Interview : Hyundai-Geschäftsführer Roland Punzengruber im Interview

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firmenwagen: Vielleicht zuerst ein kurzer Rückblick auf das vergangene Jahr und die ersten beiden Monate 2021. Wie hat sich für Hyundai aufgrund der Pandemie die Situation dargestellt?

Roland Punzengruber: 2020 war insgesamt sicherlich ein sehr herausforderndes Jahr. Unter anderem durch die diversen Lockdowns und die damit verbundenen Verzögerungen in der Produktion. Insgesamt können wir jedoch eine durchaus positive Bilanz ziehen. Die sich darin äußert, dass wir unseren Marktanteil auf 5,25 % steigern und das Jahr auf dem siebenten Platz bei den Neuzulassungen abschließen konnten. Speziell punkto Kaufvertragseingang verzeichneten wir ein sehr starkes zweites Halbjahr. Aufgrund eines guten Kaufvertragsportfolios können wir ebenfalls gut gerüstet ins Jahr 2021 starten. Die Situation ist also sehr zufriedenstellend. Wir gehen davon aus, dass sich das Jahr 2021 ähnlich verhalten wird wie 2020. Wir rechnen mit keinen Einbrüchen, aber auch nicht mit allzu großen Zuwächsen.

Es werden sicher im ersten Halbjahr aufgrund der neuen NoVA-Regelung – die ab 1. Juli 2021 in Kraft tritt – einige Vorziehkäufe stattfinden. Im zweiten Halbjahr ist damit zu rechnen, dass wirtschaftlich die eine oder andere Herausforderung zu bewältigen ist. Deshalb gehen wir von einem stabilen Markt mit rund 250.000 PKW in diesem Jahr aus. Wir sind jedenfalls gut aufgestellt mit einer sehr modernen Modellpalette, die bestens im Markt ankommt. Sowohl der i20 als auch der Tucson oder der neue Santa Fe konnten sich bisher sehr gut positionieren. Die beiden Letztgenannten erfahren durch die Erweiterung durch die Plug-inVersionen eine weitere Stärkung. Somit gehen wir mit großer Zuversicht in die nächsten Monate.

firmenwagen: Sie blicken also sehr positiv in die Zukunft – doch sicher auch aufgrund einiger neuer Modelle?

Roland Punzengruber: Es vergeht kaum ein Monat, wo nicht neue Produkte eingeführt werden. Zum Beispiel feierten wir am 23. Februar die Weltpremiere vom IONIQ 5, dem ersten Modell der Submarke IONIQ. Diese ist auf einer vollkommen neuen elektrischen Plattform aufgebaut, in der die neue 800-Volt-Ladetechnologie erstmalig in einem Volumenmodell zum Einsatz kommt. Sie sorgt mit Sicherheit für einen starken Start im Bereich der neuen Elektromobilität im Hause Hyundai. Den ersten Schritt dazu konnten wir schon vor Weihnachten mit einer Sonderaktion, einem Online-Registrierungstool, setzen. Die 150 angebotenen „First Editions“ waren innerhalb weniger Tage ausreserviert. Die Begehrlichkeit ist hier also riesig. Mit diesem Modell ist Hyundai sicher in der Lage, neue Meilensteine zu setzen. Am 2. März folgte die nächste Weltpremiere in Form des Bayon.

Er ist unser kleinstes CUV bzw. SUV auf Plattform des i20, das jedoch mit sehr kompakten Maßen bei einem gleichzeitig großzügigen Innenraum aufwartet. Es stellt eine sehr gute Abrundung unserer Modellpalette nach unten hin dar und kommt im Mai auf den Markt. Last, but not least folgt im Juli ein neues Produkt im Bereich der leichten Nutzfahrzeuge bzw. im Busbereich, genannt Staria. Es wird den Nutzfahrzeug- und Busbereich sicher erfrischen, nicht zuletzt aufgrund des Designs mit einem durchgehenden Lichtband oder riesigen LED-Scheinwerfern. Beim Bus wird auch eine Allradversion zu haben sein. Somit haben wir innerhalb eines Jahres mehr als 75 % unserer gesamten Produktpalette erneuert bzw. facegeliftet. Weiters bieten wir die breiteste Angebotspalette, was das Antriebs- als auch Versionsportfolio betrifft.

firmenwagen: Stichwort neue NoVA: Neufahrzeuge werden ab 1. Juli 2021 bis 2024 teilweise. empfindlich teurer. Wie sieht es hier bei Hyundai aus?

