Entgeltliche Einschaltung

Kommentar : Warum kann man E-Autos nicht einfach mit Strom betanken?

ladestation stecker elektroauto elektromobilität laden aufladen ladestrom spannung akku reichweite elektrizität elektrotankstelle stromversorger tanken alternativ antrieb elektromotor ökologisch umweltfreundlich co2 stromtankstelle stromkabel strom anschluss anschlusskabel umweltschutz klimawandel batterie akkuladung förderung ökologie stromanschluss elektrisch zukunftstechnologie verkehr umweltverschmutzung automobilindustrie auto fahrzeug ladekabel elektromobil tankstutzen e-mobility e-mobilität mobilität tankdeckel nachhaltigkeit abgasfrei zukunft elektrofahrzeug
© Björn Wylezich - stock.adobe.com

Denken Sie sich folgende Situation: Sie sind mit einem dieselgetriebenen Mini-Van oder einem Kleinwagen mit Ottomotor unterwegs. Die Tankanzeige leuchtet auf und Sie fahren zur nächsten Tankstelle. Sie tanken, bezahlen bar und fahren weiter. Sie plaudern ein paar Takte mit dem Tankwart oder auch nicht. Sie erzählen ihm wie Sie heißen und wo Sie wohnen – oder auch nicht. Wozu auch?

Wenn Sie all das für selbstverständlich erachten, dann waren Sie vermutlich noch nie mit einem E-Fahrzeug unterwegs. Denn, wer sein Elektroauto „betanken“ will, sprich die Batterie an einer dafür vorgesehenen öffentlichen Ladesäule aufladen möchte, der kommt um eine Tankkarte nicht herum. Und das ist genau der springende Punkt: WARUM um alles in der Welt kann man öffentliche Ladestationen nicht einfach mit einem Kreditkartenterminal, Münzeinwurf oder Banknoteneinzug versehen? An der elektrischen Zapfsäule klebt eine Preisliste oder der Preis wird tagesaktuell auf einem Display in Cent pro Kilowattstunde angezeigt, der üblichen Verrechnungseinheit für Strom. Man fährt hin, man steckt an, man bezahlt bar oder mit Kreditkarte, wartet – meist einige Stunden – bis die gewünschte Strommenge geladen wurde und zieht wieder seiner Wege.

Aber so läuft das in der Praxis leider nur selten bis gar nicht. Eine Direktverrechnung des getankten Stroms an der Ladesäule ist meist unmöglich. Stattdessen benötigt man eine Tankkarte, über die sämtliche Ladevorgänge abgerechnet werden. Und hier ergeben sich eigentlich schon einmal Fragen des Datenschutzes: Es geht niemanden etwas an, wann ich wohin fahre, auch und schon gar nicht meinen „Tankwart“. Im Prinzip ist aber genau das über den zeitlichen Verlauf der einzelnen Ladungen in Verbindung mit den technischen Daten zur ungefähren Reichweite eines Fahrzeugs recht einfach nachvollziehbar. Es ergibt sich daraus jedenfalls ein Bewegungsprofil mit ziemlich genau eingrenzbarem Aktionsradius oder Aktionskorridor, in dem sich das Fahrzeug zu einem bestimmten Zeitpunkt aufgehalten haben muss. Das ist insofern spannend, als erst vor kurzem die europäische Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) die absolute Freiwilligkeit der Herausgabe persönlicher Daten an Unternehmen regelte. Von Freiwilligkeit kann aber im Zusammenhang mit der E-Mobilität und der Nutzung einer öffentlichen Ladeinfrastruktur überhaupt keine Rede sein, denn es gibt zur Stromtankkarte schlichtweg keine Alternative – außer das Ausweichen auf private Lademöglichkeiten. Und selbst wenn man nun schon über eine Tankkarte eines Anbieters verfügt, ist es keineswegs so, dass man damit überall laden kann. Es gibt keine durchwegs gegebene Interoperabilität aller Ladekarten mit unterschiedlichen Stromanbietern, schon gar nicht, wenn man ins Ausland fährt.

Einmal wollte ich mit einem batterieelektrischen Testfahrzeug einen Termin in der Tschechischen Republik wahrnehmen. Die Reichweite des Autos war allerdings zu gering gewesen, als dass ich ohne Zwischenladung wieder nach Österreich gelangt wäre. Zur Betankung des E-Fahrzeugs hätte ich mich daher eigens bei einem tschechischen Anbieter registrieren müssen. Eine Möglichkeit, Registrierung und Funktion im Vorfeld zu testen, bestand vor Abfahrt naturgemäß nicht. Hinzu kam eine eher bescheidene Ladesäulendichte des Anbieters auf meiner geplanten Fahrtroute. Folglich erschien mir das Risiko, dass ich plötzlich ohne Strom dastehe, schlichtweg zu hoch. Also blieb das E-Auto zu Hause und ich bin mit meinem alten Diesel nach Tschechien gefahren. Vermutlich wäre es anders für die Umwelt besser gewesen, aber Mobilität ist ja kein Selbstzweck, sondern hat üblicherweise einen Sinn: das Ankommen!

Solange man Strom nicht ganz einfach tanken und unkompliziert bezahlen kann – am besten an der Ladesäule vor Ort – solange wird auch die E-Mobilität ein großes Problem haben, sich flächendeckend durchzusetzen - erst recht im internationalen Verkehr. Die E-Fahrzeuge selbst sind hervorragend, rein vom Fahrkomfort und Handling kann man gerne auf den Verbrenner verzichten. Aber das unbeschwerte Gefühl, in fünf Minuten 800 Kilometer Reichweite zu tanken und davon niemandem erzählen zu müssen, ist einfach eine enorm verführerische Komponente von Otto- und Dieselmotor. Und genau daran wird man in Zukunft im Hinblick auf die E-Mobilität arbeiten müssen.