E-Mobilität : Wenn die Firmenwagenflotte das Stromnetz unterstützt

© DANIELA MATEJSCHEK

Damit das Stromnetz auch weiterhin stabil bleibt, müssen die Erzeugung und der Verbrauch immer im Gleichgewicht sein. Gerade in Zeiten in denen die volatile Stromerzeugung aus Wind und Sonne immer mehr zunimmt, gewinnt die Verbraucherseite immer mehr an Bedeutung, um ein stabiles Netz weiterhin zu gewährleisten. Und hier kommt als künftiger Großverbraucher die E-Mobilität ins Spiel. „Es braucht smarte und nachhaltige Mobilitätskonzepte, um Elektromobilität in das Energiesystem von morgen zu integrieren“, erläutert EVN-Experte Wolfgang Vitovec.

Günstigeres Laden und stabileres Stromnetz

Ein Beispiel: ein E-Autofahrer kommt nach seiner Arbeit nach Hause und muss sein Fahrzeug erst am nächsten Morgen wieder nutzen. Ihm könnte es also egal sein, ob das Fahrzeug in den Abend- oder Morgenstunden geladen wird. Die Idee hinter dem Forschungsprojekt „Car2Flex“ liegt nun darin, das Laden auf spätere Zeitpunkte zu verschieben, an denen ausreichend Strom, im Idealfall 100% Ökostrom, zur Verfügung steht und der sonstige Verbrauch gering ist – wahrscheinlich also eher in der Nacht und nicht während der Abendstunden, in denen es sowieso schon einen hohen Verbrauch gibt.

Für den Autofahrer hätte das den Vorteil, dass er günstiger laden könnte. Für den Netzbetreiber ist es eine Entlastung für das Stromnetz. Bei einem einzigen Auto fällt dieser Schritt wohl nicht ins Gewicht. Geht man diesen Weg aber mit einer großen Anzahl an Fahrzeugen, ist man schnell in Größenordnungen, die einem Kraftwerk entsprechen: „Werden beispielsweise 10.000 Autos, die an einer 11 kW-Ladestation angesteckt sind, zu einem anderen Zeitpunkt geladen, sprechen wir hier von 110 Megawatt an Leistung, die hier verschoben wird“, rechnet Vitovec vor.

Autobatterie als Batteriespeicher

Noch interessanter aber auch komplexer wird es, wenn man die Autobatterie als Batteriespeicher nutzen und bei Bedarf auch entladen könnte. „Auch wenn die Stecker und Batterien in den aktuellen E-Autos für diese Zwecke noch selten geeignet sind, werden wir dieses Szenario in unserem Projekt untersuchen“, so Vitovec. Denn mit Lösungen, die beispielsweise den Eigenverbrauch der eigenen Photovoltaik-Anlage durch Zwischenspeicherung in der Batterie eines Fahrzeugs steigern, könnten neue finanzielle Anreize geschaffen werden. „Durch diese optimierte, flexible Batterie-Nutzung könnten der Anteil an Ökostrom erhöht und Kosten gespart werden“, erläutert Vitovec.

Die Batteriegröße eines E-Autos ist normalerweise viel größer als ein Batteriespeicher im Keller – nämlich aktuell circa 5 bis 8 mal so groß. Wobei Praxistests zeigen, dass nur in den seltensten Fällen die volle Kapazität der Autobatterie benötigt wird. „Das bedeutet, dass in Zukunft, wenn sehr viele E-Autos unterwegs sind, die „freie“ Batteriekapazität zum Ausgleich von Erzeugung und Verbrauch genutzt werden kann. Voraussetzung ist dabei natürlich, dass das E-Auto am Stromnetz angesteckt ist“, so der EVN Experte.

Intelligente Anwendungen nötig

Alle diese Anwendungen haben eine Gemeinsamkeit: es braucht Intelligenz beim Ladevorgang und im Energiesystem. „Sowohl Smart Meter als auch Apps wie unsere Joulie sind die Basis, um solche Ideen in die Wirklichkeit umzusetzen“, so der EVN-Experte. Daneben braucht es aber auch andere Komponenten und Partner, wie etwa intelligente Wallboxen und geeignete Stecker- und Batteriesysteme.

Forschungsprojekt "Car2Flex"

Um sich diesen Zukunfts-Szenarien anzunähern, hat sich im Rahmen des Innovationslabors Green Energy Lab, unter der Leitung der TU Wien – Institut für Energiesysteme und Elektrische Antriebe ein schlagfertiges Konsortium aus 19 Partnern gebildet: 3 Technologieunternehmen, 5 Energieversorger und Netzbetreiber, 5 potentielle Anwender und 6 Forschungsinstitutionen. Car2Flex betrachtet nicht nur die Nutzung der E-Mobilität in Privathaushalten, sondern in Firmenflotten und im Zuge des Car-Sharings. Das Projekt Car2Flex wird aus Mitteln des Klima- und Energiefonds gefördert und im Rahmen der FTI-Initiative „Vorzeigeregion Energie“ durchgeführt.