Elektromobilität : Mit diesen Fahrzeugen soll der chinesische Markt aufgemischt werden

© Volkswagen AG

China gilt für viele Automobilhersteller als Hoffnungsträger, wenn es darum geht, die eigene Elektromobilitätsoffensive auf einem fruchtbaren Boden voranzutreiben. Denn in Sachen Stromer entwickelt sich dieser Markt außerhalb Europas mit besonderer Dynamik. Vor ein paar Wochen veröffentlichte das Zentrum für Sonnenenergie und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) Zahlen, die verdeutlichen, dass China beim Fahrzeugbestand wie auch bei den Neuzulassungen für Stromer an der Spitze steht.

Unglaubliche 2.6 Millionen Elektroautos bewegen sich dort auf den Straßen, was fast einer Verdoppelung im Vergleich zum Vorjahr (1,35 Millionen) entspricht und beinahe die Hälfte aller weltweit zugelassenen Exemplare ausmacht. Beim Bestand an Elektrofahrzeugen sieht die Situation recht ähnlich aus: China führt die Statistik mit 1,25 Millionen Elektrofahrzeugen an.

Der Verbrenner als dienlicher Lückenfüller

Natürlich gibt es sie noch, die ausgereiften Otto- und Diesel-Motoren aus dem Westen, in die viel Entwicklungsarbeit gesteckt wird, um ihr beschädigtes Image wiederherzustellen. Doch was China angeht, sind das vielmehr Lückenfüller. Denn breitaufgestellten Autokonzernen wie Volkswagen steht es im Sinn, das traditionelle Angebot Schritt für Schritt gegen ein „stromergerechtes“ auszutauschen. Dazu wurden auf der Autoshow in Shanghai nun einige Weltpremieren aus dem Elektrosegment des breit aufgestellten Automobilherstellers vorgestellt. Darunter auch noch einige Konzeptfahrzeuge aus dem SUV-Segment.

Doch einem großen Teil der Chinesen haben es vor allem elektrische Kleinwagen angetan. Das weiß auch der chinesische Staatskonzern BAIC, dessen Fahrzeugmodell BAIC EC zu einem regelrechten Verkaufsschlager mutiert ist und die Charts der Stromer im bevölkerungsreichsten Land der Erde aktuell anführt. Er verkaufte sich schon über 150.000 Mal und erfreut so die Umsatzzahlen seines Herstellers. 2018 konnten die Verkäufe um 53 Prozent gesteigert werden.

Dabei kann der kleine Stromer interessierte Käufer vor allem durch eine geschickte Preispolitik überzeugen. Abgesehen von den vergleichsweise wenigen reichen Chinesen zum Rest der Population, die sich auch ein Model S von Tesla oder einen hochpreisigen Stromer eines anderen westlichen Herstellers leisten können, darf es für den Rest hingegen nicht zu teuer werden. Der BAIC EC erfüllt diese Voraussetzungen scheinbar: Noch vor Subventionen kostet der BAIC EC nur etwas über 20.000 Euro, berichtet die Website „Energyload“. Um Dinge wie Performance oder Reichweitenstärke geht es nicht vordergründig. In den überlaufenen chinesischen Großstädten sind diese Aspekte sekundär.

Der Anschaffungspreis ist eine andere Sache. Es gibt sie, Förderungen zur Schaffung von Kaufanreizen. Doch aufgrund der protektiven wirtschaftlichen Praxis profitieren lediglich in China hergestellte Elektroautos davon. Ausländische Importfahrzeuge sind dagegen mit Strafzöllen belegt, die sich im Zuge der US-Handelsstreitigkeiten noch einmal verschärft haben. Ein Grund, wieso Tesla containerweise in den USA gefertigte Modelle nach China verschiffen lässt, bevor die Zölle erneut anziehen könnten.

Die Fertigstellung einer Gigafactory außerhalb der Vereinigten Staaten ist ein weiterer Schritt auf der Agenda des kalifornischen Unternehmens. Dazu hat sich der Elektroautobauer ein 84 Hektar großes Landstück in Shanghai gesichert. Bei der bereits dritten Gigafactory handelt es sich um die erste außerhalb der USA. Dort werden dann nicht nur Traktionsbatterien für den Antrieb von Stromern vom Band laufen, sondern die entsprechenden Fahrzeugmodelle wie Model 3 und Model Y gleich mit.

Macht sich Tesla gleich direkt in China breit, versucht Daimler wiederum mit Joint Ventures den Fuß in der Tür zu halten. Die Stuttgarter sind an BAIC beteiligt und wollen gemeinsam mit dem chinesischen Partner Elektroautos für den einheimischen Markt bauen. Volkswagen kooperiert wiederum mit der SAIC-Gruppe. Ein Weg, den rigorosen Zöllen und fehlenden Kaufprämien zu entgehen und Produktions- und Entwicklungskosten zu sparen. Außerdem: Wer kennt die Bedürfnisse der Chinesen besser als sie selbst.