Roland Punzengruber: Unsere Fahrzeuge werden stetig hinsichtlich CO2 optimiert. Nachdem wir 75 % unserer Palette in 12 Monaten modernisiert haben, ist unsere Position hier sehr gut. Gerade im größeren Fahrzeugbereich, wie Tucson und Santa Fe, ist es ohnehin so, dass mit der Verfügbarkeit von Plug-in-Hybriden das Thema NoVA redundant ist, weil hier keine NoVA-Pflicht anfällt. Das heißt, dass wir hier kurzfristig mit keinen größeren Herausforderungen zu kämpfen haben. Bis 2024 wird ohnedies ein großer Anteil von unserem Absatz elektrifiziert sein. Die NoVA ist sicher ein Thema. Aber sie ist auch so gestaltet, dass die Elektrifizierung nachhaltig angestoßen werden soll.

firmenwagen: Hyundai kann aufgrund der Modellpalette sicher von den Neuerungen profitieren. Hinsichtlich Elektromobilität kann man aus dem Vollen schöpfen, Hyundai nimmt eine absolute Spitzenposition ein. Was hat Hyundai hier zu bieten?

Roland Punzengruber: Wir haben die breiteste Angebotspalette auf dem Markt inklusive zahlreicher Hybride. So wie den IONIQ, den Kona und den Tuscon. Bei den Plug-in-Hybriden bieten wir den Tuscon und den Santa Fe und die Mild-Hybrid-Technologie zieht sich sowieso fast durch die gesamte Modellrange. Zu unseren rein elektrischen Fahrzeugen zählen der IONIQ, der Kona und der IONIQ 5 ab Sommer. Im nächsten Jahr folgen der IONIQ 6, eine große Limousine und der IONIQ 7, ein großer SUV über dem Santa Fe. Und last, but not least haben wir mit dem Nexo das einzige Wasserstoff-Elektro-SUV am Markt mit 660 km E-Reichweite im Angebot. Wir können also wirklich aus dem Vollen schöpfen. Das Thema Elektromobilität im Hause Hyundai ist also sehr dominierend und wird in Zukunft eine der Hauptantriebskomponenten darstellen.

firmenwagen: Apropos Elektromobilität: Wie sieht es hier im Firmenkundenbereich aus bzw. wie ist Hyundai generell in diesem Bereich unterwegs?

Roland Punzengruber: Die erwähnte Angebotspalette sollte uns dabei helfen, die Durchdringung im Firmenkundenbereich weiter zu erhöhen. Wir halten hier zuletzt bei einem 25 % FleetAnteil, das ist eine absolut schöne Entwicklung in den letzten Jahren. Dieser Erfolg ist natürlich auch der Elektromobilität geschuldet, wo wir im Oktober 2016 mit dem IONIQ und zwei Jahre später mit dem Kona erste erfreuliche Schritte setzen konnten. Es ist uns seither gelungen, einen großen Erfahrungsschatz bei der Batterieelektromobilität aufzubauen, und wir sind in einigen Teilaspekten dem Mitbewerb mit einem Vorsprung voraus. Ein wichtiges Thema ist auch noch jenes des Full Service Operate Leasing, wo wir mit unserem Partner Arval sehr gute Aufbauarbeit geleistet haben und dieses Produkt für Firmenkunden bei Elektrofahrzeugen erfolgreich anbieten.

Der Kunde hat keinerlei Restwertrisiko, hier konnten wir in den letzten Jahren sehr viel bewegen. Das Thema Firmenkunden ist also für uns ein sehr relevantes. Wir setzen alles daran, den bereits erreichten Anteil von 25 % weiter voranzutreiben. Vor allem mit unseren Elektro- und Plug-in-Fahrzeugen. Rein batterieelektrisch liegt der Anteil hier bereits bei 80 %, die elektrifizierten Modelle beanspruchen 30–40 % für sich. Diese Ausrichtung unterstützen wir unter anderem damit, dass wir beim Tucson und beim Santa Fe die Plug-in-Version preisgleich mit dem Diesel anbieten. Vorteil beim Plug-in: der Abzug der staatlichen Förderung sowie der geringere Sachbezug für den Mitarbeiter.

firmenwagen: Wie sieht es mit der Leistungsfähigkeit hinsichtlich Elektromobilität im Händlernetz aus bzw. wie ist die Akzeptanz der elektrifizierten Fahrzeuge?

