Jubiläumsjahr : 100 Jahre: Citroën feiert und gibt Einblick in die Firmengeschichte

© Citroën

Anfang des 20. Jahrhunderts hatte Automobilpionier André Citroën eine Vision: Er wollte seinen französischen Landsleuten ein gleichermaßen erschwingliches wie praktisches Automobil bauen. Sein Technikverständnis erlangte er bereits in jungen Jahren, als er das Prinzip der Kraftübertragung durch Winkelverzahnung in der Firma seines Onkels in Warschau kennenlernte.

Im Jahr 1900 gelang es dem Unternehmensgründer das Patent zur Fertigung von winkelverzahnten Zahnrädern und Getrieben zu erwerben. In seiner 1912 gegründeten Firma startete er mit der Produktion von winkelverzahnten und spiralverzahnten Rädern und Untersetzungsgetrieben aus Stahl. Zu seinen ersten Kunden zählten unter anderem die Automobilbauer.

Als 1919 schließlich voll in die Automobilproduktion einstieg, um als einer der ersten Europäer Autos am Fließband zu produzieren, griff er die Winkelverzahnung als Symbol auf. Das erste Logo der Marke Citroën zeigte einen blauen Doppelwinkel mit gelber Umrandung. Bis heute ist der Doppelwinkel fester Bestandteil des Citroën-Logos, das im Laufe der Jahrzehnte immer wieder eine Brücke zwischen Geschichte und Zukunft darstellte.

Vom "Limonenmann" zur Zitrone

Auch die Herkunft des Namens des französischen Fahrzeugherstellers ist mit einer Anekdote verknüpft. Der Ur-Urgroßvater von André Citroën, Roelof, war Zitrusfruchtverkäufer in Holland. Als Napoleon die Niederländer 1810 seinem Recht unterwarf, mussten sie sich einen Namen aussuchen, anhand dessen sie identifiziert werden konnten. Roelof wählte den Spitznamen, den seine Kunden ihm gegeben hatten: „Limoenman“ (wörtlich übersetzt „Limonenmann“). Aus Limoenman wurde im Laufe der Generationen „Citroen“ (Niederländisch für Zitrone). Das Trema, also die beiden Punkte auf dem „e“, wurde erstmals bei der Einschulung André Citroëns im Lycée Condorcet in Paris verwendet, um die französische Aussprache zu verdeutlichen.

Ein Besuch bei Henry Ford

Als Kind zweier aus Polen stammenden Eltern, wuchs André Citroën nach seiner Geburt am 5. Februar 1878 in Paris auf. Nachdem er bereits in der Grundschule mit Bestnoten glänzte, durfte er die École polytechnique besuchen, eine der Eliteschulen Frankreichs. Dem Abschluss seiner Ausbildung folgte der Eintritt in die Armee als technischer Offizier, ehe er sich 1905 mit Freunden erstmals selbstständig machte. Ein Besuch bei Henry Ford 1912, samt Studium der Produktionsmethoden in dessen Automobilfabrik, gab den Ausschlag für den späteren Einstieg in die Automobilindustrie.

Verständnis für Werbewirkung

In den Jahren nach Firmengründung bereicherte André Citroën die Automobilbranche mit der Entwicklung verschiedenster Techniken. Hierzu zählten verstellbare Vordersitze und Bremsleuchten - Merkmale, die heute längst zur Grundausstattung eines Autos gehören. 1925 verbaute er eine der ersten Ganzstahl-Karosserien in ein europäisches Serienauto der Welt, den Citroën Typ B12. Doch André Citroën erkannte auch den Wert der Werbung und Markenbildung. Mit ausgefallenen Aktionen brachte er seine Marke immer wieder in die Öffentlichkeit. Zur Eröffnung der internationalen Kunstgewerbeausstellung im Juli 1925 erstrahlte auf dem Eiffelturm großflächig ein Citroën-Schriftzug.

Markanter Lieferwagen

Als die Automobilproduktion nach dem Zweiten Weltkrieg wieder anlief, wurde der Typ H auf dem Pariser Automobilsalon 1947 präsentiert. Das Nutzfahrzeug richtete sich an Gewerbetreibende und löste den Citroën TUB sowie den Citroën Typ 32 ab. Der Lieferwagen fand große Verbreitung im öffentlichen Dienst und bei mittelständischen Unternehmen. Egal ob als Verkaufswagen für Straßenhändler als Krankenwagen oder Polizeifahrzeug - mit insgesamt 490.165 produzierten Einheiten bis 1981 war der Citroën Typ H ein Bestseller.