Mit letzter Kraft für den Verbrennungsmotor

Und die liegen beim Thema Elektromobilität auf der Hand. Die Politik macht es vor, denn sie will das „Volk unter Strom setzen“, wie die „Zeit“ in einem Beitrag betitelte. Da kann es dann schon mal zu Land- oder Grundstücksenteignungen kommen, um die Ladeinfrastruktur für Stromer voranzutreiben. In Ballungsräumen darf im Jahr 2020 die nächste E-Ladestation nirgendwo weiter als einen Kilometer entfernt sein.

Neben steuerlichen Vorteilen, Gratisparken oder Kaufprämien für Elektrofahrzeuge, mit der China gegen die enorme Luftverschmutzung, gerade im urbanen Bereich, vorgehen will, ist es um Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor nicht gut bestellt. Im Gegenteil: Wer also ein Fahrzeug mit konventionellem Verbrennungsmotor fahren will, dem wird das Leben schwer gemacht: In manchen Städten werden solche Fahrzeuge nur noch über eine Lotterie zugelassen. Logisch, dass die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen in China rasant nach oben geht.

Dennoch wurden auf der Autoshow in Shanghai durch deutsche Automobilkonzerne zunächst einmal ein paar SUVs mit Verbrenner vorgestellt, die bald auf dem chinesischen Markt erscheinen werden. Darunter das neue SUV-Flaggschiff von BMW, der X7, für den es in China auch eine Version mit V8-Aggregat und 340 kW (462 PS) geben wird. Jedoch müssen die Fahrzeuge der X-Reihe von den USA nach China importiert werden. Das Aussetzen beziehungsweise komplette Aufheben von Strafzöllen ist deshalb entscheidend für den bayerischen Premiumhersteller.

Im Zuge der Autoshow in Shanghai verkündete BMW-Finanzchef Nicolas Peter jedoch, dass den Premiumautobauer die Verunsicherung der chinesischen Autokäufer im Verkauf derzeit nicht so stark trifft, wie die Massenhersteller – darunter etwa Volkswagen. Neben China will man auch in den USA beim Absatz zulegen. Mit fünf bis zehn Prozent sei zu rechnen, so Peter.

In naher Zukunft könnten dann ein paar Konzeptfahrzeuge den Markt in China aufmischen – so die Hoffnungen. Chancen hat der Mercedes-Benz Concept GLB, der sich zwischen GLA und GLC positionieren will. Die Kompaktwagen-Plattform soll durch Vielseitigkeit bestechen, aus einem großräumigen Familienfahrzeug ein vielseitiger Freizeitbegleiter werden und vice versa.

Von einem großen Kundeninteresse gehen die Stuttgarter jedenfalls aus. Um einen Stromer soll es sich aber nicht handeln, die Energie bringt ein Vierzylinder-Benziner (M 260) mit einer maximalen Leistung von 165 kW (224 PS). Wert wurde auf die Optimierung des Motorblocks gelegt. Um die Reibung der Kolben zu minimieren und den Verbrauch zu senken, wurde die Zylinderbohrung im unteren Teil der Laufbuchsen ausgeweitet. Ein neuartiges Öl sowie optimierte Kolbenringe vermindern ebenso die Reibungsverluste.

Die Kolben sind für eine günstigere Verbrennung zudem mit Kühlkanälen ausgestattet. Mithilfe einer variablen Ventilhubverstellung lässt sich im Teillastbereich mit einem kleineren Ventilhub weniger Luft in den Brennraum leiten, wodurch geringere Ladungswechselverluste entstehen. In höheren Lastbereichen wird auf den großen Ventilhub umgeschaltet, um die volle Leistungsentfaltung des Aggregats zu erreichen.

Der Teramont X von SAIC Volkswagen wird im Sommer dieses Jahres auf den Markt kommen. Es ist eine Fünf-Sitzer Version des im chinesischen Markt sehr erfolgreichen Teramont und ist im Stile eines Fastbacks gehalten. Bereits im April vorgestellt, öffnen sich nun die Bestellbücher für eine eigene Version des T-Cross, die speziell auf den Markt zugeschnitten ist. Das SMV Concept gibt schon mal einen Ausblick, was an Größe aus dem Segment noch alles herauszuholen ist: über 5,10 Meter Länge und ein Radstand von über drei Metern. FAW-Volkswagen arbeitet hingegen an einem kombinierten SUV Coupé Concept mit avantgardistischem Design.

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