Roland Punzengruber: Die Autohäuser und das Personal sind hervorragend geschult und mit der Materie bestens vertraut. Jeder Verkäufer muss für dieses Thema zertifiziert sein. Weiters haben wir von Beginn an eigene Standards für die Händler definiert. Dazu zählt zum Beispiel eine Ladesäule mit 2 x 22 kW AC, die 24 Stunden, sieben Tage die Woche, öffentlich zugänglich sein muss. Einerseits natürlich, damit Kunden oder auch Fremdpersonen ihre Fahrzeuge laden können. Zum anderen, damit wir dort mit Mobilitätsdienstleistungen wie Carsharing ansetzen können. Hier werden wir auch Erweiterungen umsetzen und unter dem Dach der Hyundai Flex Mobility ab dem dritten Quartal unser Angebot ausdehnen und zusätzlich auf Renting bzw. das Autoabo setzen. Somit können wir für den Kunden ein breitgefächertes Angebot im Bereich der Mobilitätsdienstleistung anbieten. Wobei wir stets auf die Fahrzeuge des Handels zurückgreifen, der hier zu 100 % integriert ist. Diese Erweiterung ist auch wichtig für den Firmenkundenbereich, um eine große Mobilitätsvielfalt anbieten zu können. Gerade zum Überbrücken in Spitzenzeiten ein sehr wichtiges Thema.

firmenwagen: Apropos, wie läuft es mit dem Fahrzeug-Abo?

Roland Punzengruber: Hier liegt noch ein längerer Weg vor uns, es muss zuerst einmal bekannt und vor allem verständlich gemacht werden. Obwohl es schon einige Anbieter auf dem Markt gibt, bedarf dieses Thema noch an Aufklärung. Vor allem hinsichtlich der TCO-Komponente. Denn man muss hier die gesamte Kostenbilanz sehen – also Versicherung, Service, Reifenwechsel inklusive -, die bei einer normalen Leasingrate nicht inkludiert sind, sondern zeitversetzt extra verrechnet werden. In der monatlichen Full-Service-Rate sind all diese Komponenten bereits dargestellt. Somit ist diese auf den ersten Blick gegenüber einer Leasingrate höher, nicht allerdings gesamt gesehen.

Das Thema selbst wird in der Zukunft mit Sicherheit enorm an Bedeutung gewinnen. Dementsprechend bleiben wir hier mit voller Energie dran. Was tut sich generell im Händlernetz – hier finden oder fanden einige Umstrukturierungen statt. Wir sind dabei, unser Händlernetz noch mehr auf Vordermann zu bringen und stärker in Richtung Wirtschaftsräume zu denken. Dementsprechend entwickeln wir unsere bestehenden Gruppen weiter und installieren auch neue. Natürlich auch, um unsere Firmenkunden noch besser über solche Gruppenlösungen bedienen zu können. Dazu haben wir unter anderem in Vorarlberg gerade einen landesverantwortlichen Händler installiert. Das heißt, wir trimmen das Händlernetz noch stärker in Richtung Firmenkunden.

firmenwagen: Die Ladeinfrastruktur ist wesentlich, um die Elektromobilität zu fördern. Gerade für Unternehmen ist weiters eine übersichtliche Abrechnung wichtig. Hyundai bietet die E-Ladekarte an. Was genau kann man sich darunter vorstellen?

Roland Punzengruber: Die Hyundai-Ladekarte ist seit Ende 2017 auf dem Markt, wir haben sie in Österreich gemeinsam mit Swarco als EMP (Electric Mobility Provider) aufgelegt. Die Ladesäulen unseres Händlernetzes sind als CPO (Charging Point Operator) und wir mit unserer Ladekarte auf der internationalen Hubject-Plattform eingebunden. Somit kann man mit dieser Karte sowohl bei den Hyundai-Händlern laden wie auch bei unseren Roaming-Partnern. Österreichweit gibt es mehr als 3.000 Ladestationen, europaweit sind es mehr als 10.000. In Kürze wird es für unsere Kunden auch möglich sein, bei IONITY zu präferierten Tarifen zu laden.

firmenwagen: Herzlichen Dank für das Gespräch.