Ein Kultauto wird geboren

Ganz im Sinne des Firmengründers wurde der Citroën 2CV am 7. Oktober 1948 auf dem Pariser Autosalon präsentiert. Beim Anblick der 2CV-Karosserie bezeichnete ein niederländischer Journalist das neue Modell als „hässliches Entlein“ und begründete mit dieser Aussage den insbesondere im deutschsprachigen Raum üblichen Spitznamen „Ente“ und den Kult des 2CV. Der 2CV wirkte sympathisch, er war Ausdruck einer neuen Philosophie des Individualverkehrs - ein Fahrzeug für die „kleinen Leute“ - und wurde schnell zu einem Symbol der Freiheit. Die „Ente“ verblüffte mit ihrem ungewöhnlichen Aussehen. Neben der Silhouette überzeugte sie die Kunden mit zahlreichen pfiffigen Technologien wie einem Frontantrieb, einer weichen Federung mit langem Federweg und einem luftgekühlten Zweizylinder-Motor.

Die Göttin erwacht

Auch die DS zählt aufgrund ihres einzigartigen Designs und Komforts zu den begehrtesten Oldtimern. Als im Oktober 1955 der Pariser Automobilsalon seine Pforten öffnete, hatte „La Déesse“ (zu Deutsch „die Göttin“) auf dem Citroën-Stand ihren ersten großen Auftritt. Die Besucher gerieten ins Schwärmen über zwei seinerzeit revolutionäre Features: die erstmals im Citroën DS eingesetzte Hydropneumatik und das stromlinienförmige Design von Star-Designer Flaminio Bertoni. Bereits am ersten Messetag wurden rund 12.000 Kaufverträge unterschrieben. Am Ende der Messe lagen über 80.000 Bestellungen für „die Göttin“ vor. Zwischen 1955 und 1975 wurden weltweit insgesamt 1.456.115 Exemplare des herausragenden Citroën Modells produziert.

Ein Kastenwagen im Kunststoffkleid

Kultstatus erreichte der Citroën Méhari Ende der 60er Jahre. Während eine ganze Generation auf den Pariser Straßen mehr Freiheit forderte, überraschte Citroën am 11. Mai 1968 im französischen Deauville mit der Präsentation des Méhari. Das schlichte, vielseitige Cabriolet basierte auf der Plattform des Dyane 6. Die von Roland de la Poype entwickelte leichte Karosserie bestand aus durchgefärbtem ABS-Kunststoff (525 Kilogramm) und war nicht rostanfällig. Zudem ließ sie sich außen wie innen mit einem simplen Wasserstrahl reinigen. Der Méhari wurde gerne für Ausflüge ans Meer genutzt. Während der 19-jährigen Produktionszeit (bis 1987) wurden rund 145.000 Exemplare des Méhari gefertigt.

Stil-Ikone mit Maserati-Motor

Im März 1970 feierte der Citroën SM auf dem Genfer Autosalon seine Premiere. Das Modell ist auch heute noch ein Blickfang und begeistert mit seinem einzigartigen Design und mit dem leistungsstarken Motor. Das Luxuscoupé geht auf die 1968 geschlossene Kooperation mit Maserati zurück und verfügte über einen Maserati-Sechszylinder-Motor und 170 PS. Die von Chef-Designer Robert Opron entwickelte Stil-Ikone wurde von 1970 bis Mai 1975 im Werk Chausson nördlich von Paris 12.920 Mal gebaut und galt als technisches Wunderwerk.

Mehr Aerodynamik durch Ölkrise

Nach der zweiten Ölkrise in den Jahren 1979/1980 standen die Citroën-Modelle der 80er Jahre unter dem Einfluss des Wirtschaftlichkeit-Gedankens. So auch der im Oktober 1982 vorgestellte Citroën BX, der zusätzlich neue Akzente in puncto Aerodynamik und Karosseriebau setzte. Die Karosserie mit seinen streng geometrischen Linien war Schöpfung des italienischen Designers Marcello Gandini aus dem Hause Bertone. Rundungen waren tabu. Eine besondere Innovation war der Leichtbau der Karosserie: Bei den Stoßstangen, der Motorhaube, der Heckklappe und der C-Säulenverkleidung wurden Kunststoffe eingesetzt. Neu waren auch der Korrosionsschutz unter Verwendung von galvanisierter Stahl und Zinkbeschichtung. Zudem war die Karosserie die erste bei Citroën, die am Computer geplant und entwickelt wurde.

