Zweirad : Moto Guzzi V85 TT im Test

Moto Guzzi V85 TT
© Ludwig Fliesser

Auch wenn der 850ccm-Motor die gleiche Kubatur wie jener der V9-Naked-Bikes von Moto Guzzi aufweist, so ist er doch eine komplette Neukonstruktion. Der Fahrer kann von der Maschine ein sattes Drehmoment von 80 Newtonmetern sowie kräftige 80 PS Leistung abrufen und genießt dabei die kraftvolle Beschleunigung von unten heraus ebenso wie die Laufruhe bei hohen Geschwindigkeiten. Richtig gut spürbar ist die Entfaltung des Drehmoments zwischen 3.500 und 5.500 Umdrehungen, wobei vor allem der dumpfe Sound und die charakteristischen Vibrationen des Zweizylinder-V-Motors den Schub auch noch gefühlsmäßig unterstreichen. Dreht man die V 85 noch weiter hoch, schlägt die volle Leistung mit maximaler Beschleunigung zu. Grundsätzlich ist die V 85 aber keine Kampf-Gelse, die man im hohen Drehzahlbereich fährt – in der Regel wird man spätestens bei sechstausend Touren in den nächsten Gang wechseln, in gemäßigten Fahrsituationen sogar schon wesentlich früher.

Auf der Autobahn punktet die Maschine mit hoher Laufruhe, der Kardanwellenantrieb trägt das seine dazu bei. Mit der Windschutzscheibe hat Moto Guzzi einen optimalen Kompromiss zwischen Größe und Effekt gefunden, jedenfalls schützt sie den Fahrer bei Geschwindigkeiten jenseits der 130 noch gut vor störendem Fahrtwind. Dass die V 85 sich durchaus als Reisefahrzeug versteht, davon zeugt der große 23-Liter-Tank. Auf längeren Strecken ist die aufrechte Sitzposition angenehm, nur der hohe Lenker könnte eine Spur schmäler sein. Die V 85 ist laut Moto Guzzi auf die Größe von 90 Prozent aller Menschen zugeschnitten, soll heißen sie passt für Personen zwischen 1,60 und 1,90 Meter. In der Praxis ist die Höhe der Sitzbank für einen 175 Zentimeter großen Sitzriesen gerade noch vertretbar, viel kleiner möchte man als Fahrer nicht unbedingt sein. Allerdings wäre die V 85 auch mit einer zwei Zentimeter niedrigeren Sitzbank bestellbar, somit gibt es in Bezug auf die Größe des Piloten noch etwas Luft nach unten.

Fazit

Fahrwerk und Balance der Maschine sind stimmig, die Motorisierung macht Spaß, ist aber nicht übertrieben aggressiv. Die V 85 bleibt damit trotz der relativ sportlichen Leistungsdaten eine echte Moto Guzzi: Man kann mit ihr sehr gemütlich cruisen, bei Bedarf jedoch auch ordentlich Schub abrufen. Der große Abstand zwischen Sattel und Fußrasten ermöglicht eine angenehm entspannte Beinhaltung, was bei längeren Touren von Vorteil ist. Die aufrechte Sitzposition trägt ebenfalls zur entspannten Fahrhaltung bei und sorgt im Stadtverkehr für gute Übersicht. Die 41 mm Upside-Down Federgabel und der hoch angesetzte Kotflügel eröffnen dem Lenker Wege abseits asphaltierter Straßen – ein Moped für härtestes Gelände ist unsere Guzzi aber sicherlich nicht. Einzig feststellbares Manko auf unserer Testfahrt war die schwache Straßenausleuchtung mittels der serienmäßigen Voll-LED-Scheinwerfer.