Fuhrparkwesen : Diese Gründe sprechen für oder gegen E-Autos
Darin sind sich wohl fast alle einig: Es muss ein Umdenken stattfinden, sonst werden die Klimaziele niemals erreicht. Ob dies überhaupt der Fall sein wird, ist mit dem derzeitigen Kurs fraglich, versucht werden muss es dennoch. Da der Mensch ein Gewohnheitstier ist gewöhnen wir uns nur sehr schlecht an große Veränderungen. Vor allem dann, wenn uns Erfahrungswerte fehlen. Wir reagieren folglich mit Skepsis und Missgunst auf solche Prozesse. Die Fuhrparkverwaltung ist so ein Gewohnheitstier. Hier wird knallhart kalkuliert, was die Sache delikat macht, wenn es um die Einführung neuer Fahrzeuge geht. Hat das E-Auto also vorweg einen schweren Stand – und das zu Unrecht? FIRMENWAGEN hat fünf Gründe für und fünf gegen das E-Auto gesammelt.
Pro-Argumente
Förderungen vom Staat abkassieren
Neuzugelassene Fahrzeuge werden seit 1. Oktober 2020 neben der Kilowatt-Leistung auch nach dem CO2-Ausstoß besteuert. Hier profitieren bereits Plug-in-Hybride, noch besser haben es aber reine E-Autos, denn sie zahlen auch weiterhin keine motorbezogene Versicherungssteuer und keine CO2-Abgabe. Außerdem gibt es einen Vorsteuerabzug und 5.000 Euro Förderung von Regierung und Importeuren. In manchen Bundesländern gibt es weitere Förderungen abzukassieren. Kritikpunkt einer ansonsten positiven Idee: Förderungen werden derzeit leider nicht an Leasingnehmer von Leasingfahrzeugen weitergereicht.
Kostenvorteil gegenüber Verbrennern
Bei der Überlegung, die Firmenflotte mit E-Fahrzeugen auszustatten, spielt der Kostenfaktor für den Fuhrparkleiter eine entscheidende Rolle. Es geht um Einsparpotenziale im Fuhrparkmanagement. Elektroautos sind zweifellos in der Anschaffung teurer als Fahrzeuge mit Verbrenner, in den Betriebskosten können E-Autos aber einiges wettmachen. Bis sich die Anschaffungskosten jedoch im Vergleich zum Verbrenner amortisiert haben, können mehrere Jahre vergehen. Entscheidend für den Fuhrparkmanager ist, wie lange sich das rein elektrische Fahrzeug im Dienst befindet. Auch was das Thema Kraftstoff angeht, können sich E-Autos behaupten. Auf 100 Kilometer gesehen ist das Stromladen deutlich günstiger als das Tanken von flüssigem Kraftstoff. Überdies steigen Stromer bei Wartung und Reparaturen in der Regel günstiger aus.
Keine städtischen Fahrverbote
Zwar wird sich in Österreich mit Fahrverboten noch zurückgehalten, bei unseren Nachbarländern sieht die Sache anders aus und vielleicht schwappt die Welle früher oder später auch zu uns herüber. Fahrverbote sind ein probates Druckmittel der Politik, Menschen zu dem Schritt zu bewegen, auf das eigene Auto zu verzichten beziehungsweise auf ein saubereres Fahrzeug umzusatteln.
Entspanntes Fahren möglich
Wer selbst schon die Möglichkeit dazu hatte, einen Stromer zu fahren, der weiß, dass das durchaus "meditativ" sein kann. Kein Motorbrummen, kein Aufjaulen bei hohen Drehzahlen, nur das zurückhaltende Summen des Elektrosystems des Fahrzeugs. Klar bietet ein gediegener Verbrenner auch reichlich Fahrkomfort, aber ein E-Auto ist etwas anderes. Wer dazu auch noch mit Zurückhaltung bremst und langsam zu roten Ampeln bis zum Stillstand hinrollt, der setzt nebenbei auf rekuperatives Fahren und speist ganz automatisch auch noch ein wenig Energie in die Batterien zurück.
