.970

Kofferraumvolumen 357 – 1.417 Liter

Reifendimension: 205/60 R16

Beschleunigung 0–100 km/h in sec: 9,9 (im Sportmodus)

Höchstgeschwindigkeit in km/h: 165

Stromverbrauch kWh/100 km (lt. Hersteller): 13,8 kombiniert

FW-Testverbrauch in kWh/100 km 13,5 – 17,6

Max. Reichweite km (WLTP): 311

FW-Testreichweite km (Autobahn/Stadt) 205/290

Batterie (Spannung/Kapazität/Energie): 319,4 V/ 120 Ah/38,3 kWh

Preis in € (exkl. MwSt. + NoVA): 35.950,–

+ 20 % MwSt.: 7.190,–

+ 0% NoVA (- Bonus): 0,–

Preis in € (inkl. MwSt. + NoVA) inkl. Metallic, Wärme

Pumpe und elektr. Glas-/schiebedach 43.140,–

(1.800,- Herstelleranteil Förderung bereits abgezogen)