Corona-Krise : Eine Million verkaufte Fahrzeuge durch Kaufanreize

ausgaben auto autokauf autokosten autoleasing autos autosteuer autoverkehr autoversicherung banknote banknoten benzin benzinpreis euro euroschein euroscheine gebühren geld geldschein geldscheine hintergrund kfz kosten kostenanstieg kostensteigerung kraftfahrzeug steuer kraftstoff laufende leasing leasingrate pkw prämie prämien raten reparaturkosten spritpreis spritpreise steigende steigerung tanken unterhalt unterhaltskosten versicherung versicherungsprämie wartungskosten weißer werkstattkosten
© pitb_1 - stock.adobe.com

Die Covid-19-Krise und die damit verbundenen Einschränkungen haben den weltweiten Automobilmarkt in eine tiefe Krise gestürzt: Allein in Europa ging im April 2020 die Zahl der neu zugelassenen Fahrzeuge im Vergleich zum selben Monat des Vorjahres um rund 85 Prozent zurück. In Deutschland brach im April die Fahrzeugproduktion um 97 Prozent ein, lediglich rund 10.000 Fahrzeuge konnten die Hersteller fertigstellen.

In Deutschland befindet sich die Kaufprämie für E-Autos auf einem neuen Hoch. Das stünde auch im Einklang mit den Klimazielen, Benziner und Diesel langsam verschwinden zu lassen, ist die deutsche Regierung der Ansicht. Die Autobranche verhandelt nun aber über eine staatliche Kaufprämie für alle Modelle - auch eine Verschrottungsprämie ist in Diskussion. Der Autoverkauf soll generell mit Kaufprämien wieder angekurbelt werden. Gerade der Verband der Automobilindustrie (VDA) macht sich dahingehend stark.

Der Verband ist der Ansicht, dass E-Autos noch stärker zu fördern, allein nicht ausreiche, um die Hersteller wird in die Gewinnzone zu führen. Eine Verdopplung oder Verdreifachung der Produktion in diesem Jahr sei unmöglich, moniert der VDA. Für den Klimaschutz könne man über die Basisprämie hinaus noch eine Umwelt- oder Klimakomponente einführen. Möglich sei auch, einen modernen Verbrenner jetzt zu kaufen und diesen etwa nach zwei Jahren in ein E-Auto zu tauschen. Ein Griff nach dem rettenden Strohhalm. Mittlerweile verzichten immer mehr Autohersteller auf die Dividendenauszahlungen.

Für den Produktionsausfall in Europa liegen bislang erst Schätzungen vor, die sich aber ebenfalls auf rund minus 97 Prozent belaufen. „Wir rechnen damit, dass der Einbruch im April noch schlimmer als ursprünglich erwartet ausfällt“, sagt Felix Kuhnert, Global Automotive Leader bei PwC Deutschland und ergänzt: „Interessant ist der Vergleich mit China: Dort ging die Produktion im Lockdown nur um 82 Prozent zurück.“ Europa habe die Schließungen also offenbar noch konsequenter umgesetzt. Für die USA beziffern die Experten ihre Schätzungen für den Produktionsausfall auf 99,9 Prozent - de facto ein totaler Stillstand.

Betrachtet man das Gesamtjahr von Januar bis April 2020 ging das Absatzvolumen in Europa um ca. 41,4 Prozent zurück, die Produktion um rund 38 Prozent. Im Vergleich zum ohnehin schwachen Vorjahr 2019 erwarten die PwC-Experten nach Szenario-Untersuchungen einen möglichen Rückgang um 32 Prozent. In absoluten Zahlen entspricht das etwa fünf Millionen Fahrzeugen, die der Automobilbranche bei den Verkäufen fehlen.

Erkenntnisse aus der Finanzkrise 2008

Heute können Anreize, wie sie nach der Finanzkrise in Teilen Europas in unterschiedlichen Maßen eingeführt wurden, ein Absatzplus von rund einer Million neuen Fahrzeugen bringen - das klingt im Vergleich zu fünf Millionen Marktrückgang möglicherweise zunächst wenig beeindruckend. Kann aber durchaus Sinn machen.

Im Vergleich zur Finanzkrise stehe allerdings diesmal der Käufer im Vordergrund, denn die sozialen Beschränkungen haben die Nachfrage maßgeblich beeinträchtigt, erklärt Kuhnert und ergänzt: „Eine mögliche Prämie muss jetzt auf die Wiederbelebung der allgemeinen Kaufbereitschaft abzielen, um eine Abwärtsspirale von Herstellern und Zulieferern zu verhindern.“ Der richtige Zeitpunkt spiele zudem eine wichtige Rolle, denn erst nach der Rückkehr zur Normalität kehre auch die Kaufbereitschaft zurück.

„Mehr als die erfassten Neuzulassungen haben die Verschrottungsprämien auch dazu beigetragen, übergroße Fahrzeugbestände abzubauen“, ergänzt Christoph Stürmer, Global Lead Analyst bei PwC Autofacts. „Zusätzlich zu jedem Neufahrzeug ist schätzungsweise mindestens ein Auto aus dem Bestand verkauft worden, und hat damit die Voraussetzungen für neue Produktion geschaffen. Andererseits sind die heute hohen Lagerbestände eine weitere Gefahr für die Zulieferer, von einem Anreizprogramm nicht unmittelbar profitieren zu können.“

Mit innovativen Lösungen die Transformation fördern

Die Marktanteile der alternativen Antriebe haben sich schon zu Anfang des Jahres stark erhöht, und sind auch in der Krise weitergewachsen - die Förderungen mit 6000 Euro Bonus und halbiertem Steuersatz für elektrische Dienstwagen haben bereits zu langen Wartezeiten für diese Fahrzeuge geführt.

Wenn die Produktion wieder anfängt, werden diese Fahrzeuge verstärkt auf den Markt kommen. Um die Automobilindustrie langfristig als Leitindustrie zu erhalten, seien über alternative Antriebstechnologien hinaus außerdem Maßnahmen erforderlich, die die Transformation der Branche und der Mobilität insgesamt voranbringen. „Auch wenn die Produktion zeitweise stillsteht, darf es die Transformation nicht", so Felix Kuhnert.

„Jetzt besteht die Notwendigkeit, branchenübergreifend innovative Technologien, Mobilitäts- und Vertriebskonzepte voranzutreiben. Das beginnt bei zusätzlichen Investitionen in die Infrastruktur für E-Mobilität und autonomes Fahren, und reicht bis hin zu innovativen Abo-Modellen im Automobilverkauf, bei denen Nutzer ihr Fahrzeug für einige Hundert Euro im Monat mieten und den Vertrag kurzfristig kündigen können.

Hier hat die Automobilindustrie im Vergleich zu anderen Industrien und Produkten, wie zum Beispiel Fast Moving Consumer Goods bei innovativen Vertriebswegen, Online-Geschäftsmodellen sowie schnellen Methoden zur Geschäftsabwicklung noch starken Aufholbedarf.“

Folgen Sie uns auf Twitter und Facebook