Zweckmäßigkeit rückt in den Vordergrund

Die Erfolgsgeschichte des Kleinwagens Citroën AX startete 1986. Über 2,57 Millionen Fahrzeuge wurden bis 1998 in Aulnay-sous-Bois nahe Paris gefertigt. Bei der Entwicklung des Modells lag der Fokus auf einem möglichst großen Innenraum bei minimalem Gewicht. Die Einstiegsversion wog lediglich 640 Kilogramm. Bei der Konzeption des Innenraums stand die Zweckmäßigkeit im Mittelpunkt. So wusste der AX mit einer Vielzahl von Ablagen sowie Staumöglichkeiten zu überzeugen und bot in der dreitürigen Variante sogar einen Flaschenhalter. Für Furore sorgte der Wagen nochmals in den 1990er Jahren: Der in Kleinserie im Jahr 1993 auf den Markt gebrachte AX Electrique verfügte über einen serienmäßigen Elektroantrieb. Die Reichweite betrug - je nach Strecke und Fahrweise - zwischen 90 und 160 Kilometer.

Mit dem Xsara auf den Rallye-Parcours

Mit dem Citroën Xsara hatte die Marke im September 1997 ein neues Modell zwischen Saxo und Xantia platziert. Bekanntheit erlangte insbesondere das Rallyefahrzeug Xsara WRC, mit dem der junge Sébastien Loeb seine ersten WRC-Läufe (2002) gewann und für die Marke mit dem Doppelwinkel den Titel in der Fahrer- und Teamwertung einfuhr.

Mehr Komfort in der Top-Ausstattung

Das neue Topmodell der Marke war ab 2006 der Citroën C6. Mit seinem edlen Design positionierte sich die Limousine in der gehobenen Mittelklasse. Zum Einsatz kamen eine hydropneumatische Federung für mehr Komfort und ein Head-Up-Display.

Mit der Markteinführung des Citroën C5 Aircross SUV in Österreich setzt der französische Hersteller 2019 seine internationale SUV-Offensive fort. Das neue Flaggschiff der Marke übernimmt die Designmerkmale der jüngsten Citroën Modelle und präsentiert sich als „Next Generation SUV“ mit Fahrassistenzsystemen und Konnektivitätslösungen. Im Jahr 2020 wird der neue SUV als erstes Fahrzeug der Marke mit Plug-in-Hybrid-Technologie angeboten.

Sympathische Knutschkugel

Das Ami One Concept ist eine urbane, rein elektrisch angetriebene Mobilitätslösung, mit der sich Citroën zukünftigen Herausforderungen in den Städten stellen will. Es wurde als emissionsfreie Alternative zu öffentlichen Verkehrsmitteln, Zweirädern oder Scootern entwickelt und bietet neben einem kompakten Würfeldesign Platz für zwei Personen. Das Concept kann - je nach Gesetzgebung des jeweiligen Landes - von jedem, der mindestens 16 Jahre alt ist, gesteuert werden; der Zugang zu den verschiedensten Carsharing- oder Mietangeboten erfolgt per App. Das vernetzte Ami One Concept verkörpert die Vision der Marke von der Freiheit in der Stadt.

Mobilitätslösung für die Langstrecke

Auf der diesjährigen VivaTech auf dem Pariser Messegelände an der Porte de Versailles zeigte Citroën erstmals das Konzeptauto zum 100-jährigen Jubiläum der Marke. Das rein elektrisch angetriebene Fahrzeugkonzept 19_19 Concept ist mit einer Reichweite von 800 Kilometern auf Fahrten im außerstädtischen Bereich zugeschnitten. Das unkonventionelle Design ist durch die Luftfahrt inspiriert. Dank der Advanced-Comfort-Federung mit aktiver, intelligenter Steuerung „schwebt“ das Citroën 19_19 Concept über Fahrbahnunebenheiten, so das Unternehmen. Zu den Ausstattungshighlights zählt eine aktive, intelligente Steuerung der Fahrfunktionen, die autonomes Fahren ermöglicht sowie ein proaktiver „persönlicher Assistent“, der mit den Insassen interagiert. Aktuell handelt es sich aber noch um ein Concept Car.

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