E-Autos haben PR-Wirkung
Selbst wenn sich die Anschaffung von Elektroautos heute noch nicht für jede Fuhrparkgröße beziehungsweise jeden Bereich des Fuhrparks rentiert, darf die PR-Wirkung nicht unterschätzt werden. Auf den Faktor Klimaschutz zu setzen, kann nicht verkehrt sein. Natürlich darf eine anfängliche Euphorie nicht einem nachlässigen Verhalten weichen, denn wenn die Fahrzeuge tatsächlich mit Strom aus erneuerbaren Quellen „bestromt“ werden, dann spart jedes Fuhrparkfahrzeug über die Dauer seiner Dienstzeit auch sicher CO2 ein.
Contra-Argumente
Strommix entscheidet über Sauberkeit
Ob ein E-Auto im Fuhrpark tatsächlich sauber ist oder nicht, hängt ganz wesentlich davon ab, wie sich der Strommix zusammensetzt. Denn es ist nicht zielführend, wenn der Strombedarf des E-Autos mit Energie gedeckt wird, die aus keinen nachhaltigen Energiequellen stammt. Vor diesem Hintergrund muss der Anteil an fossilen Energieträgern rasch drastisch gesenkt werden. Forscher Ulrich Schmidt vom Kieler Institut für Weltwirtschaft hält das für sehr problematisch. Er weist darauf hin, dass der Stromverbrauch weiter steigt. Erneuerbare Energiequellen würden diesem Trend nicht hinterherkommen und der Ball weiter bei den fossilen Energieträgern bleiben.
Reichweitenproblem nicht vom Tisch
Durch die steten Verbesserungen an den Akkumulatoren beziehungsweise Traktionsbatterien für E-Autos klingt das Totschlagargument der E-Mobilitätsgegner mittlerweile etwas ausgelutscht, E-Autos fehle es an Reichweite. Ganz falsch ist das nicht, hängt aber von bestimmten Faktoren ab. Abhängig ist das in erster Linie davon, wie viel Kilowattstunden Strom ein E-Auto überhaupt speichern kann.
Zu berücksichtigen ist auch, dass die tatsächliche Reichweite vom jeweiligen Fahrprofil abhängig ist (schneller oder langsamer Fahrer, Heizung an oder nicht, rekuperatives Fahren) und von Umgebungsfaktoren (Steigungen, kaltes Wetter). Hinzu kommen konstruktive Faktoren wie Luftwiderstand, Fahrzeuggewicht etc.
Der Ladevorgang braucht Zeit
Unmittelbar daran anknüpfend, werfen E-Mobilitätsgegner ihren Feinden gerne vor, dass es viel schneller ist, wenn das Dienstauto an der Tankstelle binnen Sekunden mit flüssigem Treibstoff vollgetankt wird. Natürlich stimmt das, aber lange dauert es an den Schnellladesäulen für E-Autos auch nicht. Das ist natürlich davon abhängig, auf welche Ladeleistung das System des Fahrzeugs ausgelegt ist. Zudem muss die Infrastruktur mit mehr Vehemenz ausgebaut werden.
Die Ladung in den eigenen vier Wänden
Die Fuhrparkleiter interessiert es natürlich, wie die Abrechnung von vollelektrischen Dienstfahrzeugen funktionieren soll, wenn diese daheim an der eigenen Wallbox geladen werden. Hier braucht es ein einheitliches Abrechnungssystem, das noch politisch geklärt werden muss.
Die Anschaffung ist noch teuer
Noch haben E-Autos bei der Anschaffung kaum etwas gegen kraftstoffbetriebene Fahrzeuge in der Hand. Ein großes Argument gegen eine Anschaffung für den Fuhrpark ist das noch dürftige Angebot und die immens langen Wartezeiten auf das gewünschte Modell. Hier liegt der Ball bei den Herstellern, das Angebot rasch auszubauen. Wir erleben das gerade bei Hybrid-Fahrzeugen. Großteils wird das bereits vorhandene Produktportfolio einfach „hybridisiert“.