BMW M 135i : BMW M 135i: Komfort mit dezentem Motorsport

BMW M 135i
© Lukas Klamert

Was gibt es Schöneres, als ein neues Autojahr mit einem Fahrtest zu begehen. Und zwar mit einem Kompakten, der sich richtig launig fährt und in Sachen Komfort und Infotainment so ziemlich alle Stücke spielt, die in dieser Klasse möglich sind. Auf eine Fahrt ins südliche Burgendland ging es an den Weihnachtsfeiertagen mit dem sportlichen BMW M 135i xDrive.

Dabei verwöhnte der vierzylindrige Twin-Turbo-Benziner nicht nur mit 225 Kilowatt (306 PS), sondern auch mit zahlreichen Ausstattungsextras: darunter das Österreich-Paket, Innovations- oder Komfort-Paket - um ein paar davon zu nennen. Insgesamt schafft es unser Test-1er auf beachtliche 70.082 Euro und ist damit weit entfernt von einem Kompaktwagen-Schnäppchen. Welche Details bei der Testfahrt subjektiv besonders positiv auffielen, erfahren Sie etwas weiter unten. Zunächst zählt aber der optische Eindruck der sportlichen 1er-Variante.

Ein Hingucker an der Zapfsäule

Offensichtliche Blicke erntete der neu 1er BMW in seiner sportlichen Ausführung zunächst an der Tanke: knallig rote Aufmachung - genannt Melbourne Rot metallic -, silberfarbige Seitenspiegel, schwarze Rückfenster, 19-Zoll-Sportfelgen und blaue Bremssättel mit M-Performance-Emblem schinden Eindruck.

Nicht zu vergessen: der doppelröhrige Auspuff mit einer Klappe. Im Soundcheck knatterte es bei einem beherzten Tritt aufs Gaspedal munter vor sich hin. Die Soundingenieure haben zumindest versucht, den Vierzylinder-Twin-Turbo möglichst hörbar zu machen. Optional lässt sich für den passenden Innenraum-Sound noch am Soundregler drehen - Chip sei Dank. Fazit: Der M 135i wird gehört, keine Sorge.

Der neue 1er wirkt optisch kantiger, modern - hat etwas Urbanes. In einem Rap-Video müsste er sich mit seiner M-Sport-Aufmachung hinter luxuriöseren Fahrzeugen meines Erachtens nicht verstecken: er darf zumindest als Kleiner seitlich am Bildrand stehen. Doch genug davon: Die Frontpartie mitsamt der markanten Doppelniere mag man oder nicht, doch sie passt zum sportlichen 1er-Topmodell der Bayern. Als nette Anlehnung an den Motorsport gibt es ein Gitternetz anstelle der klassischen Nierenstäbe.

Insgesamt wird die Frontpartie mit der dominanten Schnauze breiter als die Heckpartie. Die Schulterpartie des 1er wurde neu interpretiert. Die schrägangestellten LED-Scheinwerfer verleihen dem kompakten Fünftürer den „bösen“ Blick, den ein BMW-Fahrer braucht oder auch fordert. Gerade die Scheinwerfer konnten während der Nachtfahrt ihre Leuchtqualität unter Beweis stellen. Sehr nützlich, nicht nur bei akuter Gefahr von Wildwechsel. Erst einmal eingestiegen, fällt sofort die M-typisch niedrige Sitzposition auf: Ein Schock, wer überwiegend in SUVs sitzt. Mich erinnerte es irgendwie an Golf fahren. Herrlich war das.

Der Sportmodus (Rennstartmodus), als Auswahl von zwei weiteren Fahr-Modi (Comfort, Eco), hat mein Herz im Sturm erobert, obwohl der Treibstoff rasant aus dem Tank schwindet, wenn der ein oder andere Blitzstart an der Ampel zu viel hingelegt wird. Doch erst im Sportmodus hört man was und tut sich was. Dagegen geht es in Comfort und im Eco-Modus sehr gemächlich zur Sache. Gerade im Eco-Modus, der offenbar beim Treibstoffsparen helfen soll, kommt der 1er fast gar nicht vom Fleck, ohne wirklich beherzt auf das Pedal zu treten.

Ruck zuck dreht sich der Drehzahlmesser in die Höhe, um für den nächsten Gang wieder zu fallen und das Spiel zu wiederholen. Dass es nach oben hin noch satte Motorreserven gibt, zeigte sich dann während der Autobahnfahrt: Wer mit dem BMW M 135i keinen Strafzettel kassiert, ist selber schuld. In 4,8 Sekunden geht es von null auf Tempo 100.

Ungewohnte Lenkung

Übrigens: Mit Hinterradantrieb ist jetzt Schluss beim 1er. Der Neue baut auf die UK2-Plattform, bedient sich einer Frontantriebsarchitektur, und hat zudem den Motor querverbaut. Wirtschaftlichkeit übertrumpft Fahrspaß? Nein, aber mit Abstrichen. Der M 135i verfügt über das BMW-eigene Allradsystem xDrive und haftet freudig am Asphalt. Das sorgte für ein äußerst komfortables Fahrgefühl. Natürlich schmeißt sich ein Hinterradantrieb spritziger in die Kurve, doch es geht auch beim neuen 1er mit Elan zur Sache.

Ein wenig anders sieht es jetzt mit der M-Sportlenkung aus. Die Lenkung überträgt nicht mehr mechanisch, sondern elektrisch („Steer-by-wire“). Sie ist äußerst feinfühlig - fast schon ein wenig zu sehr. In der Stadt ist das kein Problem, doch bei höheren Geschwindigkeiten lässt sie den 1er richtig schwimmen. Übertreiben sollte man es daher nicht mit dem Lenkeinschlag, entsprechend behände sollte man als Fahrer zur Sache gehen.

Richtig griffig wirkte auch die neue M-Sportbremse meiner Meinung nach nicht. Viel zu langsam entschleunigte sich das Fahrzeug nach ihrer Betätigung - gerade aus hohen Geschwindigkeiten kommend. Kompromisse zu finden ist immer schwierig, so auch im Fall des Sportfahrwerks. Dieses entpuppte sich stellenweise als sehr hart, gerade im Stadtverkehr - zwei Stichwörter: Schienenstraße und Pflastersteine. Bei höheren Geschwindigkeiten schluckten die Federbeine dann aber doch so einiges an Fahrbahnschäden gekonnt weg. Es wäre wohl ein längerer Fahrtest notwendig, um sich hier eine eindeutige Meinung bilden zu können.

Insgesamt ist der 1er ein wenig in der Höhe und Breite gewachsen, in der Länge aber gleichgeblieben. Der Stauraum fasst gegenüber dem Vorgänger 20 Liter mehr (nun 380 Liter); mit umgeklappter Rückbank sind es 1.200 Liter. Das Drehmoment des Twin-Turbo-Benziners liegt bei beachtlichen 450 Newtonmetern. Unser Testfahrzeug besaß zudem das 8-Gang-Steptronic-Automatikgetriebe. BMW gibt den Verbrauch seines Kompakten mit 8,2 Litern an (städtisch), sechs Liter auf 100 Kilometer über Land. Mit Rennsportmodus konnte ich auf 100 Kilometer gesehen etwa 8,5 Liter verzeichnen (Stadt, Land).

Pro: Sportmodus, LED-Leuchten, Infotainmentsystem, Stauraum

Contra: Sportlenkung, Sportbremsen, sehr harte Sitze, hoher Preis