Fusion : Bereitet Renault mit Fiat-Chrysler den Königsmord vor?
Seit Montag geistert die Nachricht durch die Medien, dass der französische Autobauer Renault gemeinsame Sache mit dem amerikanisch-italienischen Autoriesen Fiat-Chrysler (FCA) machen könnte. Zu lesen war von einer "Autohochzeit", die, sollte sie tatsächlich in Form einer Unternehmensfusion (zu gleichen Teilen) stattfinden, wohl gravierende Folgen für den Volkswagen-Konzern mit sich bringen könnte. Denn aktuell ist der breitaufgestellte Autokonzern in Europa in Sachen Absatzzahlen auf dem Thron positioniert. Doch nicht nur VW oder Toyota dürften wenig Gefallen an einem solchen Ehebund haben. Wie das Leben so spielt, gibt es oftmals noch einen im Bunde, der von einer Heirat wenig angetan ist, sogar versuchen könnte, diese in irgendeiner Form - quasi vor dem Traualtar - zu verhindern. In diesem Fall handelt es sich um Nissan. Die Japaner befinden sich bereits in einer jahrelangen Allianz-Partnerschaft mit Renault und sind, wenngleich nur mittels vorgehaltener Hand, schlecht auf die Heiratspläne zu sprechen. Doch lassen sich ganz leicht Unfreundlichkeiten an den Kopf werfen, die man hinterher vielleicht gar nicht so meint hat: "Richtig gut funktioniert habe die seit 1999 bestehende Allianz zwischen Renault und Nissan sowieso nicht mehr" oder "Nissan ist nicht richtig darüber informiert worden", wie in den Medien zu lesen war. Selbst Nissan-Chef Hiroto Saikawa hatte unlängst deutlich gemacht, dass man einen Zusammenschluss für unnötig halte, berichtet die "Welt".
Ganz will man es sich mit dem Partner dann aber auch nicht verscherzen: Saikawa sei zumindest „offen für konstruktive Gespräche zur Stärkung der Allianz“. Dabei scheint sich Nissan doch nur nach mehr Kommunikation zu sehnen - hatten beide Unternehmen doch erst eine äußerst kritische Phase hinter sich gebracht. Ex-Renault-Nissan-Manager Carlos Ghosn galt als der Kleister zwischen den Unternehmen. Enttäuscht hatte er mit seinen Finanzdelikten schlussendlich beide, was in weiterer Folge zu seinem Rücktritt und einer Haftstrafe geführt hat. Nachdem der Steuermann mitsamt Kompass das Schiff verlassen musste scheint Renault in einer Orientierungsphase zu stecken. Hier lassen sich Parallelen zum FCA-Konzern ziehen. Renault scheint es mit dem Griff in Richtung Fiat-Chrysler jedenfalls auf den VW-Thron abgesehen zu haben. Weltweit könnte man so locker in den vordersten Reihen mitspielen. Doch VW setzt nicht nur auf Masse, sondern stellt sich auch im Premium-Bereich auf. Überdies sorgten die Geschäftszahlen in den ersten Monaten sowohl bei Fiat-Chrysler wie auch Renault für wenig Jubel, betont "Welt"-Autoanalyst Jürgen Piper. Doch gleich und gleich gesellt sich gern. Vielleicht könnte eine „Ehe“ den ersehnten Schwung bringen. Die „Übernahmefantasien“ beflügeln jedenfalls den Aktienmarkt. Doch bevor das vermeintliche Paar tatsächlich vor den Traualtar treten kann hat der französische Staat noch ein Wörtchen mitzureden. Immerhin hält Frankreich 15 Prozent der Anteile von Renault. Genauso viele, wie Nissan an Renault hält.
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