LUFTRAUM : Dieser Automobilzulieferer will Taxis in die Luft bringen
Drohnen für den Personentransport liegen gerade voll im Trend. Im Rahmen der Veranstaltung 4Gamechangers startete hierzulande erst kürzlich eine Drohne des jungen chinesischen Unternehmens Ehang zu einem schnellen Kurzflug. Allerdings nur in einem Stadion. An der Vision "Flugtaxis" so rasch wie möglich in die Lüfte zu schicken, arbeitet zum Beispiel der oberösterreichische Automobilzulieferer FACC, aber auch der deutsche Automobilzulieferer Bosch. Zum Unterschied fokussiert sich der Zulieferer aber nicht auf die Entwicklung und Fertigung von Leichtbau-Komponenten, sondern auf die nötige Sensorik. Ein Universalsteuergerät mit bereits serienerprobten Bosch-Sensoren aus der Automobilindustrie soll dafür sorgen, dass die Position und Fluglage der fliegenden bemannten Drohnen jederzeit ermittelt werden kann und sie sich präzise und sicher automatisiert steuern lässt.
Dafür sorgen zum Beispiel Beschleunigungs- und Drehratensensoren, die die Bewegungen und den Neigungswinkel der Fluggeräte exakt messen. Das Universalsteuergerät soll den Angaben des Automobilzulieferers zufolge einen Bruchteil dessen kosten, was andere Hersteller dafür veranschlagen. Zudem seien die Sensoren besonders klein und leicht. "Wir wollen mit unserer Bosch-Lösung die zivile Luftfahrt mit Flugtaxis für viele Anbieter erschwinglich machen“, sagt Marcus Parentis, Leiter des Technik-Teams bei Bosch, das sich um Steuergeräte der elektrisch betriebenen Kleinflugzeuge kümmert. Hersteller von Flugtaxis können die Sensorbox von Bosch nach dem Plug&Play-Prinzip einfach in ihre Fluggeräte einbauen. Wie andere Unternehmen auch, sieht Bosch einen Markt mit Potenzial für vollelektrische Lufttaxis.
Ab 2023 werden nach Schätzungen von Experten erste solcher pilotlosen, automatisierten Drohnen in den kommerziellen Betrieb gehen. Wahrscheinlich ist, dass die ersten Fluggeräte in der Logistik zum Einsatz kommen werden oder als Shuttle-Verbindung für den Personentransport über kurze und vergleichsweise ungefährliche Distanzen. Während dann wohl zunächst noch Piloten mit an Bord sind, könnten die Kleinflugzeuge ab 2025 bereits autonom über den Dächern der Metropolen schweben, gesteuert durch Personal am Boden. Rund 3.000 Flugtaxis werden zu diesem Zeitpunkt weltweit im Einsatz sein, schätzt die Unternehmensberatung Roland Berger. Ein anderer Use-Case sieht den Einsatz im Bereich der Rettung vor. Aktuell wird bereits die Versorgung von Ölplattformen mit Werkzeugen und Lebensmittel über speziell eingerichtete Korridore durchgeführt.
In Regionen wie dem Ruhrgebiet, im Rhein-Main-Gebiet oder im Dreieck München, Augsburg und Ingolstadt könnten selbstfliegende Passagierdrohnen die Reisen auf Kurz- und Mittelstrecken deutlich beschleunigen. Von den wachsenden Marktchancen ist auch Marcus Parentis von Bosch überzeugt: „Wir sind im Austausch mit Herstellern von Lufttaxis aus der Luftfahrt- und Automobilindustrie, aber auch mit Start-ups, die die Fluggeräte bauen und Sharing-Dienste anbieten wollen“, so Parentis. „Die Frage ist nicht, ob Flugtaxis kommen, sondern wann.“ Eine Schätzung, wie hoch der Preis für ein Flugtaxi sein wird, gibt Bosch ebenfalls: Je nach Konzept und Anzahl an Passagierplätzen wird der Preis eines Flugtaxis bei etwa 500.000 Euro liegen. Bei solchen Aussichten würden automatisierte und elektrisch betriebene Passagierdrohnen aktuell - wenn überhaupt - nur bei Sharing-Lösungen rentabel werden.
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